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The Bitter Twins - Global panic

The Bitter Twins- Global panic

Wild Kingdom / Rough Trade
VÖ: 26.06.2009

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Mach es wie die Sonnenuhr

Wenn eine Band ihre Musik in sämtlichen Beilagen und auf jeglichen offiziellen Internetseiten als "hardcore house, techno funk, reggea rockers digging punk" umschreibt, dann kann man schon mal Großes erwarten. Und wenn diese Band als offizielle Nachfolgeband der Hellacopters auf die Bühnen tritt, in der neben dem Stammpersonal Anders "Boba" Lindström, ehemaliger Gitarrist bei den Hellacopters, und Diamond Dogs-Frontmann Sören "Sulo" Karlsson auch Nicke Andersson, ehemals Sänger der Hellacopters, sowie Mattias Bärjed von The Soundtrack Of Our Lives mitspielen dürfen, dann lässt dies vermuten, dass hier die Messlatte für Skandinavien-Rock erneut nach oben gelegt werden könnte. Noch einmal durchschnaufen, sich ein zweites Mal die Namen auf der Zunge zergehen lassen, und dann der bitteren Wahrheit ins Gesicht geblickt.

Die Enttäuschung, die sich nach erstmaligem Hören von "Global panic" breitmacht, ist eine große. Dass hier weder House, noch Funk oder gar Hardcore irgendwas wie angekündigt zelebriert werden - geschenkt. Viel schwerer wiegt, dass die Allstar-Band The Bitter Twins sich des bisherigen skandinavischen Rock'n'Rolls weitestgehend entledigt. Statt dessen klingt "Global panic" nach einer ergreisten Ska-Punk-Formation, die eigentlich niemand mehr braucht. Nach einem Album von Madness, das vielleicht als B-Seiten-Kompilation hätte veröffentlicht werden können. Wie britischer Handclap-Pop, der zwanzig Jahre zu spät kommt. Plötzlich ist Jamaika ganz nah an Schweden und ein Verdacht breitet sich aus. Die Management-Füchse aus der Chefetage der Bitter Twins GmbH machen sich die armen, alkoholschwangeren Skandinavier zunutze, um möglichst viele Platten zu verkaufen. Oder soll es etwa Zufall sein, dass "Global panic" - das nie einen Zweifel daran lässt, für Sommer, Party, Sonnenschein geschrieben worden zu sein -, dass also dieses lockerleichte Album just im Umfeld der Mittsommernacht, bekanntlich des Skandinaviers liebstes Fest, erscheint und bereits vorab offiziell im Netz zu erstehen war? Wohl kaum.

Hat man sich jedoch damit abgefunden, dass hier aber auch so rein gar nichts auf das nächste Level gehievt werden soll, kann man anfangen, "Global panic" zu mögen. Es wird dieses Jahr kaum ein überflüssigeres Album geben, das gleichzeitig so viel gute Laune macht und dem Hörer solch eine Masse an tanzbaren Mitgröhl-Refrains um die Ohren knallt. Die Begeisterung über die eigene hervorragende Laune droht gar im lupenreinen Reggea-Track "Rock solid core" zu bersten. Der schwedische Dancehallmusiker Papa Dee raggamuffined sich durch sechs beschwingte Minuten. "Global panic" ist jedem Sonntag-Vormittag-vor-der-kleinen-Bühne-Steher nur zu wünschen. So viel Regengüsse, um diese in Musik gegossenen Sonnenstrahlen zu vergrätzen, können gar nicht fallen. "Global panic" hat einfach keine dunklen Ecken. Die Bitter Twins kennen kein Trübsal, keine Depression. Sie zählen nur die heit'ren, die sonnigen Stunden. Und davon hat es Ende Juni immer am meisten. Auch wenn viele andere Bands das schon vorher wussten. Und der Herrgott Schweden und Jamaika wohl nicht ohne Grund derart voneinander entfernt angeordnet hat.

(Kai Wehmeier)

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Highlights

  • Riot club
  • Rock solid core

Tracklist

  1. Virtue & the thief
  2. Riot club
  3. Global panic
  4. Goodbye vindication
  5. Right this time
  6. Don't hold back
  7. Liberation avenue
  8. No sister of mercy
  9. Rock solid core
  10. Independent rhyme

Gesamtspielzeit: 36:47 min.

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