Colbie Caillat - Breakthrough
Universal
VÖ: 21.08.2009
Unsere Bewertung: 4/10
Eure Ø-Bewertung: 3/10
Mauerblümchensex
Colbie Caillat ist so eine ganz Süße. Eine Kalifornierin mit mandelförmigen Augen, haselnussbraunen Haaren, die in Interviews stets höflich und mit einer gesunden, aber nicht übertriebenen Portion Humor ausgestattet ist. Auf dem Cover ihres zweiten Albums "Breakthrough" ist ihr ohnehin makellos strahlendes Gesicht dazu noch so durch die Photoshop-Presse gezogen worden, dass selbst kleinste Mimikfalten ihrer 24-jährigen Vergangenheit angehören. Hört sich also alles so an, als wäre Caillat in der Schule eine von den Mädchen gewesen, die die Jungs aufgrund ihres unschuldigen Äußeren umgarnt hätten, während der Rest der weiblichen Fraktion auf der Toilette über sie herzieht und hässliche Bildchen an die Wand malt. Dementsprechend hat sie Glück, dass sie die Lehrjahre längst hinter sich lassen konnte und sich in der flauschigen Musikwelt wie Zuhause fühlen darf. Hier redet niemand schlecht über Colbie Caillat - hier kräht kaum ein Hahn nach ihr.
Schuld daran ist gar nicht mal die Musik, die sie macht. Das Problem ist ihre ganze Art. Schüchtern wirkt sie, nicht mal wie das Mädchen von nebenan, sondern wie eines, das um den Block wohnt. Die lächelt, weil es sich so gehört, die weiß, wann sie interessiert schauen muss und die niemals halbnackig auf irgendwelchen Magazinen posen würde - allein der verrutschte Träger auf dem Cover ihres Zweitlings "Breakthrough" dürfte reichlich Herzklopfen verursacht haben, und selbst der wirkt in etwa so authentisch wie der Gedanke, Britney Spears aus der vorherigen Generation könnte doch noch Jungfrau sein. Aufgesetzt kommt sie rüber, sogar dann, wenn sie sexy statt süß sein soll, und ganz falsch scheint das angesichts der riesigen Maschinerie und Produzenten-Papa Ken Caillat (Fleetwood Mac) hinter ihr und ihrem Debüt "Coco" gar nicht zu sein.
Ganz ähnlich verhält es sich mit ihrer Musik: Die kann man sich schon anhören, nebenher, im Radio, im Eiscafé. Und wenn die verstummt, gut, dann kriegt man das auch kaum mit. "You got me" ist einer dieser Songs, zu denen man sich selbst bereits erwischt hat, wie man an warmen Sommertagen mit dem Fuß mitgewippt hat. Kaum ist er vorbei, hat man die Melodie ohnehin wieder vergessen, und das Indie-Gewissen ist wieder rein. "I never told you" ist einer dieser philosophischen Höhenflüge, wie man sie von Jimi Blue Ochsenknecht erwarten könnte, mit einem Kilo mehr Schmalz und Pop-Kitsch versehen: "And now, I miss everything about you / I can't believe that I still want you", und mit "you" geht es kurz darauf weiter - denn hat man einen schlechten Reim erstmal gefunden, kommt man nur schwer wieder aus der Sache raus. Zugute halten sollte man der jungen Frau, dass sie an den Textverbrechen nur Teilschuld hat, denn bei jedem Song wird Caillat als Co-Autor aufgeführt. In diesem Fall wäre ein Ghostwriter vielleicht nicht die schlechteste Idee gewesen. Zumindest, und das darf man als Fortschritt sehen, ist kein so dermaßen beknackter Song wie "Bubbly" vom letzten Album zu finden - immerhin ein kleiner Trost.
Munter poppig-flockig geht es auf "It stops today" weiter, der gefühlte 69. Song vom gleichen Schlag, der in den Radiocharts - sollte er als Single veröffentlicht werden - sicher die oberen Plätze belegen und sämtliche Frauen Mitte 30 in den Büros von Hamburg bis München mit purem Glück erfreuen wird. Zu guter Letzt wartet die Plattenfirma dann noch mit einem echten Trick auf und packt einfach das Duett mit Jason Mraz, "Lucky" auf die Tracklist. Jener Song wurde vorher auf dessen letztem Album "We sing. We dance. We steal things" veröffentlicht und sorgte bereits 2008 für einen lauen Sommer. Aber Colbie Caillat verzeiht man alles. Schon okay.
Highlights
- You got me
- Lucky (featuring Jason Mraz)
Tracklist
- I won't
- Begin again
- You got me
- Fallin' for you
- Rainbow
- Droplets (featuring Jason Reeves)
- I never told you
- Fearless
- Runnin' around
- Break through
- It stops today
- Breakin' at the cracks
- Lucky (featuring Jason Mraz)
Gesamtspielzeit: 52:27 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
f! |
2009-09-12 19:40:30 Uhr
Dumm? |
k! |
2009-09-12 19:39:23 Uhr
oh :( |
nörtz |
2009-09-10 22:23:58 Uhr
Auf dem Cover sieht die übelst hässlich aus; man sollte es mit Photoshop nicht übertreiben.Gut, dass ich nicht mehr im Büro arbeite so werde ich wohl ihre Musik niemals ertragen müssen. |
shomo |
2009-09-10 21:53:33 Uhr
das cover ist so unglaublich entsetzlich shania twain.da fällste um. |
singsing |
2009-09-10 21:49:14 Uhr
passende rezension... |
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Referenzen
Nerina Pallot; Lily Holbrook; Sarah McLachlan; Over The Rhine; Paula Cole; Jewel; Jennifer Love Hewitt; Lisa Loeb; Penelope Houston; The Veronicas; A Fine Frenzy; Abra Moore; Bic Runga; Ani DiFranco; Leona Naess; Maria Mena; Dido; Alana Davis; Sheryl Crow; Maria Solheim; Marit Larsen; Ingrid Michaelson; The Pretenders; Sixpence None The Richer; Jessica Harp; Valentine; Delta Goodrem; Sarah Slean; Heather Nova; Suzanne Vega; Gemma Hayes; Chantal Kreviazuk; Vanessa Carlton; Tori Amos; Beverley Craven; Never The Bride; Lene Marlin; Wonderwall; Sophia Zelmani; The Corrs; Lea Finn; Jason Mraz; John Mayer; Duncan Sheik; Daniel Powter; James Blunt
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