Arjen Lucassen's Guilt Machine - On this perfect day
Mascot / Rough Trade
VÖ: 28.08.2009
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Zurück aufs Los
Ayreon standen und stehen nicht nur für große Prog-Platten, sondern auch für Bombast, Kohorten an Gastmusikern und schräge Konzepte. Die diversen Schicksalsschläge, die Bandchef Arjen Lucassen in der Vergangenheit zu ertragen hatte - Scheidung, Depressionen, zeitweilige Anosmie - lassen sich allerdings wohl kaum in schrille Fantasy-Konzepte packen. Einmal ganz davon abgesehen, dass besagter Bombast bereits bei der letzten Ayreon-Platte "01011001" nur noch marginal von Kitsch zu unterscheiden war.
Also Rückbesinnung auf alte Tugenden, verpackt in ein neues Gewand, welches nicht nur durch die Neu-Lebensgefährtin, Psychologin und - wie sich noch zeigen wird - durchaus passable Gitarristin Lori Linstruth programmatisch betitelt wurde, sondern auch einen gewissen Band-Charakter aufweisen kann. Das beginnt damit, dass nicht etwa Ayreon-Stammdrummer Ed Warby die Stöcke schwingt, sondern der frühere Porcupine-Tree-Schlagzeuger Chris Maitland. Und endet mit genau einem, Jasper Steverlinck (Arid), statt sonst gefühlter 137 Sänger.
Kompositorisch hat natürlich nach wie vor Lucassen das Zepter in der Hand. Und so wundert es überhaupt nicht, dass Guilt Machine durchaus über lange Strecken wie eine entspanntere Ausgabe von Ayreon klingen ... wenn man denn einmal die überlangen Songs durchdrungen hat, um zu dieser Erkenntnis zu gelangen. Plötzlich nämlich entpuppen sich Stücke wie "Twisted coil" oder "Green and cream" als wahre Prog-Kleinodien, deren Ideenreichtum zuvor eher untergegangen wäre. Faszinierend ist dabei vor allem, wie kurz eigentlich zehn Minuten sein können, wenn sie denn mit einer Reise zwischen wildem Gefrickel, donnernden Riffs und sanft schwebenden Passagen verbracht werden. Den roten Faden zwischen den Songs bilden dabei Ausschnitte aus Anruf-Botschaften von Fans, zu denen Lucassen aufgerufen hatte.
Natürlich ist Guilt Machine mit Ayreon vergleichbar. Das liegt vor allem an den typischen Stakkato-Riffs und den singenden Keyboard-Läufen, aber auch am druckvollen Sound aus eigenem Studio. Doch sollte man "On this perfect day" mit einer bestimmten Ayreon-Platte vergleichen, dann am ehesten mit "Actual fantasy". Und auch wenn Lucassen die Nähe zu sich selbst und zu Pink Floyd insbesondere bei "Over" mitunter ein wenig übertreibt, ist Guilt Machine potenziell mehr als nur ein Projekt. Nämlich der gelungene Versuch, neue Wege in der Arbeit zu gehen. Auch wenn man dafür von vorne anfängt.
Highlights
- Twisted coil
- Green and cream
- Season of denial
Tracklist
- Twisted coil
- Leland Street
- Green and cream
- Season of denial
- Over
- Perfection?
Gesamtspielzeit: 57:39 min.
Referenzen
Ayreon; Star One; Stream Of Passion; Porcupine Tree; Pink Floyd; Shadow Gallery; soul eXistence; Dramatic Irony; Symphony X; Riverside; Dredg; Dream Theater; Lunatic Soul; Everon; Enchant; The Cotton Soeterboek Band; The Cancer Conspiracy; Anekdoten; Anathema; Coheed And Cambria; The Quill; Arena; Oceansize; Deadsoul Tribe; Jasper Steverlinck; Arid