Caspian - Tertia

Make My Day / Al!ve
VÖ: 07.08.2009
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Die Wände hoch
Postrock. Der Anspruch ist nicht weniger als die Katharsis, die Reinigung und Läuterung der Seele. Doch es bleibt oft ein fader Beigeschmack. Das Stück ist wunderbar, doch die Inszenierung leider konventionell und wenig innovativ. Caspian treten nicht den Gegenbeweis an, um zu zeigen, dass sich im Postrock doch noch eine Menge tut in Sachen Weiterentwicklung. Sie manifestieren eher die Stagnation des Genres mit einem neuen Hinkelstein. In ihren starken Momenten schaffen Caspian es aber trotzdem, den Wunsch zu wecken, sich in dieses Auf-und-Ab-Spiel einzufühlen und bis zum Schluss artig auf dem Sitz hocken zu bleiben.
Wesentlich unverkopfter als manch andere Genre-Kollegen gehen sie vor und klingen ein ganzes Stück dynamischer und geschliffener als auf dem Vorgänger "The four trees". Die Gitarren drängen sich in den Vordergrund, um eine wunderschöne Wand hochzuziehen, hinter der in "Malacoda" auf einmal vergrabene Rufe zu vernehmen sind. Die Drums legen sich gekonnt hinter diese Wand und treiben Stücke wie "Of foam and wave" nach vorne.
Caspian machen vieles richtig, doch fehlt der letzte Schritt, um die Eigenständigkeit zu erreichen. Im Vergleich dazu sind Mono bombastischer, Sigur Rós haben noch den Gesang, und Mogwai gehen dem Absturz bis zum Letzten entgegen. Caspian aber ziehen im letzten Moment immer wieder die Reißleine, sodass vieles an der Oberfläche plätschert und sie lieber die Wände wieder abbauen, um im nächsten Moment wieder mit dem Ziegel und der Kelle in der Hand um die Ecke zu kommen. Dabei schaffen sie es an vielen Stellen locker, die Balance zwischen Atmosphäre und Melodie zu halten. Immer wieder blitzt in den leisen Momenten eine Tonfolge auf, die der Filmrolle im Kopfkino einen Stups versetzt, so etwa ist "Ghosts of the garden city" ein starker Song, der für jede Menge Spannung sorgt.
"Tertia" ist ein dichtes Album, auf dem es an manchen Stellen doch einfach zu vorhersehbar zugeht. Caspian schaffen es nicht durchgängig, dass der Hörer seinen Kopf ausschaltet und sich ganz auf sein Bauchgefühl verlässt. Dafür sind die Strukturen zu eingefahren, aber in manchen Augenblicken passiert es dann, dass sie mit durchdrehenden Reifen eine Spur hinterlassen. In diesen Momenten, in denen der abdominale Bereich des Körpers dann die Oberhand übernimmt, führen sie uns die Tragödie vor mit all ihren Irrungen, Wirrungen, Kabalen und Lieben, bevor es im Bombastfinale zur Katastrophe kommt. Der Schwan ist gestorben, der Vorhang gefallen.
Highlights
- Ghosts of the garden city
- Of foam and wave
Tracklist
- MIE
- La Cerva
- Ghosts of the garden city
- Malacoda
- Epochs in Dmaj
- Of foam and wave
- Concrescene
- The raven
- Vienna
- Sycamore
Gesamtspielzeit: 58:12 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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peter73 Postings: 3468 Registriert seit 14.09.2020 |
2022-02-09 10:51:50 Uhr
"ghosts of the garden city" habe ich hier stellvertretend auf der facebook-seite von plattentests.de hinterlassen, da ist mal wieder postrock beim mixtape-mittwoch das thema :) |
Beefy Postings: 503 Registriert seit 16.03.2015 |
2022-02-09 10:43:18 Uhr
Sorry für den Doppelpost (es gibt einen zweiten Thread zu diesem Album).Wurde im Post-Rock-Thread ja bei einigen in der persönlichen Top Ten genannt. Für mich immer noch Caspians Beste und mit "Sycamore" ist hier ihr absoluter Übersong drauf, bzw. einer der Post-Rock-Übersongs überhaupt! |
Leech85 Postings: 900 Registriert seit 15.03.2021 |
2021-04-09 07:46:38 Uhr
Ich finde dass die Band sich von der Härte her gesehen nicht wirklich gross verändert hat.Ihre wohl härtesten Tracks findet man jedoch auf der Dust and Disquiet. Und zwar mit Arcs of Command und Echo and Abyss. Ich freue mich schon auf die Tour im Oktober, dann sehe ich Caspian und Cult of Luna zusammen, das wird ein Traum! |
Vennart Postings: 1060 Registriert seit 24.03.2014 |
2021-04-08 23:02:22 Uhr
Tolles Album meiner Lieblingsband des Genres, "Waking Season" ist für mich ihr Meisterwerk aber "Tertia" hat eben "Sycamore".Live war es einmal laut und sie haben mich umgehauen und einmal war es einfach nur LAUT. Also so laut, dass ich vor lauter lautem Soundmatsch teilweise erst nach mehreren Minuten erkannt habe, welchen Song die spielen, aber irgendwie fand ich es trotzdem schön :) |
Eliminator Jr. Postings: 1268 Registriert seit 14.06.2013 |
2021-04-08 22:51:32 Uhr
Das Finale „Sycamore“ ist schon mein klares Highlight hier. Vor allem live ein wahres Ereignis. |
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Referenzen
Explosions In The Sky; Mono; Saxon Shore; Mogwai; Foxhole; Always The Runner; Mono; Maserati; Godspeed You! Black Emperor; A Silver Mt. Zion; Do Make Say Think; Jeniferever; God Is An Astronaut; Moly; Daturah; Leech; Billy Mahonie; Tristeza; Del Rey; Gregor Samsa; Pelican; Sigur Rós; Bardo Pond; Honey For Petzi; Giradini Di Mirò; September Malevolence; Immense; Eveline; Crippled Black Phoenix; Efterklang; Ostinato; Red Sparowes; From Monument To Masses; Kinski; Mt.
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