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Frank Popp - Receiver

Frank Popp- Receiver

TV Eye / Indigo
VÖ: 10.07.2009

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Gesten von Gestern

Hits aus der Werbung haben ein Problem. Selbst wenn sie anfangs hübsch und knackig in die Ohren gehen, quellen sie aus denen irgendwann wieder heraus. Das Frank Popp Ensemble kennt das. Eine Coca-Cola-Werbung war schuld, dass es der Erfolg der weichgespülten Retropop-Nichtigkeit "Hip teens don't wear blue jeans" einiges an Respekt kostete. Dabei war "Ride on" gar nicht mal übel. Und obwohl der Brausesong seine überholte Zeitgeistigkeit nicht abschütteln kann, vermittelt er noch sechs Jahre später ein mittlerweile unverkrampftes Gefühl von Sommer. Das Nachfolgealbum "Touch and go" hingegen war dann nur noch lauwarme Brühe.

Mit "Receiver" will Popp seinen Pop jetzt besser machen. Dafür hat er reichlich Gitarren eingesammelt und übereinander gestapelt. Dass gleich der Opener "Burn the bridges" recht ordentlich knarzt, wäre eine angenehme Überraschung, wenn nicht schon die Vorabsingle "Hey Mr. Innocent" den knurrigen Drilling von Duffy und Amy gegeben hätte. Auch der Rest des Albums ist um schnörkellose Riffs und clevere Refrains gestrickt. Farfisa-Orgeln, Tamburin-Scheppern, süffige Bläser und gelegentliches Verstärkerglühen sorgen für unstaubige Nostalgie, womit sich Popp endgültig als deutscher Mark Ronson empfiehlt. "Receiver" gewinnt aber vor allem dadurch, dass keine Beat-Albernheiten die Songs unnötig aufplustern.

Sein Ensemble hat Popp zwar namentlich gestrichen, aber noch immer helfen ihm reichlich Freunde dabei, seine rückwärtsgewandten Pop-Entwürfe auszugestalten. So sorgt weiterhin Sam Leigh-Browns Soulstimme für Wiedererkennungswert, und Schlagzeuger Alex Jezdinsky (ehemals Angelika Express) ersetzt den nervigen Computer und dessen kalorienarme Beats. Dass Aydo Abays erstes musikalisches Lebenszeichen seit dem Rauswurf bei Blackmail ausgerechnet auf Popps neuem Album stattfinden würde, überrascht und ist zugleich logisch. Sein bittersüßes "Countdown to the sun" ist ein wunderbarer Ritt auf dem Sechsachteltakt, der nicht nur auf Kens Debüt "Have a nice day" prächtig funktioniert hätte.

Die Melodien schrauben sich auf subtile Art ins Gedächtnis. "Change" verspricht mit einer Träne im Knopfloch eine bemerkenswerte Art von Hoffnung, "Magic birds" flaniert ohne Umschweife über die Carnegie Street. Immer wieder hört man polierte Interpretationen von schwedischem Garagenrock und britischem Sixties-Beat, die irgendwo zwischen dem Scheunenkiff von The Coral, dem verschmitzten Powerpop von Supergrass, den späten Posen der Hellacopters und weniger besoffenen Kaiser Chiefs stecken würde. Aber da ist ja immer wieder Leigh-Browns kraftvolle Stimme, die für Seele sorgt. Frank Popps Verständnis der Vergangenheit ist also gespickt mit Gesten von Gestern. Für Hits von heute.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • Countdown to the sun
  • Change
  • Receiver
  • Hey Mr. Innocent
  • Magic birds

Tracklist

  1. Burn the bridges
  2. Nothing to gain
  3. I don't mind
  4. Dead end street
  5. Countdown to the sun
  6. Change
  7. A thousand mirrors
  8. Life wire
  9. Receiver
  10. Hey Mr. Innocent
  11. The red and green
  12. Magic birds
  13. A lifetime in a day
  14. Scarecrow

Gesamtspielzeit: 49:03 min.

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