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Julia Marcell - It might like you

Julia Marcell- It might like you

Inappropriate Behaviour / Rough Trade
VÖ: 12.06.2009

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Double the trouble

Puh, Schwein gehabt. Das Internet bietet nicht nur Platz für Musiker, die über YouTube oder Myspace bekannt geworden sind. Es gibt auch Sellaband. Das Prinzip ist einfach: Künstler versuchen möglichst viele Menschen von ihren Songs zu überzeugen. Und zwar so sehr, dass neben dem Glauben auch Geld für eine Albumproduktion fließt. Julia Marcells musikalisches Statement brachte ihr innerhalb kürzester Zeit 50.000 Dollar ein, die in die Produktion von "It might like you" und an Produzent Moses Schneider (Beatsteaks, Tocotronic) flossen. Selten war Geld so gut angelegt.

Marcell kommt gebürtig aus Polen und kann ihre Herkunft durch den sympathischen Niederschlag in ihrem Englisch nicht verhehlen. Sie singt abseits gängiger Reimschemata. Und erzählt Kurzgeschichten so, als tratsche sie mit ihrer besten Freundin in einem Café. Über den kleinen Mann in "Billy Elliot", der in ihr wohnt und sie bei der Musik begleitet. Oder zerstörte Kindheitsillusionen in "Side effects of growing up", weil der Prinz auf seinem weißen Gaul einfach nicht vor das Zimmerfenster geritten kommt. Und das, nachdem Marcell in "Dancer" auf ihr ehemaliges Leben als Tänzerin zurückblickt und von Maler Henri verlassen wird. Gerade, als sie sich entscheidet, nur noch für ihn zu tanzen.

Die Musik geht stets konform mit den Songthemen; Marcells kleine Kurzgeschichten werden so gleich doppelt erzählt. "Married to life" beginnt als kleiner Hochzeitsmarsch, verliert aber zunehmend an Fröhlichkeit und gewinnt an Tragik. Parallel zu der Geschichte eines Mannes, der eine wunderbare Frau hat, diese aber einfach nicht mehr liebt. "I carry her photo around in my wallet / But that's all that is left of our love." Diese doppelbödige Kommunikation zwischen Texten und Musik ist umso bemerkenswerter, als dass auf dem Album neben dem omnipräsenten Piano nur selten ersatzweise Keyboard oder Harmonium herhalten müssen, stattdessen Violinen und gelegentlich auch Drums herumgeistern. Background-Vocals, Glockenspiele und einzelne Bläser bleiben ebenfalls höchst spartanisch eingestreut. Es braucht nicht mehr in diesem wunderbaren Piano-Pop, der auch gerne mal zum Kammerpop schwenkt und von Marcell mit Classical-Punk umschrieben wird.

"I guess I should shut up", lauten die letzten Worte auf "Sixteen, ten years later", und man hofft, dass Frauen auch mal Unrecht haben. Wer es sich erlauben kann, "Fear of flying" und "Night of the living dead" ans Ende eines Debütalbums zu stellen sowie "Sixteen, ten years later" als Bonustrack auszugeben, darf den Mund so weit und so lange aufmachen, bis er innerlich ausgetrocknet ist. Die Quelle soll aber nie versiegen, deshalb gilt: Bitte regelmäßig gießen.

(Stephan Müller)

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Highlights

  • Dancer
  • Fear of flying
  • Night of the living dead
  • Sixteen, ten years later

Tracklist

  1. Put your headphones on
  2. Outer space
  3. The story
  4. Married to life
  5. Billy Elliot
  6. Dancer
  7. Side effects of growing up
  8. Words won't save you
  9. Carousel
  10. Fear of flying
  11. Night of the living dead
  12. Sixteen, ten years later

Gesamtspielzeit: 42:13 min.

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