Devendra Banhart - What will we be

Warner
VÖ: 27.11.2009
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10

So einen Bart
Manchmal lohnt es sich, auch einen zweiten Blick zu riskieren und den ersten Eindruck zu hinterfragen. Wenn man auf dem Weihnachtsmarkt in die Tüte mit den warmen Maronen greift und diese eine irgendwie seltsam schmeckt, kann es schon mal ein Kohleklumpen sein, wer weiß das schon? Und wenn der werte Mann im roten Mantel und mit dem weißen Rauschebart nicht an so vielen Orten gleichzeitig sein kann - und just in dem Moment Opa Heinz in der Runde fehlt -, hilft oft schon ein kuzer Augenkontakt zur Enttarnung des Maskierten. Devendra Banharts Rauschebart ist zwar nicht weiß, aber ebenso wirr. Aber was bleibt übrig nach dem zweiten Blick?
Ein augenscheinlich immer etwas verrückter Musiker, gut, von denen gibt's mittlerweile viele. Ein Mann, der gut Gitarre spielt und in der Vergangenheit mehr als nur einen schönen Song geschrieben hat. Was weiß man privat? Nackt konnte man ihn bereits begutachten, und mit der wunderbaren Natalie Portman war er zusammen, in Ordnung. Und was hat man noch von Banhart nach der Veröffentlichung seines neuen Albums "What will we be"? Nicht mehr viel, leider. Der Hinterwäldler ist ins Städtchen gezogen und zum Leidwesen seiner Hörer gewöhnlich geworden. Abgesehen von ein paar echten Lichtblicken wie dem entspannt-verspielten Opener "Can't help but smiling" und dem poppigen "16th & Valencia, Roxy Music" ist das vorherrschende Gefühl beim sechsten Studioalbum des 28-Jährigen eine gewisse Leere. "Angelika" klingt wie vieles aus seinen vergangen Werken, während das lustlose "Chin chin & Muck muck" fast schon eine Frechheit ist.
"Rats" sticht heraus durch elektrische Gitarren und mehrere interessante Umbrüche, die so plötzlich kommen, dass man glaubt, der nächste Song habe begonnen. Diese innovative Seite hat Banhart auf den meisten der 14 Songs außen vor gelassen. Das schwerfällige "Meet me at lookout point" zerläuft beim Versuch, Atmosphäre aufzubauen, förmlich im kommenden Schnee. "Foolin'" wirkt dann wieder so, wie vorher schon mal gehört, und das Gefühl dauert an, obwohl das Album an dieser Stelle endet. Mit dem mittelmäßigen "What will we be" hat sich Banhart, der hinter dem Rauschebart und Natalie Portman sicher ein begnadeter Musiker ist, keinen Gefallen getan. Denn im Umkehrschluss lässt sich auf seine im Titel gestellte Frage nur eine Antwort finden: Auf die Art werden wir nicht mal mehr Freunde.
Highlights
- Can't help but smilling
- 16th & Valencia, Roxy Music
- Rats
Tracklist
- Can't help but smiling
- Angelika
- Baby
- Goin' back
- First song for B
- Last song for B
- Chin chin & Muck muck
- 16th & Valencia, Roxy Music
- Rats
- Maria Lionza
- Brindo
- Meet me at lookout point
- Walilamdzi
- Foolin'
Gesamtspielzeit: 50:31 min.
Referenzen
Vetiver; Akron/Family; M. Ward; Wooden Wand & The Vanishing Voice; Currituck Co.; No-Neck Blues Band; Tiny Vipers; The Mountain Goats; Iron & Wine; The Incredible String Band; Castanets; Animal Collective; Tom Waits; Giant Sand; Howe Gelb; Brightblack Morning Light; Grateful Dead; Jefferson Airplane; Neil Young; My Morning Jacket; Santana; Victor Jara; Silvio Rodríguez; Meg Baird; Vashti Bunyan; Joni Mitchell; Songs Of Green Pheasant; Antony & The Johnsons; Horse Feathers; Smog; Alasdair Roberts; Daniel Johnston; Bonnie 'Prince' Billy; Espers; Six Organs Of Admittance; Xiu Xiu; CocoRosie; Metallic Falcons; St. Vincent; Joanna Newsom
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