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De/Vision - Two

De/Vision- Two

E-Wave / Drakkar / BMG
VÖ: 01.10.2001

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Schnarchende Schaltkreise

Als De/Vision Anfang der Neunziger mit selbstvertriebenen Singles wie "Your hands on my skin" oder "Boy on the street" zum ersten Mal von sich reden machten, waren sich Szenekreise schnell einig, es mit echten Talenten für gefühlvolles Tastengedrücke zu tun zu haben. Doch leider hatte der Synthpop der Bensheimer ebenso die Begabung, geradewegs ins Ohr und schnellstmöglich auch wieder herauszurutschen. So gab es auf jedem der bislang sechs Studioalben meist einen grandiosen Song, der Bestes verhieß, und als Begleitung jede Menge mehr oder minder nervige Mitläufer. De/Vision - die Andy Möllers des deutschen Elektropops.

Wie die Balltreter-Heulsuse suchten sie ebenso nach neuen Wegen der Selbstverwirklichung. Während aber der eine mit seinem Wechsel nach Schalke das genau Richtige getan zu haben scheint, verprellten De/Vision ihre popgewohnte Fanschar auf "Void" mit krachigen Gitarren und düsterer Elektronik. Vom Majorlabel postwendend vor die Tür gesetzt, kehrt man auf "Two" eines Besseren belehrt zu solidem, meist einschmeichelndem, oft aber leider auch einschläferndem Düsterpop zurück.

Dabei scheint die zum Duo geschrumpfte Truppe auf "Two" anfangs alles richtig zu machen. "All I ever do" blubbert gemächlich und säuselt derart melancholisch, daß man für einen Moment gar den noch immer penetranten deutschen Akzent von Goldkehlchen Steffen vergißt. Doch auch wenn ausgefeilte Sounds und die gelegentlich gezupfte Gitarre versuchen, über die frappierenden Unzulänglichkeiten im Songwriting hinwegzutäuschen, mißlingt dies nicht nur im zweiten Track "Silent moan" kläglich. Die Single "Heart-shaped tumor" läßt so etwas wie Energie schmerzlich vermissen. Scheinbar ist aller Strom in die Sythesizer gewandert.

Seltsam leb- und lieblos wälzen De/Vision sich in staubigen Klischees, bedienen sich fleißig im Ideenkatalog anderer Elektroniker und vergessen dabei, den eigenen Stücken so etwas wie Seele mit auf den Weg zu geben. Zu risikoscheu sind die Arrangements, zu betulich schlendert das Album umher. Songs wie "Blindness" oder "State of mind" wirken so spannend wie die Jahreshauptversammlung eines ostwestfälischen Briefmarkensammler-Vereins. Doch nicht mal beherztes Lecken hilft, damit "Two" im Ohr kleben bleibt, weil einem fast schon die Zunge im Mund eingeschlafen ist. Ruhe sanft.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • All I ever do

Tracklist

  1. All I ever do
  2. Silent moan
  3. Drowning soul
  4. Heroine
  5. Blindness
  6. Heart-shaped tumor
  7. State of mind
  8. Escape the world
  9. Uncaring machine
  10. Lonely day

Gesamtspielzeit: 51:03 min.

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