Deastro - Moondagger
Ghostly / K7 / Al!ve
VÖ: 03.07.2009
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Blickdichte Vorhänge
Bands auf dem Flohmarkt der Eitelkeiten in ihre Kisten geschaut: Iron Maiden und Metallica schleppen in XXL-Kartons massenhaft altes Metallspielzeug heran, in der nur durch viel Klebeband zusammengehaltenen Gemeinschaftsbox der Kings Of Leon und Mando Diao liegen ein signierter Mick-Jagger-Schlüpfer und eine abgewetzte Lederjacke, und im viel zu großen Bully des Deutschrock e. V. befindet sich eigentlich nichts außer einem 5-Liter-Eimer Schmalz. Etwas abseits aber steht ein junger Mann aus Detroit, dessen Stand man sich nicht entgehen lassen sollte: Mehrere Tapeziertische ächzen unter der Last von Unmengen an kleinteiligem, bunten Spielzeug, so dass man ob der Masse schnell mal den Überblick verliert. Neugierig verharrt der potenzielle Neukunde, wiegt mit prüfendem Blick einzelne Teile in der Hand und zweifelt: Nur gucken oder kaufen?
Es ist ein pralles Paket, das Randolph Chabot, der Strippenzieher hinter dem Bandnamen Deastro, für den Hörer geschnürt hat. Genre-Fanatiker dürfte "Moondagger" jedenfalls vor eine ordentliche Herausforderung stellen: Ist das noch Electro- oder doch schon Space-Pop? New oder doch nur Wave? Und wie kriegt man Lofi-Geplucker, Beach-Boys-Backing-Vocals und Indie-Rock-Anklänge unter einen Hut? Fragen, die sich der 22-jährige Musiker für jeden erkennbar nicht gestellt hat: Glockenspiel, Streicher und Synthieflächen greifen ineinander, der Beatcomputer peitscht säuselnde Gitarren-Arpeggios und Rock-Akkorde gleichermaßen, und verhallte, luftige Vocals ziehen das Discodach für weite Panoramablicke in den Sternenhimmel auf. Obendrauf gibt es gratis dann noch eine bittersüße SciFi-Fantasie rund um einen sagenumwobenen Monddolch – das zugehörige Quasi-Titelstück möge sich ob der epischen Breite seines Namens jeder auf der Zunge zergehen lassen: "Daniel Johnston was stabbed in the heart with the moondagger by the king of darkness and his ghost is writing this song as a warning to all of us" - da verneigt sich dann sicher auch Fiona Apple vor einer so vollmundig vorgestellten Gut-und-Böse-Geschichte.
Während andere Alben die Hits mit Füll- oder wenigstens doch mit Stützsongs auffüllen, funktioniert "Moondagger" maßgeblich in seiner Gesamtheit. Nur manchmal setzt sich der Song über das große Ganze hinweg, im Instrumental "Rivers of life" rasseln in seinen zwei Minuten beispielsweise ganz herrlich Cembalo, federleicht flirrende Indie-Sounds und Beinahe-Breakbeats aneinander. "Tone adventure #3" heimst ebenso ordentlich Sympathien ein für seinen prächtigen Spagat zwischen fein ziselierter Melancholie und einer Art exklusivem Franz-Ferdinand-Song für einen NASA-Werbespot. Insgesamt aber sind die Teile zu sehr ineinander verwoben und die einzelnen Songs zu vollgepackt, als dass man irgendwo einen wirklichen Hit ausmachen könnte. Was dann aber auch schon der einzige Schwachpunkt einer vielseitigen Platte ist, in der sich die ganze Rechtfertigung für das Albumformat als solches widerspiegelt. Für Interessierte gilt also: Kaufen Sie nur das Gesamtpaket!
Highlights
- Tone adventure #3
- Greens, grays and Nordics
- Rivers of life
Tracklist
- Biophelia
- Parallelogram
- Tone adventure #3
- Toxic crusaders
- Greens, grays, and nordics
- Day of wonder
- Pyramid builders
- Daniel Johnston was stabbed in the heart with the moondagger by the king of darkness and his ghost is writing this song as a warning to all of us
- Rivers of life
- Vermillion plaza
- Moondagger
- Kurgan wave number one
- The shaded forests (gift giver’s version) (Bonus track)
- Tree frog (Bonus track)
Gesamtspielzeit: 49:09 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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smörre |
2010-06-29 23:16:29 Uhr
nebenbei: vom label ghostly gibt es zum jubiläum eine schicke holzbox (50er edition). inhalt ist eher nur okay, aber vielleicht gibt es ja hier leute, die gerne geld für ultrarare besonderheiten ausgeben.http://www.auftouren.de/2010/06/29/alles-wird-gut-ghostly-klopft-auf-holz/ |
smörre |
2010-06-29 22:42:04 Uhr
ja, die EP gefällt mir auch nicht. Wirken wie B-Seiten des Albums. |
Gordon Cole |
2010-06-29 20:38:48 Uhr
Mochte das im letzten Sommer auch, besonders die erste Hälfte. Hat er sich bei dem Song mit dem schrecklich langen Titel eigentlich bewusst bei Panda Bears Bro bedient? Kürzlich ist ja die neue EP Mind Altar erschienen. Schien mir beim ersten Mal Reinhören etwas sperriger. |
smörre |
2010-06-29 20:30:02 Uhr
Ich reg mich ja nie über die Wertungen hier auf, weil alles ja Geschmackssache ist. Aber dieses Album ist toll, toll, toll. Hört euch das bitte mal an. Alles clevere Hits. 6/10 ist echt...oops. Ich sach nix. ;) |
Gordon Cole |
2009-08-12 12:07:11 Uhr
Spacy! |
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Referenzen
MGMT; Passion Pit; Flaming Lips; The Last Shadow Puppets; Vampire Weekend; The Lotus Eaters; The Pains Of Being Pure At Heart; Animal Collective; Joy Division; Franz Ferdinand; The Postal Service; Radical Face; Electric President; Friendly Fires; Okay; The Go Find; Slowdive; Styrofoam; National Skyline; The Joy Circuit; Arms And Sleepers; The Album Leaf; Maps; Spacemen 3; Spiritualized; Galaxy 500; Mazzy Star; Ride; Lush; Spotlight Kid; Tangerine Dream; The Cure; Talk Talk; New Order; The Beach Boys
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- Deastro - Moondagger (7 Beiträge / Letzter am 29.06.2010 - 23:16 Uhr)