Cornershop - Judy sucks a lemon for breakfast
Ample Play / Second Motion / Cargo
VÖ: 11.09.2009
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
Sauer macht lustig
So ein Alleinstellungsmerkmal ist schon etwas Feines. Man kann sich auch einmal eine längere Auszeit leisten, ohne Angst haben zu müssen, in der Zwischenzeit von ähnlichen Bands überrollt zu werden. Und wenn man sich dann endlich wieder zu einer neuen Platte aufrafft, ist es noch nicht einmal schlimm, wenn die exakt so klingt wie die vorherige. So geschehen bei Cornershop, der indisch-britischen Pop-Institution, die seit ihrem 2002er Album "Handcream for a generation" - von einer One-off-Single abgesehen - komplett von der Bildfläche verschwunden war. Nicht jedoch von der Tanzfläche, denn ihren Evergreen "Brimful of Asha" (wahlweise mit oder ohne Fatboy Slim) kann man auch heute noch in jeden Club pflanzen und braucht nicht lange zu warten, bis etwas passiert.
Passiert ist auch bei Tijnder Singh, Ben Ayres und Kollegen einiges. Das alte Label ging pleite, ein eigenes wurde gegründet, und neue Songs gibt es endlich auch. Für die sich Singh vermutlich nicht einmal allzu sehr das Hirn verrenken musste, denn die Kombination aus Brit-Rock mit Sitar, grooviger Popmusik, Bhangra und Dance-Beats ist immer noch ziemlich einzigartig. Da schadet es nichts, wenn "Who fingered rock'n'roll" mehr oder weniger original "Lessons learned from Rocky I to Rocky III"aufkocht und "The roll off characteristics (of history in the making)" später noch einmal den gleichen Stein ins Rollen bringt. Mit wohlig schunkelndem Groove, aufgekratzten Keith-Richards-Rumpelakkorden und "Oooh yeah"-Ad-Libs von weiblichen Backgroundchören haben Cornershop schließlich noch nie etwas falsch gemacht.
Und so gerät "Judy sucks a lemon for breakfast" über weite Strecken zu einem freudigen Wiedersehen mit alten musikalischen Bekannten. "Soul school" zupft eine kleine Sitarmelodie zu flötenden Keyboards, der Titelsong entschleunigt versonnen blinzelnd den großen Hit der Band, und für "Free love" geht es sogar kurz in die Zeit zurück, als "Jullander Shere 6 A.M." zur verpeilt blauen Stunde Pflicht für jeden Indie-DJ war. Der Gesang ist mehr Mantra denn bedeutungstragendes Element, überall lauern kleine Klöpferchen und Keyboardtupfer. Als Kontrastmittel wird später ausgerechnet der durchgenudelte Formatradiostandard "The mighty Quinn" souverän von seiner Patina befreit. Auch Cornershop wissen, wie Pop geht, wenn sie wollen.
Meist wollen sie aber nicht so richtig. Was bei "Shut Southall down" als Madonna-verdächtiger Großraumdisco-Hit beginnt, wird nach einer halben Minute abgewürgt, und die abschließende Viertelstunde "The turned on truth (The truth is turned on)" gilt es einfach durchzuhalten. Was aber auch kein Problem ist, wenn man gedanklich in einer Bollywood-Lounge sitzt, in der Dusty Springfields "Son of a preacher man" in der Endlosschleife läuft. Irgendwann ist die Luft zwar ein wenig raus aus diesem fast schon aufreizend entspannten Album - aber nach kurzer Eingewöhnungsphase überzeugen gut drei Viertel restlos. Cornershop machen das, was sie am besten können und halten dafür vorübergehend die Zeit an. Was auch den Vorteil hat, dass man drei Mal am Tag frühstücken kann. Und dabei das komische Grinsen nicht mehr los wird.
Highlights
- Who fingered Rock'n'Roll
- Soul school
- The roll off characteristics (of history in the making)
- The mighty Quinn
Tracklist
- Who fingered Rock'n'Roll
- Soul school
- Half brick
- Judy sucks a lemon for breakfast
- Shut Southall down
- Free love
- The roll off characteristics (of history in the making)
- Operation push
- The mighty Quinn
- The constant springs
- Chamchu
- The turned on truth (The truth is turned on)
Gesamtspielzeit: 57:02 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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kingsuede Postings: 4310 Registriert seit 15.05.2013 |
2024-01-12 21:10:45 Uhr
Kommt nicht an die beiden Vorgänger heran, ist aber recht passabel (6-7/10). Ich mag ja insbesondere das unmittelbare Vorgängeralbum Handcream for a Generation. Aber außer Brimful of Asha wurde von Cornershop nichts ausreichend gebührt. |
Magge |
2009-09-03 19:13:19 Uhr
ich bleib dabei,das album ist klasse,würde sogar sagen besser als die "handcream" :-) |
Kugelfisch |
2009-09-03 13:52:24 Uhr
Gleiche Meinung wie Logan, fand die "Handcream" auch ziemlich belanglos. |
logan |
2009-09-03 13:48:19 Uhr
@ Mater Panir: Ich habe die neue noch nicht gehört, und bin auch im Zweifel, ob ich das tun sollte, denn ich war von "Handcream..." schon ziemlich enttäuscht, weil die mit "When I Was Born For The 7th Time" in Sachen Lockerheit, Verspieltheit und Abwechslung nicht im geringsten mithalten konnte. |
Q-ba |
2009-08-28 23:11:33 Uhr
2 Lieder sind gut:01 who fingered rock´n´roll 09 the mighty quinn (coverversion) Aus 11 chamchu hätten sie mehr machen können, hat nen Ansatz von Punjabi-Style, aber das Lied nimmt einfach keine Fahrt auf. Der Rest ist ziemlich langweilig |
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Referenzen
Clinton; Kula Shaker; The Jeevas; Sean Lennon; Oasis; The Clash; Joe Strummer & The Mescaleros; Primal Scream; Jamie T; Big Yoga Muffin; Nitin Sawhney; Talvin Singh; Indian Vibes; Beck; Ween; The Beatles; George Harrison; The Rolling Stones; Reef; Marah; Mo Solid Gold; Little Barrie; Chumbawamba; Gomez; Cornelius; Just Jack; Dave Pike Set; Volker Kriegel; Asian Dub Foundation; Transglobal Underground; Credit To The Nation; Apache Indian; 1 Giant Leap; Panjabi MC; Badmarsh & Shri; M.I.A.; Dan The Automator; Dub Pistols; Lo-Fidelity Allstars; Fatboy Slim; Midfield General; Happy Mondays; Big Audio Dynamite; The Charlatans; The Verve; Super Furry Animals; The Zutons; The Vals; The Bees
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