Norah Jones - The fall

Blue Note / EMI
VÖ: 13.11.2009
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Die Haare schön
Norah Jones präsentierte sich ja bisher immer als die Unschuld vom Lande, die es nur zufällig hinter so etwas Verruchtes wie ein Barpiano verschlagen hat. Ebenso unschuldig wirkten die kleinen, zauberhaften Songs, die, hörte man einmal nicht richtig hin, genauso schnell wieder verschwunden waren, wie sie kamen. Böse Zungen sprachen fälschlicherweise von Fahrstuhl- oder Einkaufsmusik. Doch nun, rechtzeitig zum vierten Studioalbum "The fall": neue Frisur, neuer Lebensabschnitt! So heißt es doch immer bei Euch Frauen. Norah Jones hat nicht nur die Haare schön, sondern meint es ernst und guckt so lasziv wie bisher nie im Video ihrer Single "Chasing pirates" in die Kameras, springt sogar im kurzen Röckchen durch die Szenen. Huch! Sittenverfall im Hause Jones?
Auffällig ist, dass sich dieses latent erotisch-mysteriöse Knistern vor allem durch die ersten vier Songs zieht. Jene Songs auf "The fall", die am ehesten eine neue Richtung suchen und mit denen sich Jones am weitesten von ihrem bisherigen Stil emanzipiert. Und mindestens genauso angenehm ist, dass sie sich damit gar nicht aufdrängeln oder anbiedern möchte und sich nicht auf eine Stufe mit Christina Aguilera oder Britney Spears begibt. Die zarte Erotik bleibt hintergründig und Jones so charmant und stilvoll wie gewohnt. Jones hat weitere Neuheiten auf Lager: Der Blueser "It's gonna be" ist ihr erster Song, der sich primär auf die Rhythmussektion und die elektrische Gitarre verlässt und dadurch wenig Raum für Jones' schwelgerische Veträumtheit lässt. Experimentelle Abgeklärtheit im Rahmen eines Alterswerkes könnte man so etwas wohl nennen. Das ist auch gar nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass die mittlerweile 30-jährige diesen ganzen Musikzirkus nun auch schon seit fast zwei Jahrzehnten mitmacht.
Und natürlich stilisiert sich Jones nicht plötzlich und aus dem Nichts als männermordender Vamp. Wer hätte ihr das schon abgenommen? Grundsätzlich bleibt die New Yorkerin sich und ihrem bisherigen Schaffen treu. "I wouldn't need you" ist gewohnt pflegeleichter souly Barjazz ohne störende Ecken und Kanten. Auch die Abschiedserklärung an ihren Ex-Lover und -Bassisten Lee Alexander "Back to Manhatten" mit seinem klimpernden Klavier und dem schleppenden Rhythmus hätte gut und gerne auf den vergangenen Alben einen Platz finden können. Und je weiter "The fall" voranschreitet, desto mehr wird deutlich: Das hier ist Norah Jones, wie wir sie hören wollen und wie wir sie kennen. Sie lässt erst gar keinen Zweifel an der Authentizität ihrer Stücke aufkommen.
"The fall" hält keine geschmäcklerischen Negativüberraschungen bereit. Norah Jones hat sich nur ein paar Schritte vom letzten, etwas folkigeren Album "Not too late" entfernt und schlägt auf Basis der altbekannten Freunde Jazz, Pop und Blues naheliegende neue Richtungen ein. Weniger verspielt, dafür erwachsener, selbstbewusster und stärker. Doch Jones bleibt Jones, wie sie singt und lacht. Da ändert auch die neue Frisur nichts. Und außerdem sind das doch eh alles nur blöde Vorurteile.
Highlights
- I wouldn't need you
- Back to Manhattan
- December
Tracklist
- Chasing pirates
- Even though
- Light as a feather
- Young blood
- I wouldn't need you
- Waiting
- It's gonna be
- You've ruined me
- Back to Manhattan
- Stuck
- December
- Tell yer mama
- Man of the hour
Gesamtspielzeit: 45:49 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Leatherface |
2009-11-23 16:43:03 Uhr
Hat's schon jemand gehört? Wie ist es denn so? |
Sch. Nulla |
2009-11-16 14:48:29 Uhr
Norah im Hintergrund und im Bett funztz lange und ausdauernd |
Ryan_Adams |
2009-11-15 10:31:27 Uhr
''... darunter der extrem überschätzte ryan adams ...''ähm ? unterschätzt wäre da mehr angebracht denk ich ... cheers |
captain kidd |
2009-11-14 13:42:35 Uhr
selbsterkenntnis ist der erste schritt zum grammy... |
Indienerd |
2009-11-13 11:02:51 Uhr
nein, habe ich nicht mitbekommen, ich vor verblendeter Nerd, muss zugeben dass ich mich mit der Dame noch gar nicht beschäftigt habe. Wahrscheinlich der peinliche Mainstreamhass, ja das wirds sein. aber die scheint ja einige sehr interssante Kollaborationspartner zu haben. ich verbinde Ribot eigentlich auch gar nicht in erster Linie mit Waits, aber bitte. |
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Referenzen
The Little Willies; Katie Melua; Rebekka Bakken; Amos Lee; Jesse Harris; Sarah Vaughan; Joni Mitchell; Nina Simone; Rickie Lee Jones; Carole King; Julie London; Diana Krall; Rebecca Martin; Amy Winehouse; Lily Holbrook; Feist; k.d. lang; Kristin Hersh; Lisa Germano; Ellen Klinghammer; Emiliana Torrini; Fiona Apple; Sarah McLachlan; Tracy Chapman; Hope Sandoval; Eleni Mandell; Martha Wainwright; Bob Dylan; Bill Evans; Ed Harcourt; Townes van Zandt; Kris Kristofferson; Leonard Cohen; Randy Newman; Tom Waits; Tim Buckley; Jamie Cullum
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