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HEALTH - Get color

HEALTH- Get color

Lovepump United / City Slang / Universal
VÖ: 18.09.2009

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Unterm Atompilz

Bunt ging es bei HEALTH schon immer zu. Auf den Covers ihrer Platten wie auch musikalisch. Doch wer die vier lärmbegeisterten Kalifornier mit dem passend in Versalien geschriebenen Bandnamen schon einmal bei einem ihrer zahnschmelzsprengenden Konzerte bestaunen durfte, der weiß: Vor allem Letzteres sollte man nicht allzu ernst nehmen. Zumindest live macht das Quartett nämlich alles Erdenkliche - außer Musik. Stattdessen werden Schaltkreise bei lebendigem Leibe zerlötet, Gitarren und Drums bis aufs Blut gequält und Stimmbänder hinterher im Zustand fortgeschrittenen Lochfraßes zurückgegeben. Ein geradezu körperliches Ereignis. Weswegen HEALTH die Spielzeit ihrer Alben auf eine gehörfreundliche halbe Stunde zu beschränken pflegen.

Was aber auf Dauer auch nicht weiterhilft. Denn wer verbindet die schwärenden Wunden, lindert die Strahlenkrankheiten und verräumt die subsonischen Scherbenhaufen, die "Get color" hinterlässt? Vermutlich kann nämlich auch dieses Album sehr einsam machen, wenn spätestens nach der Hälfte feststeht: So richtig wird das wieder nichts mit der Musik. Die "Nice girls" haben jedenfalls längst schreiend das Weite gesucht. Obwohl sich HEALTH diesmal wenigstens redlich Mühe geben, ihr planvolles Chaos einigermaßen nachvollziehbar zu gestalten. Und ansatzweise sogar harmonisch. Oder anders gesagt: "Get color" ist wie Urlaub unterm Atompilz. Nur viel schöner.

"Die slow" etwa ist genau der schleifende Noise-Rock-Song, den Death From Above 1979 nach ihrer Auflösung eben nicht mehr machen können und aus dem sich mit der Zeit sogar eine feinsinnige Synthie-Melodie herausschält. "Before tigers" ergäbe dank des auf "Get color" omnipräsenten, aber hier besonders halluzinierenden Gesangsüberbaus im Grunde eine lupenreine Folk-Miniatur - würden wildgewordenes Tribal-Drumming und tiefstfrequenzige Gitarrenattacken einem nicht ständig die Eingeweide zerwühlen. Und näher als beim wunderbar äthergetränkten "We are water" werden HEALTH relativer Popmusik wahrscheinlich nie kommen. Auch wenn sie mit "In violet" noch ein geräuschiges Drone-Ambient-Blümchen ans Ende pflanzen.

Doch machen wir uns nichts vor: Gegen Stücke wie die verloopte Monstrosität "Death+" oder das zu Anfang direkt tollwütig von null auf hundert rotierende "In heat" ist auch trotz deutlich zahlreicherer Harmoniesignale als auf dem selbstbetitelten Debüt wenig Kraut gewachsen. Und das ist auch gut so. Denn wenn man nach immer noch ziemlich unfassbaren 33 Minuten wie diesen nicht gewaltig nach Luft schnappt und sich vorsichtshalber ein neues Paar Trommelfelle bestellen will, war es eben keine HEALTH-Platte. Farbe bekommt der Hörer nach "Get color" ganz bestimmt. Und wenn es nur eine ungesunde im Gesicht ist.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Die slow
  • Death+
  • Eat flesh
  • We are water

Tracklist

  1. In heat
  2. Die slow
  3. Nice girls
  4. Death+
  5. Before tigers
  6. Severin
  7. Eat flesh
  8. We are water
  9. In violet

Gesamtspielzeit: 32:57 min.

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