Elektrik Kezy Mezy - Elektricity
Flowerstreet / Office4Music
VÖ: 01.07.2009
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
Kaliber 2
Das Leben lässt sich nicht planen. Weder kann der Mensch selbst bestimmen, wann er den Mutterleib verlässt, noch wann er den Löffel abgibt (Ausnahmen: Kurt Cobain und Jürgen W. Möllemann). So wenig Planungssicherheit bedeutet einiges an Freiraum für Überraschungen. Diese kommen dann bevorzugt immer da zum Vorschein, wo man sie am wenigsten erwartet. Zum Beispiel auf dem Tonträger einer jungen Band aus München, die den - euphemistisch ausgedrückt - mysteriösen Namen Elektrik Kezy Mezy trägt. Dieser Name lässt einiges vermuten, zum Beispiel eine tschechische Polka-Metal-Combo, oder die neueste New-Wave-Sensation aus Asien. Aber wohl eher nicht das, was wirklich dahintersteckt. Nämlich Oberbayerns Antwort auf die White Stripes.
Machen wir mal eine Bestandsaufnahme: eine Gitarre, ein Schlagzeug. Beide Bandmitglieder mit Gesangsparts. Bluesrock direkt aus der Garage, in Punkschweiß getränkt und mit ausladenden Gitarreneskapaden verziert. Nicht zu vergessen natürlich eine Gesangsstimme, die so klingt, als hätte Joe Cocker einen Frosch verschluckt, und die Gesangsanlage einen Kurzschluss erlitten. Mehr ist nicht, aber mehr braucht's auch nicht. Das ist der Kosmos, in dem sich Amadeus Mezy und Frank Kezy bewegen, die natürlich nicht wirklich so mit Nachnamen heißen. Der Gitarrist mit dem musikalisch vorbelasteten Namen ist an der Isar aber ohnehin kein Unbekannter mehr. Denn vor gar nicht allzu langer Zeit war er mit Five!Fast!!Hits!!! dort noch der letzte heiße Scheiß. Nun wird die überschüssige Energie also bei Elektrik Kezy Mezy verarbeitet, und das auf eindrucksvolle Art und Weise.
Dass das Debütalbum des Duos, "Elektricity", weit mehr zu bieten hat als nur Lo-Fi-Gitarrengeschrammel über polternde Schlagzeugbeats, ist eine weitere dieser schönen Überraschungen. Denn bei aller Rockpower, die den beiden aus jeder Pore trieft, zeichnet Elektrik Kezy Mezy vor allem ein goldenes Händchen für eingängige Melodien aus, welche die ohnehin schon unerhört tanzbaren Songs noch zusätzlich veredeln. "Find me another lover" etwa bohrt sich so penetrant in den Gehörgängen fest, dass eine einstweilige Verfügung der einzige Ausweg zu sein scheint. Der Refrain des melancholisch rockenden "The robot" ist ein ebenso nicht zu unterschätzendes Kaliber. Erfreulich auch, dass Elektrik Kezy Mezy nicht zwölfmal das gleiche Lied aufgenommen haben, sondern versucht haben, die knappe halbe Stunde Spielzeit abwechslungsreich zu gestalten. In "To make you mine" darf zur bluesigen Slidegitarre geschunkelt werden, das knackige "I'll be around" hingegen lädt zum Pogo.
An Tagen wie diesen wollen die Überraschungen gar nicht mehr aufhören: Kaum endet das Album mit dem britisch rockenden "Today", stellt man überrascht fest, dass man es noch einmal hören will. Und dass es eigentlich doch ganz schön ist, mal wieder unprätentiöse Rockmusik ohne übertriebenen Anspruch dargeboten zu bekommen. Elektrik Kezy Mezy liefern genau das, und das machen sie gut. "Listen to my guitar!", befehlen sie. Wenn's sonst nichts ist.
Highlights
- Find me another lover
- The robot
- When I'm sad
Tracklist
- Take your Medicine
- Find me another lover
- I'll be around
- To make you mine
- I'm in the mood
- The robot
- Marlene
- Nothing I can do
- Acting in affection
- When I'm sad
- Sansula
- Today
Gesamtspielzeit: 33:12 min.
Referenzen
The White Stripes; The Stooges; Iggy Pop; The Hives; Jon Spencer Blues Explosion; The Rolling Stones; The Libertines; The Black Keys; Bonaparte; The Kills; The Raveonettes; 22-20s; The Raconteurs; The Dirtbombs; The Strokes; Muddy Waters; The Cramps; The Von Bondies; Five!Fast!!Hits!!!; Led Zeppelin; Black Rebel Motorcycle Club; Foxboro Hot Tubs; Wolfmother; MC5; Screamin' Jay Hawkings; Bo Diddley; The Fratellis; The (International) Noise Conspiracy
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- Elektrik Kezy Mezy - die Wahrheit (16 Beiträge / Letzter am 06.08.2010 - 16:09 Uhr)