David Sylvian - Manafon
Samadhisound / Galileo
VÖ: 11.09.2009
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
Abwesenheitsnotizen
David Sylvians Stimme ist die Konstante. Um andere Vorhersehbarkeiten kümmert sich seine Kunst nur noch selten. So tat "Snow borne sorrow", das großartige Nine-Horses-Album mit Steve Jansen und Burnt Friedman, nur so, als erinnere sich Sylvian wieder an die Pop-affinen Sentimentalitäten von Japan. Das war ein wohliger Schauer nach den entrückten Improvisationen von "Blemish", für die Sylvian musikalische Strukturen analog zum Zerfall seiner damaligen Beziehung zerbröselt hatte. "Manafon" hingegen schubst ebenfalls wieder beinahe alles weg, was schnöde Eingängigkeit bedeuten könnte. Und macht doch an völlig anderer Stelle weiter als "Blemish".
Zur unnahbaren Selbstbezüglichkeit von "Blemish" durften nur Christian Fennesz und Derek Bailey zusätzliches Unbehagen anbringen. Für "Manafon" versammelte Sylvian diverse weitere Klangforscher: neben Fennesz dessen Wiener Gesinnungsgenossen Polwechsel, die Japaner Otomo Yoshihide und Toshimaru Nakamura sowie die britischen Improvisations-Altmeister AMM. Der beherzte Minimalismus lässt dieses Mal tatsächlich Nähe zu. Dafür sorgt natürlich vor allem Sylvians rauchige Stimme, die weiche Melodien in der unruhigen Stille der wechselnden Besetzungen verebben lässt. Aber auch das kammermusikalische Beinahe-Nichts seiner Mitstreiter, die keine Dissonanzen scheuen, aber keine Verstörung im Sinn haben, verströmt Wärme. Man hört das Knacken von Holz und das Knistern der Elektronik.
So kann das dezente Gewirr Sylvians phantasievollen Gesangslinien kaum etwas anhaben. Diese Disparität zwischen Sylvians mal schlichten, mal phantasievollen Melodien und den mäandernden Experimenten dürfte volle Absicht sein. Schließlich beleuchtet auch "Manafon" wieder Trennung und Verlust, wenn auch diesmal aus multiplen Perspektiven: zeitlich, musikalisch, lyrisch. Im eröffnenden "Small metal gods" verschwindet die Kindheit in einer Schublade. "Snow White in Appalachia" verabschiedet sich aus dem Leben zum statischen Rauschen des Radios, und "The greatest living Englishman" liest seinen Abschiedsbrief vor: "And there is no maker / Just an exhaustible indifference / And there's comfort in that." Im abschließenden Titelstück wird's zwar farbig, aber kaum konkreter: "And his wife she was a painter, but now she stains the altar black."
Sylvian zeigt auf "Manafon" künstlerisch wertvolle Schwäche. Das hat mindestens Charme. Dennoch wird es in diesen neun zwischen 29 Sekunden und beinahe elf Minuten langen Versuchen selten behaglich. Da ist das Konzept vor. Sporadische Klänge zeigen die Abwesenheit von Kommunikation auf, und auch ein Titel wie "Random acts of senseless violence" verweigert Lautstärke. In der Musik bleiben daher Lücken, die gelegentlich von verwegenen Ausritten gestopft werden, aber oft einfach nur Leere liefern, die jeder für sich selbst füllen darf. Oder dies einfach bleiben lässt.
Highlights
- Small metal gods
- Random acts of senseless violence
- Emily Dickinson
- Manafon
Tracklist
- Small metal gods
- The rabbit skinner
- Random acts of senseless violence
- The greatest living Englishman
- 125 spheres
- Snow white in Appalachia
- Emily Dickinson
- The department of dead letters
- Manafon
Gesamtspielzeit: 49:45 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Third Eye Surfer |
2009-09-15 03:28:16 Uhr
Wenn für dich jede Band, deren Mitglieder ausschließlich aus Männern besteht, automatisch eine Boyband ist, dann ja.Ansonsten nein. Japan war eine New Wave Band mit fürchterlichen Frisuren und grauenvollem Makeup, aber teils tollen Alben. Wurden oft mit Duran Duran in einen Topf geschmissen, was musikalisch zwar nicht so ganz zutrifft, aber naja. |
fräggle |
2009-09-14 23:22:10 Uhr
war der nich mal inner boyband? |
Third Eye Surfer |
2009-09-14 22:13:10 Uhr
Bin momentan kein bisschen in der Stimmung für Sylvian Musik. Aber irgendwann werd ich mir das Teil sicher mal anhören. |
asdf |
2009-09-14 21:27:47 Uhr
i would call it GAGAFON! |
Homunculus |
2009-09-13 16:55:36 Uhr
Ker ker ker David, mach doch endlich mal wieder Musik und hör auf die Leute mit Deinen "avantgardistischen" Spielereien zu nerven.Sylvians Stimme hier deutlich in den Vordergrund produziert, wird ergänzt mit loopartigen, superminimalistisch- fragmentarischen Streicher,Piano,Blas(Saxophon) Fetzen, die auf Dauer nicht befähigt sind, Spannung zu erzeugen.Vermutlich nur für Hörer geignet, die von morgens bis abends meditativ in der Landschaft rum schweben bzw ihren Arsch gar nicht mehr aus dem Bett kriegen.Rein situativ bedingt, kann ich mir hier sicherlich zwei Stücke in Folge geben, mehr ist nicht drin |
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Referenzen
Sylvian / Sakamoto; Nine Horses; Antony & The Johnsons; AMM; Steve Jansen; Fennesz; Ground Zero; John Zorn; Morton Feldman; Matmos; Tiny Vispers; Brian Eno; Ryuichi Sakamoto; Scott Walker; Mark Hollis; Talk Talk; Kate Bush; Peter Gabriel; Xiu Xiu; Portishead; Beth Gibbons & Rustin Man; Robert Fripp; John Cage; Terry Riley; Arvo Pärt; Philip Glass; Steve Reich; Angelo Badalamenti; Danny Elfmann; Swan Lake; Merzbow; David Thomas & Two Pale Boys; Pere Ubu; Swans; Bark Psychosis; Slowdive; Can; Die Anarchistische Abendunterhaltung; American Music Club; Red House Painters; Sun Kil Moon; Nick Cave & The Bad Seeds; Richard Hawley; Stina Morgenstam; Animal Collective; They Came From The Stars I Saw Them; Text; Fantômas; This Heat; Tied & Ticikled Trio; David Bowie; Bryan Ferry; Japan; Anywhen
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