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The Heavy - The house that dirt built

The Heavy- The house that dirt built

Counter / Rough Trade
VÖ: 02.10.2009

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Feuer unterm Dach

Dreck reinigt den Magen. Und manchmal auch die Ohren. Überhören konnte man "Great vengeance and furious fire", das Debüt von The Heavy, jedenfalls ebensowenig wie den übers Cover stolzierenden Totenkopfmann mit der dicken Pauke. Ein so tollwütiges wie tolles Explosivgemisch aus allem, was an populärer Musik grooven, qualmen und stinken kann. Wilde Funk'n'Roll-Stampfer, wehe Soul-Lamentos, zwischen Indie und Sixties-Garage delirierende Rockmonster - und nicht zuletzt Kelvin Swabys Gesang, der testosterongeschwängertes Flehen, düstere Klagelieder und verschwitzte Zoten gleich in mehreren Stimmlagen beherrschte. Als würden Curtis Mayfield und Led Zeppelin zusammen auf einem Northern-Soul-Weekender feiern - und das, obwohl The Heavy aus dem südlichsten Zipfel Englands stammen.

Was läge da näher, als all die dreckigen Versatzstücke nochmals unter dem selben Dach einzuquartieren und zuzusehen, wie sie sich in die Haare kriegen und gemeinsam Feuer legen? Sicher: Laut Swaby und Gitarrist Dan Taylor ist "The house that dirt built" die fällige Weiterentwicklung. Das Album, auf dem die Bläser nicht mehr aus dem Sampler kommen und das so organisch eingejammt wurde, wie es sich für Musik mit pechschwarzen Wurzeln und kalkweißer Schaumkrone gehört, auch wenn die knuffige Keyboarderin dabei anscheinend hinten runtergefallen ist. Doch sexy ist das Ganze natürlich immer noch. Und zum Glück gar nicht weit vom ersten Album entfernt.

Da kann "Oh no! Not you again!" mit Gitarrenüberfall und Uptempo noch so wutschnaubend den Zwei-Minuten-Max machen und kurzatmiges Sonics-Getröte vor sich herprügeln. Schon "How you like me now?" groovt zu spitzfindigen Licks und opulenten Bläserarrangements wieder wie die Hölle und lässt sich genauso viel Zeit wie das nervös vor sich hin shuffelnde "Sixteen". Und schon ist die Party in vollem Gange. Swaby teufelt, schmachtet und näselt nach Belieben und doch so hingebungsvoll, dass man den Schweiß auf seiner phänomenalen Spiegelglatze förmlich glitzern sieht. Ein paar kleine, aber immerhin rührselige Durchhänger wie "Short change hero" haben er und seine Band sich da zweifelsohne verdient, zumal bei "No time" sofort wieder auf die Tube gedrückt wird. Und die wenige Zeit, die The Heavy haben, nutzen sie bravourös.

Unter anderem auch, um raffinierte Querverweise in die Songs zu schleusen: Einmal schaut Screamin' Jay Hawkins um die Ecke, "Long way from home" wird um den Basslauf von "Hit the road Jack" herumgebaut, und der vorzügliche Raggamuffin-Sozialkommentar "Cause for alarm" zieht sich schachbrettgemusterte Klamotten an und verneigt sich im Vorbeigehen kurz vor Bob Marley. Dass die noch folgenden Songs nicht mehr viel Neues zum Thema zu sagen haben und ein wenig zu sehr in die Kissen sinken, fällt nach dem zuvor absolvierten, freakigen Tanzfest dann auch so gut wie nicht ins Gewicht - allenfalls ein Fingerzeig, dass The Heavy künftig noch ein wenig mehr riskieren könnten. Doch im Moment interessiert das noch nicht. Hier ist Stimmung in der Bude. Kurz und schmutzig.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Oh no! Not you again!
  • How you like me now?
  • No time
  • Cause for alarm

Tracklist

  1. The house that dirt built
  2. Oh no! Not you again!
  3. How you like me now?
  4. Sixteen
  5. Short change hero
  6. No time
  7. Long way from home
  8. Cause for alarm
  9. Love like that
  10. What you want me to do?
  11. Stuck

Gesamtspielzeit: 38:16 min.

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