Downpilot - They kind of shine
Tapete / Indigo
VÖ: 18.09.2009
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Beziehungswaise
Manchmal ist es ganz einfach. Andere Singer/Songwriter möchten möglichst intime Atmosphären dadurch erschaffen, dass sie möglichst wenig spielen, allen Ballast abstreifen und im kleinen Rahmen mit engen Freunden sanfte Musik spielen. Vom Prinzip her ist das nicht schlecht gedacht. Paul Hiraga kennt aber einen besseren Trick: Er macht jetzt so gut wie alles alleine, kommt aber so dieser Ahnung von Intimität viel näher. Und: Er kann so viele Instrumente gleichzeitig spielen wie eine handelsübliche Band, ist aber stets viel persönlicher.
Das funktioniert natürlich nur, wenn man es nicht übertreibt. Übertreibung aber war Downpilot schon fern, als sie noch eine Band aus drei bzw. zwei Leuten waren. Jetzt ist Hiraga also alleine und macht Songs übers Alleinsein. Das sorgt mal für Frust, mal für Sehnsucht und mal für beides gleichzeitig. Wenn aber dabei so schöne Selbstkritik entsteht wie "Get me out of this / Idiotic shirt" aus dem munteren Opener "All the ghost will walk" darf das, ja, muss das sogar.
Hiraga kennt sich gut mit Gitarren aus, weswegen nicht nur das hübsche "Chelsea turnaround" darin badet, sondern auch das schüchterne "Flicker" und das schlurfige "In the morning". Zu Hiragas Hang zur Melancholie passen die schlichten Riffs und sanften Pickings. Aber auch die betulichen Tastentöne aus "Rider" und "A shot" stellen sich in keinen Weg. Sie kleiden die unbedingt romantischen Drei- bis Viereinhalbminüter gemütlich aus, damit sich niemand daran stoßen wird. Selbst wenn eine Gitarre mal dezent angezerrt wird wie im abschließenden "Carry the water", ist der Studiovorrat an Weichzeichner noch groß genug.
Hiragas melodische Verzagtheit entfaltet Charme, ohne jemals dringlich zu werden. Schon der Albumtitel "They kind of shine" ist eher unentschlossen. Als verwandte Geister in Folkrock und dezenter Americana kommen einem schnell die R.E.M. aus "Automatic for the people"-Zeiten, der "Sea change"-Beck, Pete Yorn oder Damien Rice in den Sinn. In jedem geschrammelten, gezupften oder gehauchten Moll-Akkord erklingt unverbindliche Versöhnung. Wer diese Musik sät, wird vor allem platonische Beziehungen ernten. Was dann jede Menge Stoff für weiteren Singer/Songwriter-Kuschelrock bietet. Sollte aber die verlorene Liebe jemals zurückkehren, sind Hiragas Arme weit geöffnet.
Highlights
- All the ghosts will walk
- Chelsea underground
- The regrade
- In the morning
Tracklist
- All the ghosts will walk
- Chelsea underground
- Hell on the turnpike
- The regrade
- Flicker
- In the morning
- Rider
- 28 ½
- A shot
- Carry the water
Gesamtspielzeit: 37:34 min.
Referenzen
David Poe; Pete Yorn; R.E.M.; Damien Rice; Grant Lee Buffalo; Tony Carey; John Vanderslice; Beck; Clem Snide; Eef Barzelay; The Tragically Hip; Josh Rouse; Ben Lee; Gus Black; Eels; Tom McRae; Ron Sexsmith; Jeff Buckley; Crowded House; Neil Finn; Michael Penn; Neil Young; Chris Cacavas; Counting Crows; The Wallflowers; Wilco; The Minus 5; Ryan Adams; Whiskeytown; Jesse Sykes; Calexico; Iron And Wine; Sun Kil Moon; South San Gabriel; Centro-Matic; Maritime; Straylight Run; Something Corporate; Death Cab For Cutie; Wheat; Son, Ambulance; The Unbelievable Truth; Vega 4; Travis; James Blunt; Coldplay; Keane; Youth Group; John Mayer; David Kitt; David Gray; Train; Live; Del Amitri; World Party; Ezio; The Jeremy Days; Three Dog Night; Paul McCartney; Randy Newman; Nick Drake
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