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Cymbals Eat Guitars - Why there are mountains

Cymbals Eat Guitars- Why there are mountains

Memphis Industries / PIAS / Rough Trade
VÖ: 23.10.2009

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

That 90s Show

Was waren das für Zeiten damals. Dauernd wollte das Tamagotchi gefüttert werden. Irgendwo zwischen Hans Meiser und Takeshi's Castle die ersten Gehversuche in Sachen Musik. Da sang dann dieser merkwürdige Mann mit Glatze von der Rückbank eines Autos, und im großen Ozean versank ein Kahn mit Celine Dion als musikalische Untermalung. Die Neunziger waren schon eine tolle Zeit. Und heute, gut zehn Jahre nach ihrem Ende, dröhnen Gitarren aus den Boxen, die sich aus dieser Zeit losgerissen zu haben scheinen. Das Debütalbum von Cymbals Eat Guitars hört sich an wie der finale Kreuzzug des Indierocks von einst, gewappnet mit dem Wissen um das, was sich die 00er so erlauben werden.

Etwa dann, wenn "... and the hazy sea" eine Schippe Wahnsinn nach der anderen draufhaut und damit ungebremst über die Reling geht. Langsam und gemütlich verschwindet die Melodie am Horizont, während im Innern die Maschinen weiter brummen. "Indiana" kriecht daher, bevor es über ein Klavier stolpert und mit Bläsern den Karren Richtung Sonne zieht. Was einer Sisyphosarbeit gleicht, denn es dauert nicht lange, bis sich die Gitarren wieder aufs Kreuz legen lassen und sich um sich selbst drehen. Der Krach fährt dazwischen und reißt die Wunde erneut auf. So bekommt dann auch "Cold spring" keine Ruhe und ändert erneut die Richtung. Ganz tief innen schlummert eben schon der nächste Schub.

Nichts ist konstant, Beständigkeit wird zur Phrase. "Share" packt voller Selbstbewusstsein Shoegaze-Gitarren auf den Tisch - allerdings auf wehmütige statt auf stürmische Art. Mit einem Knall ist dann plötzlich alles entzaubert, und die Bläser legen sich sanft für ein paar Sekunden über die Vocals von Joseph D'Agostino, bis die Gitarren sich das lange genug angehört haben und den Spieß wieder umgedrehen. Melodien werden über den Haufen gerannt, Krach zerfließt ins Harmonische.

Bei all dem strahlt "Why there are mountains" aber keinerlei Unsicherheit aus. Hier weiß jemand genau, welche Knöpfe er drücken muss. Es ist das Rad der Zeit, das sich jeden einzelnen Song wie selbstverständlich vorknöpft, ihn zwischen den Speichen dreht und auf den letzten möglichen Ton abklopft. Vergangenheit und Zukunft fahren zur großen Showeinlage auf, die gerade durch kleine Gesten und Spielereien sympathisch ist. Dabei geraten Cymbals Eat Guitars nie in den Verdacht, ein Plagiat zu sein. Vielmehr ziehen sie mit vielen Einflüssen einen breiten, eigenen Sound hoch.

Auf leisen Sohlen verschwindet diese Platte, aber sie hat sich längst eingenistet. Hier und da kommen Versatzstücke hoch, Töne bleiben in der Luft hängen und die Zunge versucht, den Schrei zu verschlucken. Gegenteile sind unwiderruflich verbunden worden. Ruhe und Zorn werden zu Verbündeten. Krach und Melodie zu Kain und Abel, die ewig aufeinander einschlagen. Gefühl und Brachiales verteilen sich wie schwarze Galle langsam in den Gefäßen. Die Dinge sind nicht mehr das, was sie zu sein scheinen. Doch das ist im Rausch von "Why there are mountains" Nebensache. Es zählt dort nur der Moment. Alles hat seine Zeit.

(Björn Bischoff)

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Highlights

  • ... and the hazy sea
  • Share
  • Wind phoenix (Proper name)

Tracklist

  1. ... and the hazy sea
  2. Some trees (Merrit moon)
  3. Indiana
  4. Cold spring
  5. Share
  6. What dogs see
  7. Wind phoenix (Proper name)
  8. Living north
  9. Like blood does
  10. Tunguska

Gesamtspielzeit: 44:46 min.

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User Beitrag

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 29822

Registriert seit 07.06.2013

2019-08-29 16:12:37 Uhr
Klasse Debut, zerfahrener Zweitling, mit "Lose" dann als drittes ne klasse "Pop"-Platte, "Pretty years" hat mich dann gar nicht bekommen.
Das 5. Album (falls es eins gibt) müsste also wieder gut werden. :)

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 29822

Registriert seit 07.06.2013

2014-04-09 20:15:04 Uhr
Ich muss seltsamerweise ordentlich an Pavement, Malkmus und Trail of dead denken.

MalkmusPavement auf jeden Fall Hauptreferenz. Geiles Album immernoch.
The MACHINA of God
2013-02-09 19:25:51 Uhr
Klasse Album! Mehr Beachtung. Nachfolger ist ein wenig durchwachsen.
tuxx
2011-11-19 11:50:50 Uhr
Bei mir auf jeden Fall in der Top 5 2009. Richtig gut!
The MACHINA of God
2011-11-18 22:46:25 Uhr
Hoch damit!
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