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Soundtrack - The beach

Soundtrack- The beach

London
VÖ: 21.02.2000

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Sphärische Meeresklänge

Soundtracks sind ja immer ein zweischneidiges Schwert. Zum einen soll die Atmosphäre eines Films eingefangen werden, zum anderen durch massenwirksame Namen eine möglichst große Menschenmenge zum Kauf von sowohl CD als auch Eintrittskarte bewegt werden. Nur die wenigsten Soundtracks schaffen es diesen schmalen Grat zwischen Kommerz und Kunst zu meistern. Überrachenderweise gelingt dies "The Beach". Wer hier glatte Songs für 14-jährige Leonardo DiCaprio-Fans erwartet ist glücklicherweise komplett falsch gewickelt.

Der Soundtrack baut eine sehr gute, homogene Atmosphäre auf und schafft es, trotz der teilweise riesigen Unterschiede zwischen den Stilrichtungen - die massenkompatibele Girlie-Band All Saints tritt hier neben dem ambitionierten Elektro-Projekt UNKLE in Verbindung mit Richard Ashcroft (ehemaliger Frontmann von The Verve) auf, um ein einheitliches, nie langweiliges Bild abzuliefern. Sicherlich sind auch hier wie so oft einzelne Perlen besonders hervorzuheben während anderes wohl schnell dem Vergessen anheim fallen wird, aber dieses Problem hat wohl jede Zusammenstellung von Stücken unterschiedlichster Stilarten.

Besonders positiv an "The Beach" fällt auf, daß alle Stücke ein gewisses Grundthema gemeinsam haben und allen eine sehr sphärische Stimmung anhaftet. Das verhindert gleichzeitig, daß man den Eindruck gewinnt, nur eine lustlose Songsammlung bekannter und semi-bekannter Showgrößen gekauft zu haben und außerdem einen hervorragenden Zusammenhang zum Film schafft. Dieser ist übrigens auch recht ordentlich geraten und definitiv einen Blick wert, auch wenn er weit hinter der meisterhaften Romanvorlage von Alex Garland zurückbleibt. Auffällig ist noch die stark elektronische, tanzbare Tendenz von "The Beach", die aber nie in "Dream Dance"-Regionen herabsinkt und der überwiegende Anteil englischer Bands bei einer amerikanischen Filmproduktion.

Eröffnet wird der Soundtrack mit dem Stück "Snakeblood" von Letfield, einem durchschnittlichen Housestück, das mich persönlich nicht in geringster Weise interessierte, aber sicher Freunde bei den Anhängern dieser Musik finden dürfte. Auch der zweite Track, der zugleich die erste Singleauskoppelung darstellt, "Pure shores" von der Girl-Group All Saints, gehört wohl kaum in den alternativen Haushalt, läßt sich aber ertragen und wird ansonsten einfach ignoriert. Wer das Stück tatsächlich noch nicht aus dem Radio kennt, sei darauf hingewiesen, daß sich die All Saints hiermit doch sehr weit von ihrem "Spice Girls für Spätbubertierende"-Image entfernen und eher die Madonna-Richtung ansteuern. Ein erstes Highlight folgt mit Mobys "Porcelain", das zwar bereits auf dessen "Play"-Album enthalten ist, jedoch besonders im Kontext des Filmes noch einmal eine ganz besondere Bedeutung findet.

"Voices" von Dario G fand bei mir ebenfalls keine weitere Beachtung, fiel aber auch nicht weiter negativ auf und ist zumindest nicht so nervig wie die Fußballhymne "Carneval de Paris" und deren Vorgängerhit "Sunchyme". Ähnliches gilt auch für die Stücke von Faithless, Mory Kante und Barry Adamson, nett aber belanglos. Es folgt mit "8 Ball" Neues von Underworld, der wohl innovativsten Elektronik-Kapelle des Planeten. Sicherlich kein weltbewegender Song und nicht zu vergleichen mit "Born Slippy", dem Soundtrackbeitrag, der sie weltberühmt machte, aber doch ein Lichtblick in der Masse der Elektronikbelanglosigkeiten.

Sugar Ray konnte ich persönlich nie etwas abgewinnen, ihr fröhlicher Pop-Rock dürfte aber doch einige Fans finden und ist definitiv hörbar. Hinzu kommt, daß es sich bei Spinning away um ein Cover von Brian Eno und John Cale handelt, die Jungs also nicht viel falsch machen konnten. Ähnlich ergeht es dem Asian Dub Foundation, der auch nur Fans begeistern wird. Der Blur Song "On your own" stammt vom 97er- Erfolgsalbum "Blur", kommt in einem recht ungewöhnlichen Remix-Gewand daher, hinterläßt aber einen guten Eindruck. An den Reglern stand hier übrigens William Orbit, der sich auch für die Produktion des All Saints-Stück verantwortlich zeigte und damit eindrucksvoll seine Position als derzeit wohl wichtigster Produzent Englands untermauerte. Positiv ist "Brutal" das neue Stück der Eighties Heroen New Order zu bewerten. Zwar erinnert das ganze doch stark an alte Depeche Mode Zeiten, doch zeigen hier die Elektronik-Pioniere, daß sie immer noch ohne Probleme schöne Pop-Melodien in elektronischem Ambiente kreieren können.

Mit "Lonely soul" von UNKLE feat. Richard Ashcroft findet das Album gegen Ende einen weiteren Höhepunkt, und auch wenn dieser Song bereits auf dem 98er UNKLE-Album "Psyence fiction" enthalten ist, hat er nichts von seiner Faszination verloren. Daß Ashcroft eine der besten Stimmen der Insel hat, dürfte wohl jedem seit den überragenden "Urban hymns" klar sein, die The Verve vor ihrer Auflösung den endgüligen Durchbruch brachten. Das abschließende "Beached" von Orbital und Angelo Badalamenti, der sich im übrigen für die Zusammenstellung der Songs verantwortlich zeigt, was ihm ja bereits beim Soundtrack zum David Lynch Film "Lost Highway" hervorragend gelungen ist, schließt das Album schließlich atmosphärisch gelungen ab, auch wenn ich mir den Song in einem anderen Kontext wohl nie anhören würde.

Höhepunkte bleiben also Mobys "Porcelain und "Lonely Soul" von UNKLE - schade, daß beide Songs bereits veröffentlicht waren und somit keinen wirklichen Kaufgrund bieten. Hinzu kommen aber gute bis sehr gute Stücke von Underworld, Blur und Sugar Ray sowie etliche Highlights für Fans innovativer Dancemusik made in England.

(Thorsten Thiel)

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Highlights

  • Porcelain (Moby)
  • Lonely soul (UNKLE feat. Richard Ashcroft)

Tracklist

  1. Snakehood (Letfield)
  2. Pure shores (All Saints)
  3. Porcelain (Moby)
  4. Voices (Dario G)
  5. 8 Ball (Underworld)
  6. Spinning away (Sugar Ray)
  7. Return of Django (Asian Dub Foundation)
  8. On your own (Remix) (Blur)
  9. Yé Ké Yé Ké (Remix) (Mory Kanté)
  10. Richard it's buisness as usual (Barry Adamson)
  11. Lonely soul (UNKLE feat. Richard Ashcroft)
  12. Beached (Orbital & Angelo Badalamenti)

Gesamtspielzeit: 76:23 min.

Referenzen

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