Jack Johnson - En concert
Brushfire / Universal
VÖ: 23.10.2009
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
Die perfekte Wolle
Schon das ganze Jahrzehnt surft Jack Johnson auf der perfekten Wolle: Die ganze Welt hat er infiziert mit seiner musikalischen Wattebauschwerferei, bei der sich der arglose Hörer heuer schon mal eine Flauschwunde zuziehen kann. Hat sich bis aufs Blut auch in die hintersten Radio- und WG-Winkel gekuschelt. Hat gezeigt, wie cool Barfußlaufen, Mülltrennen und Gutaussehen in genau dieser Reihenfolge sein können. Hat durch seinen Gesang ganze Regenwälder nachwachsen lassen und das Ein-Liter-Auto erfunden und außerdem noch Al Gore (okay, ab hier sind die Fakten nicht mehr gesichtert). Jedenfalls ist die Eier legende Wollmilchsau Jack Johnson damit irgendwo zwischen Blumenkränzen, Ukulelen für asiatische YouTube-Aspiranten und afroamerikanischen US-Präsidenten der möglicherweise erfolgreichste Export der kleinen amerikanischen Pazifikinsel. Darauf einen Toast (Hawaii)! Hula!
Und weil Weltverbessern nun mal Weltverbessern ist und nicht Zuhauseverbessern, gingen Johnson und Kumpanei im letzten Jahr auf große Tournee. Sie haben das Ganze auch gleich mal mitgeschnitten, für die, die gerade ihren Hybrid in die Werkstatt bringen mussten, und die Jura-Studenten, die noch ein romantisches Weihnachtsgeschenk für Tamara/Yasmine/Carmen brauchen. Was dann klingt wie ein ganz normales Studioalbum mit etwas Raumklang plus 0,2 Extra-Instrumente pro Song, nur dass eben schon alle Songs bekannt sind. Das Publikum ist in den wenigsten Songs überhaupt hörbar, und erst mit dem finalen "Angel / Better together" kommt etwas auf, das man ohne garstig zu sein als Live-Atmosphäre bezeichnen kann.
Ja, Johnson ist ein toller Typ. Definitiv einer der tolleren im internationalen Vergleich, dem man ohnehin unmöglich ans Bein pinkeln kann. Spätestens nach Song drei hat man sich aber an diese Tatsache erinnert. Dann ist gut. Was bleibt, sind ein paar richtig gute Songs wie etwa "Flake" vom Debüt "Brushfire fairytales". Und eine ganze Menge, die schunkeln, grooven und Sonnenlicht verstrahlen, wie Jack-Johnson-Songs eben schunkeln, grooven und Sonnenlicht verstrahlen - es stört nicht, reißt einen aber auch nicht von der Bambusmatte. "Constellations" ist nicht etwa deshalb ein Highlight, weil es ein besonders herausragender Song wäre, sondern weil man Duettpartner Eddie Vedder dankbar dafür ist, dass seine Stimme überhaupt mal etwas den gleichklingenden Wohlklang (respektive wohklingenden Gleichklang) auflockert.
Es ist wie immer im Leben: Die Dosis macht es, in entprechender Menge ist selbst an sich erquickliches Trinkwasser giftig, und 76 Minuten Jack Johnson sind bereits nahe an der toxischen Menge Boy-next-door-Musik, die ein Durchschnittshörer am Stück verträgt. Zumal es sich auch noch um eine Art Mogelpackung handelt, weil man dem Live-Album das Live-Album kaum anhört. Als KFOR-Friedensmission in Afghanistan oder im Schlaflabor mag so etwas funktionieren, aber wessen Unterhaltungsbegriff nicht gen Zen-Buddhismus geht, der sollte sich den Kauf zumindest nochmal überlegen. Oder sich mit Zwei-Song-Medleys als Mehrwert begnügen. Für die perfekte Wolle nimmt man eben am besten einen Weichspieler. Ist das zu weich, bist du zu hart.
Highlights
- Flake
- Constellations (with Eddie Vedder)
- Gone
Tracklist
- Belle / Banana pancakes
- If I had eyes
- Do you remember / Remeber
- Sleep through the static
- Flake
- Bubble toes / Express yourself
- Wasting time
- What you thought you need
- Country road (With Paula Fuga)
- Staple it together
- Sitting, waiting, wishing
- Constellations (with Eddie Vedder)
- The horizon has been defeated / mother and child reunion
- Good people
- All at once
- Gone
- Home
- Times like these
Gesamtspielzeit: 76:58 min.
Referenzen
Donovan Frankenreiter; G. Love; Money Mark; Dimi; William White; Matt Costa; Ben Harper; Daniel Cirera; Eagle-Eye Cherry; Guster; Wes Cunnigham; Joseph Arthur; Of A Revolution; Ezio; Animal Liberation Orchestra; Bart Davenport; John Mayer; Duncan Sheik; Pete Yorn; Pohlmann; Michael Penn; David Gray; Josh Rouse; Lovin' Spoonful; J.J. Cale; Yusuf; Cat Stevens; Donovan; The Magic Numbers; Jason Mraz; Joshua Radin
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