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Redemption - Snowfall on judgment day

Redemption- Snowfall on judgment day

InsideOut / EMI
VÖ: 25.09.2009

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Drohende Schicksale

Wenn man einmal darüber nachdenkt, was denn so die Hauptmotivation für Songschreiber ist, Songs zu schreiben, dann wird sicherlich die Verarbeitung von persönlichen Schicksalen ganz weit vorne auf der Liste stehen. Sollte das auch bei Nicolas van Dyk der Fall sein, Gründer und Chefdenker von Redemption, so dürfte das Material für dramatische Lyrics für die nächsten paar Jahre nicht versiegen. Denn kaum waren die Songs für "Snowfall on judgment day" fertig, wurde bei ihm ein Multiples Myelom festgestellt, eine besonders fiese Form von Knochenmark-Krebs, die seltenst heilbar ist. Da wir hier aber bei Plattentests.de und nicht bei der Apotheken-Umschau sind, sei für weitere Informationen hierauf oder den Pschyrembel verwiesen.

Abseits weiterer ärztlicher Bulletins wird allerdings schnell deutlich, dass van Dyks Krankheit auf die Qualität dieses Albums keinen Einfluss hatte. Ganz im Gegenteil: Wurde der Vorgänger "The origins of ruin" mit räudigstem Geballer eröffnet, so nehmen sich die Herren diesmal mehr Zeit: Kühle metallische Soundscapes lassen sich von donnernden Riffs ablösen, welche ihrerseits von an frühe Dream Theater erinnernden Keyboardläufen gehetzt werden. Dazu höchst variabler Gesang von Ray Alder, der diese Bandbreite bei seiner Hausband Fates Warning letztmals auf "A pleasant shade of gray" ausleben durfte. Vor zwölf Jahren, wohlgemerkt.

Was danach folgt, darf wohl mit Fug und Recht zur Creme des Progressive Metal anno 2009 gezählt werden. Ist "Walls" noch der Ohrwurm, der auch nach dem zehnten Durchlauf nicht langweilt und mit einem Refrain zum Niederknien aufwartet, kann "Leviathan" mit Riffs überzeugen, die höchst virtuos den schmalen Grat zwischen Eingängigkeit, Aggression und technischer Klasse bewandern. Doch auch bei den Lyrics lohnt es sich, genauer hinzuhören. Sei es nun beim düsteren "Black and white world" oder dem nahezu verzweifelten "Keep breathing", das van Dyk seiner an einer unheilbaren Augenkrankheit leidenden Tochter widmet. Gerade in letzterem Song kehrt van Dyk sein Innerstes nach außen: "Every day / I used to pray / For a miracle / Faith, now giving out / But for you I / Must keep on breathing."

Ob nun der Gastbeitrag des mitunter inflationär herumreisenden James LaBrie auf "Another day dies" wirklich zwingend war, darf diskutiert werden. Möglicherweise auch, ob das an sich sehr gute, aber auch arg ruppige "Fistful of sand" wirklich in den Albumkontext passt. Das ist aber am Ende schnell egal, wenn es der Band gelingt, mit "Love kills us all / Life in one day" einen äußerst fähigen Rausschmeißer für eine Platte nachzulegen, die auf der einen Seite an das grandiose "The fullness of time" erinnern lässt. Auf der anderen Seite aber auch angesichts der Krankheit ihres Hauptsongwriters zeigt, dass es sich lohnt, den Moment zu genießen. Was man in diesen 70 Minuten gerne tut.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • Walls
  • Leviathan rising
  • Black and white world
  • Love kills us all / Life in one day

Tracklist

  1. Peel
  2. Walls
  3. Leviathan rising
  4. Black and white world
  5. Unformed
  6. Keep breathing
  7. Another day dies (feat. James LaBrie)
  8. What will you say
  9. Fistful of sand
  10. Love kills us all / Life in one day

Gesamtspielzeit: 70:29 min.

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