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Weezer - Raditude

Weezer- Raditude

Geffen / Universal
VÖ: 30.10.2009

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Der Rentenbescheid

Eigentlich war Rivers Cuomo immer schon zu alt für den Scheiß. Mitte der Neunziger machten er und seine Band Weezer sich zwei Platten lang so nackig, man hätte gleich die Klamotten dazu kaufen müssen. Cuomo, Typ Dreikäsehoch, Sextanerblase und im Leben noch keine drei Tage Bart, schrieb Junge-trifft-Mädchen-Songs, kreuzte sie mit seinen Geek-Fantasien und ließ seine Mitmusiker dazu die naivsten Akkord-Folgen seit den Everly Brothers greifen. Selbst Interview-Termine machten ihn aufgeregt, als wären es erste Dates - und das mit knapp dreißig. Man musste ein Furzkissen präparieren, wollte man ihm einen Ton entlocken.

Heute, zu Lebzeiten von Weezers aktueller Platte "Raditude", ist Cuomo immer noch Typ Dreikäsehoch, Sextanerblase und jetzt verheiratet, schreibt unter anderem Junge-trifft-Mädchen-Songs und traut sich alleine ohne Schwimmärmchen bis zu Katy Perry raus. Jene Pfarrerstochter Katy Perry, der Cuomo demnächst bei deren nächstem Album aushelfen will - und das schon mit knapp vierzig. Schwer zu sagen, ob irgendwo in diesen Zeilen der Hund, pardon, Grund dafür begraben liegt, warum "Raditude" so ist, wie es ist. Was jedenfalls bleibt von früher, das ist Cuomos Kassen-Gestell, das mittlerweile mit seinen Ohren zum Markenzeichen verwachsen ist. Und die naiven Akkord-Folgen, denen keine Rammstein-Edition von "Guitar Hero" etwas vormachen könnte. Das war's dann aber auch fast schon.

Drei Songs ist man drin in diesem "Raditude", der neuen Weezer-Platte, da hat man sie bereits fast alle gesehen: die Schubidus, Dadü-dadas und Dee-dee-na-na-nas, mit denen Weezer dahin wollen, wo sie sich selbst vor fünfzehn Jahren kaum hingetraut hätten: den Abspann einer Kuppel-Show auf MTV, die Klatschspalten der Gossip-Magazine und den Soundtrack der nächsten Teenager-Schmonzette, die den Boxoffice-Rekord sprengt. Damit das mal klar ist: Pop waren Weezer zum Glück schon immer, versehentlich. Nur klingen sie heute absichtlich so. Folglich muss "Raditude" mitunter schon mal eine Frechheit sein. Vor allem für jene, die Cuomo noch so konservieren wollen, wie er mit Mitte zwanzig mal war: so schüchtern, dass er seinen eigenen Song-Ideen nicht länger als drei Sekunden in die Augen schauen konnte. Wenn Leute zwischen knapp 30 und 45 heute zu den Bratgitarren während "On the mall" ihre Schnüffeltücher testen, dann vielleicht nur deshalb, weil Cuomo das Stück nicht geschrieben hat. Sondern Band-Kumpel Pat Wilson. Der ist immer noch ganz der Alte, leitet formidabel zur formidablen Cuomo-Ballade "I don't want to let you go" über - und Cuomo wiederum lässt "Raditude" im Bonus-Track schließlich so ausklingen, wie eine B-Seite der Rentals. Von uns aus.

Davor muss jeder, der die letzten drei, vier Weezer-Platten ohne Radio auf Nachtschicht war, etwas tun, das er vorher so nicht getan hat: sich mit Durchschnitt zoffen. Und ein paar Hiebe schlucken. "The girl got hot" und "Tripping down the freeway" sind von selben Jahrgang Powerpop, der auch die letzten Alben von The All-American Rejects oder Fall Out Boy kaum im Wert gesteigert hätte. Die Refrains sind reine Formsache, der Sitar-Einsatz in "Love is the answer" im Vergleich zur Rachel-Haden-Einwechslung auf der letzten Ozma-Platte der klare Verlierer. Vor allem in "Can't stop partying" schieben Weezer eine üble Nummer rund um Filmriss, Beats und Dosenbier, die selbst bei einer WG-Sause von Bloodhound Gang, Paris Hilton und Jackie Treehorn maximal backstage gelaufen wäre. Wer auch immer hier zuließ, dass sich Cuomo vor seinem Treffen mit Lil Wayne genug Mut angesoffen hat, um das durchzuziehen, soll sich bitte gar nicht erst bei uns melden. Für den Scheiß sind nämlich auch wir zu alt.

(Sven Cadario)

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Highlights

  • In the mall
  • I don't want to let you go

Tracklist

  1. (If you're wondering if I want you to)I want you to
  2. I'm your daddy
  3. The girl got hot
  4. Can't stop partying
  5. Put me back together
  6. Trippin' down the freeway
  7. Love is the answer
  8. Let it all hang out
  9. In the mall
  10. I don't want to let you go
  11. Turn me round

Gesamtspielzeit: 37:49 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 31659

Registriert seit 07.06.2013

2019-09-20 21:37:53 Uhr
Trotzdem möchte ich den Opener hier mehr hervorgehoben wissen. Der ist nicht nur RELATIV zum echt schwachenn Album gut, sondern für mich locker in ihren Top 10.

Affengitarre

User und News-Scout

Postings: 10783

Registriert seit 23.07.2014

2019-09-20 12:39:18 Uhr
Puh. Der Opener ist ja noch ziemlich cool, aber danach wird es bodenlos schlecht. Da wundert man sich wirklich, in welcher Krise Rivers Cuomo damals steckte und wie er so einen Schrott durchwinken konnte. Besonders heftig ist ja "Can't stop partying". Der Beat klingt, als hätte man sich irgendeine kostenlose Beatmakerapp heruntergeladen, den Samplesong einfach genommen und einfach darübergesungen. Grausig. Produktion ist auch nicht wirklich gut.

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 31659

Registriert seit 07.06.2013

2018-11-21 15:34:19 Uhr
Bis baldi.

The MACHINA of God

User und Moderator

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Registriert seit 07.06.2013

2018-11-21 15:34:00 Uhr
5/10 zum Abschluss. Insgesamt bleib ich wohl bei der 5,6/10. Klasse Anfang, dann der Tiefpunkt, dann fast nur Mittelmaß.

Croefield

Postings: 1717

Registriert seit 13.01.2014

2018-11-21 15:33:47 Uhr
So, es ist weiterhin kein gutes Album, aber es gibt durchaus sehr gute Songs, gerade in der ersten Hälfte.
Es war schön, aber jetzt muss ich los. Und das mit (If You're Wondering...-Ohrwurm. Schön.
Zum kompletten Thread

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