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The Mary Onettes - Islands

The Mary Onettes- Islands

Labrador / Broken Silence
VÖ: 30.10.2009

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Unseres Glückes Schmied

Manche Dinge lassen sich gut und gerne als Pech bezeichnen. Wenn man den Bus verpasst, weil man unbedingt im Internet noch schauen wollte, ob es regnen soll und man einen Schirm brauchen könnte. Oder wenn man im Café draußen sitzt, weil die Luft ja so angenehm ist, und der eigene Kopf dann als Zielscheibe für Tauben herhalten muss. Wenn man als Musiker aber von einer Tour nach Hause kommt und feststellt, dass das Auto nicht bloß aufgebrochen, sondern auch eine dort deponierte Festplatte mit dem kompletten kommenden Album gestohlen wurde, dann ist das schon etwas mehr als Pech. Und wenn man dann am Boden zerstört ist und auch noch entdecken muss, dass das heimische Laufwerk mit dem entsprechenden Backup seinen Geist aufgegeben hat, dann ist das kein Pech mehr. Sondern Fortunas ganz persönliches Rendezvous mit dem Abgrund der Hölle. Das alles klingt überzogen? Dann sollte man Philip Ekström, Sänger der schwedischen Band The Mary Onettes, einmal nach den Aufnahmen zum zweiten Album "Islands" fragen.

Vielleicht sieht er es mittlerweile auch positiv, dass er sich ein zweites Mal ins Studio begeben durfte, um den Nachfolger zum selbstbetitelten Debüt von 2007 einzuspielen. Dieses war seinerzeit ein vertontes Achtziger-Jahre-Revival, das stellenweise gar etwas kühl und künstlich erschien - und auch auf "Islands" lassen sich die Anleihen an längst vergangene Tage nicht verleugnen. Und doch haben wir es hier mit einer Platte zu tun, die vor warmen Dream-Pop-Melodien nur so strotzt. Und die gehen ins Ohr: Der Opener "Puzzles" legt mit seinem schnellen Rhythmus einen guten Start hin und erinnert sogar an The Cure. Auch "Once I was pretty" ist ein Beweis für die Liebe der Band zum berüchtigen Jahrzehnt, in dem Kleidung und Frisuren schrecklich, die Musik aber ein echter Leckerbissen war.

So überrascht es auch nicht, wenn Ekström im epischen "Century" die Frage "So what's in your heart when you talk about those days when you were young?" stellt. Denn die Antwort liegt in seinem Fall klar auf der Hand. Ähnlich wie ihre Landsmänner Shout Out Louds verpacken The Mary Onettes selbst die traurigsten Textzeilen in poppige Hymnen des Glücks, und dies gelingt ihnen auf ihrem Zweitling deutlich besser als auf dem Vorgänger. "The disappearance of my youth" birgt da noch einen der ruhigeren Momente, obgleich auch hier die Streicher im Hintergrund und die Gitarre für einen schnellen Ablauf sorgen. Auf "Bricks", dem längsten und letzten Song, gönnen sich Ekström und seine Kollegen dann noch ein ausschweifendes Intro, bis das Stück in einem wahren Soundfeuerwerk explodiert. "Islands" hätte peinlich werden können, kitschig, schlecht. Wurde es aber nicht. Sondern wahrhaft glücklich, ohne dass es nur um Glück geht. Und sogar das gehört zu den Achtzigern.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • Puzzles
  • The disappearance of my youth
  • Century

Tracklist

  1. Puzzles
  2. Dare
  3. Once I was pretty
  4. Cry for love
  5. The disappearance of my youth
  6. God knows I had plans
  7. Symmetry
  8. Century
  9. Whatever saves me
  10. Bricks

Gesamtspielzeit: 42:06 min.

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