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Dennis Lisk - Suchen & Finden

Dennis Lisk- Suchen & Finden

Four / Sony BMG
VÖ: 10.07.2009

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Immer weiter

Aus Absoluten Beginnern werden Fortgeschrittene. Stehenbleiben geht halt einfach nie. Das war damals so, als diese jungen Hunde bzw. "Füchse" aus Hamburg City noch an den Beinen des Deutschrap-Throns nagten, weil dieser Sound so unverschämt viel Klasse hatte. Und natürlich muss es und man auch nach dem Hype weitergehen. Für den einen Wortspieler namens Jan Delay hieß das: Kartoffel-Soul, Kartoffel-Funk, Kartoffel-Pop - zusammen mit einem breit aufgestellten Ego im Flutlicht des Popgeschäfts, inklusive Bundesvision Song Contest. Im Geschwistervergleich wäre sein Ex-Mikrofonpartner Dennis Lisk alias Denyo wohl der ruhigere, ältere Bruder, zu dem man geht, wenn einem große Sprüche, Stilfragen und Partyansagen des Kleinen gerade weniger wichtig sind, als ein gutes und ehrliches Gespräch. In melancholisch wiegendem Gitarrenpop der Marke Clueso hat Lisk seine neue Spielwiese ausgemacht, so dass er nun endlich berichten kann vom "Suchen & Finden". Butterweich anstatt "Hammerhart".

Schnell macht das Album klar, dass die HipHop-Metropole Hamburg damals kein Zufall war, sondern ein Anlaufpunkt für Leute mit ähnlichem Hintergrund und vergleichbarer musikalischer Prägung: Wie bei dem Kollegen Delay schimmern Udo Lindenberg und Herbert Grönemeyer als Vorbilder durch (die Ballade "Irgendwann" könnte sich nicht deutlicher vor letzterem verneigen), und "Wo auch immer" greift das gleiche Vater-Thema positiv auf, das auch Samy Deluxe auf seinem letzten Album besprach. Im Unterschied zu Brüdern im Geiste wie Freundeskreis balanciert Lisk seine potenziell seichte Hinwendung zu Soul und Reggae - für "Derbe" kommt sogar etwas bläserverzierter Ska ins Spiel - mit dem Nieselregengemüt des Hamburgers aus, was dem Album eine sommerregenwarme Traurigkeit mitgibt. Angenehm werden (vermeintliche) Gegensätze vermählt, stoisch-nordische Melancholie mit afrodeutschem Rhythmus, Spaß mit Ernst.

Dabei bleibt Lisk in den Augen des Zuhörers vor allem eines: unglaublich nett. Selbst in den Geschichten von Verlassen und Verlassenwerden wie "Lenk mich ab" lautet die Botschaft immer: Alles wird gut, irgendwie, wenn wir nur wollen. Die fein ziselierten Gitarrennummern "Lass los", "Navigation" oder "So und nicht anders" sind voll von Umarmungsgesten, hier wird Lebenserfahrung in kleine, resümierende Geschichten von Kontemplation und - Kitschgefahr! - Nächstenliebe umgemünzt. Leider hat die Sache zwei kleine Haken: Zum einen ist Dennis Lisk einfach kein Sänger, so wie auch Clueso kein Rapper ist. Oft bleibt er auf einer Art melodischem Sprechgesang hängen, der viele Stücke nur Dank seiner prägnanten Stimme trägt. Außerdem ist "Suchen & Finden" inhaltlich sehr viel schlichter gehalten, als man es von einem erfahrenen Texter wie Lisk im ersten Moment erwarten würde. Der Stilmittel Wortspiel und Vergleich weitgehend beraubt, schreibt er zwar noch sehr ehrliche Pop-Lyrik, an einigen Stellen wirkt das Ganze jedoch etwas flach.

Überhaupt wirkt Lisk auf "Suchen & Finden" zwar zufrieden mit der neuen Rolle, die er sich gewählt hat, aber nicht unbedingt sicher. Eine lockere Partynummer wie "Einfach mal sehn", für die er mit Jan Delay, Max Herre und Clueso die naheliegensten Paten für seinen Sound versammelt hat, fühlt sich in ihrer Nähe zum Rap am Ende einfach organischer an, als der Künstler, der im Soul-Pop einfach immer noch ein bisschen zu sehr nach Rapper klingt. Dass dieses Konzept auf Platte funktioniert, ist vor allem Produzenten-Koryphäe Moses Schneider zu verdanken. Mit seiner intimen, warmen Produktion hat er gesangliche und textliche Schwächen ausgebügelt, die Lisk live vor kurzem nicht verstecken konnte. Es ist ein bisschen schade, weil hier ein zweifellos toller Typ ein Album gemacht hat, das nicht ganz so toll ist wie er. Am Ende ist das vielleicht nicht so wichtig: "Weiterdrehn", darum geht's. Erde, Platte, Karriere - Leben.

(Dennis Drögemüller)

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Highlights

  • Lass los
  • Gefährlich
  • Weiterdrehn

Tracklist

  1. Navigation
  2. Lass los
  3. Blick nach vorn, schau zurück
  4. Wo auch immer
  5. So und nicht anders
  6. Derbe
  7. Irgendwann
  8. Lenk mich ab
  9. Zwei Köpfe, ein Gedanke
  10. Einfach mal sehn (feat. Clueso, Jan Delay, Max Herre & Sadyo)
  11. Gefährlich
  12. Weiterdrehn

Gesamtspielzeit: 43:06 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Füchse sind gar keine Rudeltiere
2009-07-11 15:56:28 Uhr
Hört sich schon stark nach Clueso an, nur hat Denyo nicht die passende Stimme dafür...
Der blaue Klaus
2009-07-11 14:53:04 Uhr
..is das nich der Typ von Refused?
U.R.ban
2009-07-10 21:38:03 Uhr
Single geht so gerade in Ordnung, harmlos.
Der hätte aber was auch immer veröffentlichen können, im direkten Vergleich zu Jan Delay kann er nur glänzen...
yoshi
2009-07-10 21:33:06 Uhr
Ehemals Denjo von den Beginnern. Jetzt mit Gitarre unterwegs. Nicht der größte Sänger und Komponist aber es passt einfach. Album ist auf seiner Myspace Seite zu hören.
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