Fuck Buttons - Tarot sport

ATP / Indigo
VÖ: 16.10.2009
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Die Schreckschrauber
"Fuck Buttons sind Krach." So die ebenso zutreffende wie nüchterne Einschätzung des Plattentests.de-Rezensenten zu "Street horrrsing", dem ersten Album der Briten, das man eigentlich gar nicht nüchtern betrachten konnte. Angehört hat sich das seinerzeit ungefähr so: Ein komplettes Hottentottendorf steht mit Kriegstanztrommeln auf einer Bühne, wo außerdem eine Horde zugedröhnter Medizinmänner höllische Flüche ausspeit. Dazu dirigiert Angelo Badalamenti ein Drone-Medley aus sämtlichen David-Lynch-Soundtracks. Na ja, eigentlich sind Fuck Buttons nur zu zweit. Aber man wird ja noch ein wenig übertreiben dürfen. Tun Benjamin John Power und Andrew Hung schließlich auch ständig.
Obwohl die Versuchsanordnung zu "Tarot sport" zunächst einmal nachgerade konventionell anmutet. John Cummings von Mogwai und Shellac-Bassist Bob Weston sind weitestgehend aus den Credits verschwunden, stattdessen hat Andrew Weatherall produziert. Also der Mann, der Primal Scream zu Rave-Zeiten in ein schlabberiges Groove-Gewand steckte und mit Sabres Of Paradise und Two Lone Swordsmen die eher gemütlichen Ecken elektronischer Tanzmusik besetzte. Aber eben auch schon einen respektablen Remix von "Sweet love for planet Earth" anfertigte. Fuck Buttons mit durchgängigen Beats - klingt komisch, funktioniert aber prächtig.
Wobei man nicht den Fehler begehen sollte, den Begriff "Beats" mit Clubmusik und Tanzflächentauglichkeit gleichzusetzen. Wenn hier etwas tanzt, sind das nach wie vor hauptsächlich die Synapsen. Und selbst die nehmen es dabei nicht allzu genau mit der Körperbeherrschung. Wer den fürs knuffig morphende Pinguin-Video auf moderate Spielzeit editierten Opener "Surf solar" mit einem wegwerfenden "Halb so schlimm!" kommentiert, verkennt dann auch den Ernst der Lage. Ahnt nicht, dass der Track in der kompletten Zehn-Minuten-Version mit unablässigen Klopfzeichen, beständig mutierendem Percussion-Geschepper und nach der Hälfte gnadenlos drüberbratender Maschinenbrutzelei eine erschreckende Schneise ins Bewusstsein des Hörers brennen kann. Was natürlich erst der Anfang ist.
Fuck Buttons können der Versuchung nämlich nicht widerstehen, letztendlich doch einen riesigen Eimer weißes Feedback-Rauschen über fast jedem Stück auszukippen. "The Lisbon maru" lässt mit schleifenden Rhythmen und dröhnenden Noise-Akkorden noch an grob verzerrte Underworld in der Küchenmaschine denken, bevor es gegen Ende immer mehr Richtung Shoegaze in Technicolor geht. Über "Olympians" strahlt eine ungewohnt sphärische Neonsonne, und in den schwindelnden Höhen von "Space mountain" und "Flight of the feathered serpent" liegt gar irgendwo eine psychedelische Gitarre herum. Doch selbst wenn die früher omnipräsenten gepeinigten Schreie einer weniger zerstörerischen Grundstimmung und Ansätzen von Harmonie gewichen sind, bleiben Power und Hung Meister im Anziehen der Ohrenschrauben und Bewerkstelligen der Apokalypse. Lärmig geht die Welt zu Grunde - und wer da nicht mitgeht, verpasst mal wieder eine ganze Menge.
Highlights
- Surf solar
- Space mountain
- Flight of the feathered serpent
Tracklist
- Surf solar
- Rough steez
- The Lisbon maru
- Olympians
- Phantom limb
- Space mountain
- Flight of the feathered serpent
Gesamtspielzeit: 58:39 min.
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Kai User und News-Scout Postings: 3066 Registriert seit 25.02.2014 |
2023-02-01 14:54:30 Uhr
Street Horrsing > Tarot Sport > Slow Focus |
peter73 Postings: 3464 Registriert seit 14.09.2020 |
2023-02-01 14:47:17 Uhr
"slow focus" oder doch "tarot sport" ? ach, ich mag beide gleich gerne. seit 2015 sind FB "on hiatus", ich rechne also nicht mehr mit was neuem :( |
testplatte Postings: 402 Registriert seit 13.06.2020 |
2022-04-06 17:52:16 Uhr
auf empfehlung eines electronic-affinen arbeitskollegen kennen- und wirklich liebengelernt. pures doping auf dem weg zur schicht und genauso geeignet zur erhellung des feierabends ! |
Kai User und News-Scout Postings: 3066 Registriert seit 25.02.2014 |
2019-10-15 13:56:30 Uhr
Es braucht ein Repress! |
Felix H Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 10331 Registriert seit 26.02.2016 |
2019-10-15 13:50:35 Uhr
Stereogum-Artikel zum 10-Jährigen |
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Referenzen
Growing; Beak>; Battles; Aphex Twin; Belong; Isis; Mono; Sunn O))); Liars; No Age; Women; Oneida; HEALTH; Clark; Fennesz; Tim Hecker; Excepter; To Kill A Petty Bourgeoisie; Oren Ambarchi; Andrew Weatherall; Two Lone Swordsmen; Sabres Of Paradise; The Future Sound Of London; Autechre; Underworld; Pictureplane; Godspeed You! Black Emperor; Do Make Say Think; Deerhunter; Atlas Sound; Sonic Youth; My Bloody Valentine; M83; Black Dice; Stars Of The Lid; Xiu Xiu; Gang Gang Dance; Holy Fuck; Le Fly Pan Am; 65daysofstatic; A Silver Mt. Zion; Set Fire To Flames; Jon Brion; Jonny Greenwood; Ulrich Schnauss; Experimental Audio Research; The Black Dog; Telefon Tel Aviv; Techno Animal; Curse Of The Golden Vampire; Ice; Aube; Thomas Köner; Synapscape; Cranioclast
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