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Heavy Trash - Midnight soul serenade

Heavy Trash- Midnight soul serenade

Crunchy Frog / Cargo
VÖ: 09.10.2009

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Im Sumpfgebiet

In so einem richtigen Sumpf bleibt eigentlich kein Platz für Rockmusik. Sieht man einmal davon ab, dass sich die Klangkulisse aus Zirpen, Quaken und Zwitschern hervorragend für das nächste Mars-Volta-Album eignen würde. Aber sonst? Das Wasser sickert durch die Sohlen der ausgelatschten Chucks, die Luftfeuchtigkeit zaubert Flecken auf die feinsäuberlich mit Aufnähern verzierte Lederjacke, und allerlei Insekten verfangen sich in der klebrigen Haarpomade. Falls es irgendwo einen dieselbetriebenen Generator gibt, versinken die daran angeschlossenen Verstärker im Morast. Und während die Gitarristen mit Kurzschlüssen und rostenden Saiten kämpfen, überzieht der Drummer die ganze Band mit jedem Schlag und jedem Tritt schmatzend mit einer gleichmäßigen Schlammschicht.

Heavy Trash aber sind Helden. Zwei unerschrockene Männer, die sich ins Herz der matschigen Finsternis wagen und ungeachtet aller Widrigkeiten den Blues dahin zurückbringen, wo er herkommt: in den feuchtwarmen Schoß von Mutter Natur. Auch wenn sie auf dem Weg dahin manchmal ins Unterholz treten. Oder wie Blues-Sprengmeister Jon Spencer in "(Sometimes you got to be) Gentle" krakeelt: "Evolution is too slow / evolution is too old-fashioned." Im Hintergrund scheppern die als Schlagzeug verkleideten Mülltonnen, und die Gitarre kann sich nicht entscheiden, ob nun clean oder verzerrt, stolpern oder hüpfen. Es sind diese chaotischen Momente, die auf Anhieb im Ohr bleiben. Immer schält sich eine dreckverkrustete Melodie aus diesen verschrammten, verbeulten und fiependen Riffs. Wenn das nicht reicht, kommt von irgendwo ein gutgelaunt klimperndes Piano daher. Und Spencer singt dazu wie auf Viagra, verschluckt sich in "Bumble bee" fast am Refrain, schreit, stöhnt, leidet und versinkt in sumpfiger Brühe.

Die ruhigeren Stücke brauchen länger, zünden dann aber mindestens genauso gut. Wenn in "The pill" plötzlich jeder Dreck von Band und Instrumenten abfällt und sich der Song für kurze Zeit in eine strahlend weiße Liebeserklärung verwandelt, hat das etwas Religiöses an sich. Spencers Stimme ist daran nicht unschuldig. Neben aufgekratztem Geschrei und Familienplanungs-Gestöhne hat er auch den coolen Crooner ziemlich gut drauf, klingt manchmal gar wie die Sechziger-Version von Mark Lanegan. Kurz vor Schluss verbinden sich beide Seiten der Band im überbordenden "That's what your love gets". Die nur auf einem Gitarrenloop basierende Strophe mündet plötzlich in einen ausladend scheppernden Refrain. Der übersteuerte Backgroundgesang drängt sich dazwischen, und der Sumpf rückt für einen kurzen Moment ganz weit weg. Aber nur einen ganz kurzen Moment. Dann schlägt er wieder zu. Und platsch.

(Maik Maerten)

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Highlights

  • Gee, I really love you
  • (Sometimes you got to be) Gentle
  • That's what your love gets

Tracklist

  1. Gee, I really love you
  2. Good man
  3. Bumble bee
  4. The pill
  5. Pimento
  6. (Sometimes you got to be) Gentle
  7. Isolation
  8. Bedevilment
  9. Sweet little bird
  10. That's what your love gets
  11. In my heart

Gesamtspielzeit: 36:43 min.

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Threads im Plattentests.de-Forum

  • Heavy Trash (3 Beiträge / Letzter am 01.12.2009 - 21:50 Uhr)

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