Reverend & The Makers - A French kiss in the chaos

Wall Of Sound / PIAS / Rough Trade
VÖ: 21.08.2009
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Euer Merkwürden
Ein Liebespaar, das vor einem Atompilz knutscht. Lange nicht mehr gesehen. Zuletzt in der Schlussszene von "True lies". Mithin ein Fall für Arnold Schwarzenegger - und neuerdings auch fürs Cover der Band von Jon McClure. Der merkwürdige Sheffielder Pop-Reverend neigt schließlich von jeher zu übertriebenen Gesten und protzigen Statements, gibt sich bisweilen als angebliche Reinkarnation legendärer Musikgrößen aus, findet den unpopulären venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez knorke und fasst mit seinem GrimeHop-Nebenprojekt Mongrel sogar heiße Eisen der Nahostpolitik an. Oder erzählt vielleicht auch nur medienwirksamen Stuss, um im Gespräch zu bleiben.
Experiment gelungen. Einige Äußerungen McClures gegen die rechtsextreme British National Party brachten diese so auf die Palme, dass gewaltbereite Glatzen bei seinen Auftritten auftauchten - der Reverend antwortete prompt mit dem antifaschistischen Song "Manifesto / People shapers" als kostenlosem Download. Denn eins sollte man trotz allem nicht vergessen: Reverend & The Makers machen wohlinformierte Popmusik, die die Mitte zwischen vernuschelter britischer Gitarre und zickig-groovigem Electrodance trifft. Und auch auf dem Nachfolger zu "The state of things " lässt es sich zu Konsumterror, dunklen Machenschaften der Pharmaindustrie und Weltuntergangsszenarien ausgezeichnet tanzen. Inhaltlicher Holzhammer hin oder her.
"Silence is talking" rollt auf einem satten, wenn auch bereits längst endgelagerten Big-Beat-Wumms voran, kidnappt die Tröte aus "Low rider" von den Funk-Veteranen War und könnte genau genommen gestriger nicht sein. Trotzdem landet der Song weich auf einer hymnischen Vocal-Coda und meditativem Brimborium. "Professor Pickles" verhandelt mit der Bollywood-Fraktion, "No wood just trees" lässt eine ungemütliche Basslinie kicken und im Vorbeigehen werden von "I had too much to dream last night" bis "When I'm sixty-four" listig diverse Zitate aus der Rockgeschichte eingesammelt. All das macht aus "A French kiss in the chaos" eine meist prima swingende Platte. Ambitioniert, ideenreich und nur ab und zu ob der mannigfaltigen Anknüpfpunkte ein klein wenig anstrengend. Die Ironie daran: Den meisten Eindruck hinterlassen Reverend & The Makers, wenn sie die wenigsten Tricks versuchen.
"Hidden persuaders" schüttelt mit gradlinger Gitarrenharmonie und simplem, aber effektivem Refrain mal eben den lockeren Popsong aus dem Ärmel, für den Kasabian drei Alben gebraucht haben. Auf der Schlussballade "Hard time for dreamers" beschwört McClure sämtliche denkbaren Katastrophen herauf, nur um dann die Macht der Liebe anzuflehen. Nicht einmal die womöglich atompilzartig gemeinte Explosion der Instrumente am Ende kann diesem rührenden Stück Musik etwas anhaben. All you need is halt immer noch love. Sicher keine neue Erkenntnis - doch ein Schnellmerker war der Reverend noch nie. Und obwohl er vielleicht das Zeug dazu hätte, ist er entgegen aller Gerüchte auch nicht Ghostwriter für die Arctic Monkeys. Auch das war nämlich wieder nur medienwirksamer Stuss.
Highlights
- Silence is talking
- Hidden persuaders
- Hard time for dreamers
Tracklist
- Silence is talking
- Hidden persuaders
- No wood just trees
- Professor Pickles
- Long long time
- No soap (In a dirty war)
- Manifesto / People shapers
- Mermaids
- The end
- Hard time for dreamers
Gesamtspielzeit: 39:44 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
hannes |
2009-09-12 00:39:53 Uhr
Die Rezension ist Stuß. Schade das die 6/10 viele vom reinhören abhalten wird. Gute Platte. |
revilo |
2009-09-03 16:57:36 Uhr
sehr schöne Platte, hätte auch mindestens eine 7 gegeben. BEsonders no soap, Hard timesund silence gefallen mir sehr gut. |
Maja |
2009-08-25 21:51:16 Uhr
Ja, gutes Album. Hab ich mir vor ein paar Wochen aus England mitgebracht. Die Kritiker finden es mehrheitlich schlecht bis mittel, im Gegensatz dazu die Hörer. Da liefen immer ein paar Songs in dem Club wo mann mich öfter hinschleppte und alle fanden es toll.Auch im Uni Radio lief es öfter. |
Sick |
2009-08-24 23:19:15 Uhr
Ignoriert die seltsame Wertung hier und hört es euch an. Tolles Pop-Album des Reverends. 8/10. |
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Referenzen
Infadels; Primal Scream; Kasabian; Chikinki; The Sunshine Underground; Hard-Fi; The Dead 60s; The Clash; Mother And The Addicts; Young Knives; Consolidated; Marxman; Chumbawamba; The Stone Roses; Happy Mondays; Black Grape; Inspiral Carpets; Tom Hingley & The Lovers; New Order; The Ordinary Boys; Oppenheimer; Grand National; Death In Vegas; LoFidelity Allstars; Propellerheads; Bentley Rhythm Ace; Jesus Jones; Diefenbach; Mumm-Ra; Shitdisco; Klaxons; Goose; Moving Units; Ima Robot; We Are Scientists; Jamie T; Arctic Monkeys; The Mardy Bums; Milburn; Bromheads Jacket; The Rifles; The Automatic; The Killers; The Enemy; The Holloways; Five O'Clock Heroes; Blur; Oasis; The Courteeners; Ghosts; Just Jack; Electric Six; Mongrel; Beastie Boys
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