Julian Casablancas - Phrazes for the young

RCA / Sony
VÖ: 30.10.2009
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Der Vierte im Labor
Little Joy, Nickel Eye und Albert Hammond Jr. haben allesamt abseits der Hauptband ihre Kurzzeiterfüllung in Nebenprojekten gefunden. Nahezu jedes Mitglied von The Strokes hat wenigstens ein Album veröffentlicht; dass ausgerechnet Sänger Julian Casablancas so lange gebrütet hat, überrascht hingegen ein wenig. Ob es am Entzug lag oder an der Justierung des Zumutbaren für den Strokes-Fan? Einzelne Tracks könnten jedenfalls ein Stirnrunzeln im Fanlager auslösen. Das dürfte spätestens seit der sehr guten Vorabsingle "11th dimension" deutlich sein, die im wahren Synthieglibber ertrinkt und mit den 80er Jahren shakert.
Auf "Phrazes for the young" schwächelt in erster Linie nur "4 chords of the apocalypse". Abseits der ungewollten Ähnlichkeit zum Uralt-Schlager "Aber dich gibt's nur einmal für mich" entsteht hier ein zähes Kaugummi-Konstrukt aus Casablancas langgezogenen Silben, Ausflügen zum Southern Soul und einer Orgel. "Ludlow St." kehrt dann partiell den Singer-Songwriter in Casablancas heraus und scheut sich nicht davor, dem gefühlten In-Instrument 2009, dem Banjo, ein Solo einzuräumen. Die teils (freak-)folkige, countryeske Nummer gerät allerdings schnell in Vergessenheit, was aber mehr der Stärke des folgenden "River of brakelights" geschuldet ist. In seiner Struktur und mit diesen Gitarrenriffs ist der Track nicht nur hiesiges Album-Highlight, sondern wäre auch ein schlicht sensationeller Strokes-Song.
"Tourist" gönnt sich Trompeten und "Glass" geht als Schmachtfetzen des Albums durch, in dem Casablancas sogar mal den Falsetto-Gesang streift. "Yes, I know I'm going to hell in a purple basket / At least I'll be in another world / But you'll be pissing on my casket", singt er im blitzsauberen Popsong "Out of the blue", der bereits vorsichtig mit Synthies um die Ecke tigert. In "11th dimension" lässt er die Hundeleine los, und für einen kurzen Moment fragt man sich, wann Phoenix wohl ein Strokes-Album aufnehmen. Die Herren selbst halten sich ja damit zurück. Während Casablancas Alkohol-Entzug durch Willenskraft gerne in der Presse auftaucht, geht der Entzug an strokeschem Material durch den Konsumenten völlig unter. Hoffentlich hat Nick Valensi registriert, dass seine Kollegen zwar mittelprächtige bis sehr gute Nebenprojekte generiert haben, aber eben kein Meisterwerk. Dann hält vielleicht der letzte der Strokes-Familie mit Solomaterial hinter'm Berg und der "First impressions on earth"-Nachfolger gedeiht. Plattentests.de is watching them.
Highlights
- Out of the blue
- 11th dimension
- River of brakelights
Tracklist
- Out of the blue
- Left & right in the dark
- 11th dimension
- 4 chords of the apocalypse
- Ludlow St.
- River of brakelights
- Glass
- Tourist
Gesamtspielzeit: 39:49 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Eierfurz |
2013-03-25 12:21:06 Uhr
höre es immer noch gerne. Schöne runde 7/10, gerade als Einstimmung auf das neue Strokes-Werk wieder im Player. |
|
2013-03-23 15:56:46 Uhr
Hätte Jules lieber die besten Songs fürs nächste Strokes-Abum aufgespart, Angles wär deutlich aufgewertet gewesen... |
bitte |
2011-10-14 12:57:02 Uhr
zusammenlegen |
Bernd |
2009-11-09 21:55:16 Uhr
Nervige Synthie-Melodien? Ich finde die besonders toll. |
brny |
2009-11-09 21:49:49 Uhr
die ersten drei songs sind sehr, sehr toll. und das, obwohl zumindest zwei davon auf richtig doofen, nervigen synthie-melodien basieren. da sag ich: wow. ich hoffe, ich hab in den nächsten tagen bald mehr zeit, um aufmerksam musik zu hören - freu mich auf den rest des albums. |
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Referenzen
The Strokes; Albert Hammond Jr.; Dirty Pretty Things; The Cribs; Ben Kweller; Elefant; Talking Heads; Ric Ocasek; Ultravox; Phoenix; Two Door Cinema Club; The Killers; Duran Duran; Kings Of Leon; Maximo Park; The Bravery; Bombay Bicycle Club; Roxy Music; The Romantics; The Vapors; Naked Eyes; XTC; The Cars; Adam Green; Yeah Yeah Yeahs; Little Joy; White Lies; Editors; Hockey
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