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Porcupine Tree - The incident

Porcupine Tree- The incident

Roadrunner / Warner
VÖ: 11.09.2009

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Schweres Los

Dass Steven Wilson ein mittelschwerer Workaholic ist, dürfte hinreichend bekannt sein. Faszinierend allerdings ist dabei, dass bei der Fülle der Veröffentlichungen Band für Band und Projekt für Projekt eine Struktur deutlich wird. Beispiel dafür ist seine Kernkompetenz Porcupine Tree, für die Wilson brav einen Rhythmus von gut zwei Jahren pro Album einhält. Nicht zuletzt der Nachklapp-EP "Nil recurring" ist es allerdings zu verdanken, dass der Ruf des Meisterwerks "Fear of a blank planet" immer noch nachhallt.

Selbiges toppen zu wollen, ist eine nicht geringe Aufgabe. Bereits der Blick auf die Trackliste lässt den Kritiker vermeintlich ratlos und den Fan selig lächelnd zurück: fünf Songs, 76 Minuten, dennoch zwei Tonträger, damit der schlappe 55 Minuten lange Titeltrack auch schön zur Geltung kommt. Auch wenn man den anderen Songs möglicherweise Unrecht tut, gilt es also zunächst, "The incident" zu erforschen.

Die Begrifflichkeit "erforschen" ist mit Bedacht gewählt, denn eigentlich ist "The incident" eine Suite aus 14 Kapiteln, die nach dem ersten Durchlauf Fassungslosigkeit hinterlassen. Hat Wilson diesmal überzogen? Im Gegenteil. Denn Wilson spielt äußerst geschickt mit einem Wechsel zwischen eigenständig überlebensfähigen Songs, Soundscapes und dem ein oder anderen donnernden Riff. Wobei diese im Vergleich zu den letzten Alben eher sparsam eingesetzt werden. Wilson bewegt sich vielmehr in einer Schnittmenge aus dem rüden Vorgänger und Klangkünsten wie "Stupid dream" und vor allem "In absentia". Dies betrifft vor allem Teil 5, "Drawing the line", der darüber hinaus mit einem herrlich rockigen Refrain aufwarten kann, dem kalten, anfangs gar Kraftwerk ähnlichen Teil 6 "The incident", sowie dem für sich schon mehr als brillanten Teil 9, "Time flies". Dazwischen schwebende Wolkenfelder wie der abschließende Teil 14, "I drive the hearse" - dieser erste Silberling für sich ist das Opus Magnum, das Meisterwerk eines großen Künstlers.

Wilson allein, das sei der Fairness halber bekräftigt, könnte diesen Sound ohne Ausnahmekönner wie Keyboarder Richard Barbieri oder Bassist Colin Edwin sicher nicht realisieren. Insbesondere Barbieri darf sich endlich einmal wieder austoben, wie spätestens die warmen, fluffigen Teppiche bei "Remember me lover" unter Beweis stellen. Denn kaum jemals hatten Songs eine undankbarere Rolle auf einem Album als jene vier auf dem zweiten Tonträger, worunter vor allem das recht unspektakuläre "Flicker" zu leiden hat. Zwar stieß die metallische Ausrichtung von "Deadwing" und "Fear of a blank planet" in Fankreisen nicht auf ungeteilte Zustimmung. Ein bloßes Zugeständnis ist der jetzige Tritt auf die Riffbremse dennoch nicht. Viel mehr: Es ist das perfekte Zusammenspiel der sphärischen Klänge und entrückter Songs früherer Alben, die sich mit entschlossenen Rock-Elementen der "Neuzeit" vereinigen. Nie klangen Porcupine Tree souveräner, vielseitiger und leichtfüßiger.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • The incident
  • Bonnie the cat

Tracklist

  • CD 1
    1. The incident
  • CD 2
    1. Flicker
    2. Bonnie the cat
    3. Black dahlia
    4. Remember me lover

Gesamtspielzeit: 76:31 min.

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