Arctic Monkeys - Humbug
Domino / Indigo
VÖ: 21.08.2009
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Der wüste Ritt
Die Wüste lebt. Da gibt es lustige Tiere, imposante Kakteen und nicht zuletzt Josh Hommes Studio, wo in schöner Regelmäßigkeit Alben mit brachialem Heavy-Duty-Rock entstehen. Verständlich, dass sich die Arctic Monkeys eines Tages sagten: Da müssen wir auch mal hin. Kann ja nicht schaden, bevor man Gefahr läuft, als Band zu stagnieren. Eine Tendenz, die sich beim Zweitling "Favorite worst nightmare" nämlich andeutete - egal, wie sehr sich die Sheffielder darauf abstrampelten. Also Weiterentwicklungswillen, neue Songs und gesammelte musikalische Obsessionen zusammengepackt und dann Abmarsch in die USA. Zunächst zu Homme ins kalifornische Joshua Tree und dann nach Brooklyn zum altbewährten James Ford. Endstand im Mächtigkeitsspringen der Produzenten: Homme siegt sieben zu drei.
Woraus man ableiten könnte, dass "Humbug" zu zwei Dritteln nach Queens Of The Stone Age und zu einem Drittel nach Arctic Monkeys klingt. So einfach liegt der Fall aber natürlich nicht. Schon "My propeller" könnte zu Anfang von beidem nicht weiter entfernt sein. Stattdessen entfaltet sich kraftvoller, aber subtiler Midtempo-Twang mit croonendem Gesang von Alex Turner, als befände sich Morrissey auf einem Treck vierzig Wagen westwärts. Auch die Single "Crying lightning" hält sich noch vornehm zurück, obwohl schon rotierender auf Radiotauglichkeit getrimmt. Und so erwischt dieses Album einen blitzsauberen Start, der den Grundstein für den ebenfalls exquisiten Rest legt. Bassig produziert, mit Gespür für große Melodien und die Art staubigen Groove, der Rockmusik zum Swingen bringt.
Dabei schlagen die Arctic Monkeys zwischen Indie-Surf, verhalltem Western-Rock und komplexem Songwriting aber auch jede Menge Haken. "Dangerous animals" startet als leicht verständlicher Rocker, verlegt sich dann auf wildes Verkomplizieren und Tempiwechseln, während Turner atemlos den Titel vor sich herbuchstabiert. "Potion approaching" dreht sich nach einer ratternden Eröffnung wild um sich selbst und freut sich im schleppenden Mittelteil auf Bier und Hochprozentiges mit Wurm unten drin. Und "Pretty visitors" geht nur zu Anfang als originalgetreuer "Teddy picker"-Nachfolger durch, bevor Fuzztones-Orgeln und Breaks im Zehnerpack auf den Song einprasseln. Ob man damit auf dem Tanzboden noch gut aussieht, bleibt abzuwarten. Turner und seinen Jungs wird's egal oder vielmehr recht sein.
Denn nicht nur die erwähnten Songs sorgen auf "Humbug" für die rundum überzeugende Neupositionierung einer Band, die eben weitaus mehr vermag, als sie vor kurzem noch zu zeigen wagte. Zwar können auch die beiden überaus homogen agierenden Produzenten nicht ganz verhindern, dass die Arctic Monkeys manchmal zu viel wollen und die Stücke ohne Not überstrapazieren, wo ausgefüllte Selbstbeschränkung angebrachter gewesen wäre. Alison Mosshart von den Kills hätte jedenfalls Besseres verdient, als mit ihrem Gesangsbeitrag zu "Fire and the thud" nur knapp über die Wahrnehmungsgrenze zu lugen. Doch schlussendlich sollte man hier Nachsicht walten lassen - genau wie beim halbgare Wortspiele provozierenden Albumtitel. Vielleicht gibt es in der Wüste ja tatsächlich Brummkäfer.
Highlights
- My propeller
- Crying lightning
- Potion approaching
- Pretty visitors
Tracklist
- My propeller
- Crying lightning
- Dangerous animals
- Secret door
- Potion approaching
- Fire and the thud
- Cornerstone
- Dance little liar
- Pretty visitors
- The jeweller's hands
Gesamtspielzeit: 39:01 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Voyage 34 Postings: 958 Registriert seit 11.09.2018 |
2018-11-25 11:40:16 Uhr
Mit dem letzten Satz gehe ich immernoch 100% d'accord. Dachte zwischendurch kurz sie verlieren den Faden, aber Traquility Base Hotel & Casino gehört auch zum meinen meistgehörten Alben des Jahres |
MopedTobias (Marvin) Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion Postings: 20092 Registriert seit 10.09.2013 |
2018-11-25 11:16:35 Uhr
Hab die vor zwei Tagen erst wieder gehört und war ganz schön begeistert, hatte die trotz des coolen Sounds immer als etwas langweilig in Erinnerung. Aber da ist ja echt kein Ausfall drauf und was in Dance Little Liar und The Jeweller's Hands vor allem zum Ende hin passiert... Definitiv die spannendste Band der ganzen britischen '04-'06-Hype-Welle und mit Humbug wurde diese Entwicklung eingeleitet. |
Voyage 34 Postings: 958 Registriert seit 11.09.2018 |
2018-11-25 09:58:57 Uhr
Für mich ist favourite worst nightmare ihr eindeutig schwächstes.Humbug find ich immer noch sehr stark, wenn auch nicht ganz so sehr wie zur Veröffentlichung. Cornerstone ist ein evergreen, my propeller, der sound steht ihnen auch. MMn ihr Durchbruch zum extravaganten |
The MACHINA of God User und Moderator Postings: 33703 Registriert seit 07.06.2013 |
2018-11-25 04:17:40 Uhr
Ich mochte die immer am meisten von denen. Hat sowas subtiles. |
carpi Postings: 1652 Registriert seit 26.06.2013 |
2018-11-24 12:14:53 Uhr
"Secret Door" und der Schlusstrack "The Jeweller's Hands" sind gut, beim Rest bleibt bei mir fast gar nichts hängen (OK, "Crying Lightning" ist noch in Ordnung), nach "Favourite Worst Nightmare" ein ziemlicher Abfall. |
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Referenzen
The Rascals; The Last Shadow Puppets; The Zombies; Morrissey; The Smiths; The Strokes; Bromheads Jacket; Eight Legs; Buzzcocks; The Clash; Caesars; The Von Bondies; The Stooges; The Nomads; The Godfathers; The Mooney Suzuki; Jet; Queens Of The Stone Age; The Hives; Mando Diao; Whyte Seeds; The Shadows; The Fuzztones; The Seeds; The Libertines; Dirty Pretty Things; Babyshambles; Peter Doherty; The Paddingtons; Harrisons; Milburn; The Others; The Rifles; The Films; The Cribs; The Features; Franz Ferdinand; Five O’Clock Heroes; Hot Gossip; The View; The Pigeon Detectives; Little Man Tate; The Mardy Bums; Brakes; Threatmantics; Dogs; The Futureheads; Television; The Jam; The Kinks; The Who; The Zutons; The Fleshtones; The Cynics
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