VAST - Me and you
2Blossoms / Cargo
VÖ: 26.06.2009
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Nackt im Wind
Neulich bei Germany's Next Topmodel: Ausgerechnet das großartige "Touch" von "Visual audio sensory theater" beschallt den öffentlichen Gerippeauflauf in der Lanxess-Arena, und plötzlich findet sich Jon Crosbys Prog-Electro-Folk-Industrial-Ethno-Gothic-Wasauchimmer-Rock-Band in den Charts wieder. Nach elf Jahren. Huch! Doch das soll uns nicht stören, sondern höchstens dazu bringen, VASTs Debüt noch mal als das zeitlose Meisterwerk zu würdigen, das es ist. Vor auch schon wieder fünf Jahren war mit "Nude" hierzulande das bislang letzte Album von Crosbys Band erschienen. Lange vor Myspace, iTunes und "In rainbows" hatte er sich nach "Music for people" verselbständigt und sein Heil im Internet gesucht. Dort scharte er eine treue Gemeinde um sich, die fleißig Alben wie "Turquoise", "Crimson" und "April" herunterlud und sich an atmosphärischen Epen und sehnsüchtigen Miniaturen erfreuen durfte. Nebenher arbeitete Crosby auch noch an der fünfteiligen "Generica"-Reihe, auf der er seine Songs in wechselnden Arrangements ausprobierte. Für "Me and you" greift Crosby nun wieder zur vollen Band. Was jedoch nicht heißen soll, dass es wieder die gewohnt mächtigen Inszenierungen gibt.
Crosby ließ sich von den großen Meistern des amerikanischen Liederhandwerks inspirieren. Seine Band meistert sowohl staubige Americanismen, rumpelndes Kurt-Weill-Drama, beseelte Torch-Songs als auch trübsinnigen Waverock. Seine Beschäftigung mit der musikalischen Tradition ließ Crosby zumindest zeitweise seine Leidenschaft für Effekt heischende Produktionskniffe vergessen. Die dezent aufgemotzten Versionen von "You should have known I'd leave" oder "I thought by now" haben zwar mehr Fleisch an den Knochen als noch auf "Generica"; die Inneneinrichtung der Songs bleibt trotzdem karg. Ein paar Texturen hier, ein paar Streicher dort, in der Mitte ein paar Bongos und ein Tamburin - mehr gönnte sich Crosby dieses Mal nicht. Als hätte er gewusst, dass sich seine bittersüßen Melodien ohne Ablenkung beinahe noch besser entfalten können. Der Schelm.
Auch wenn in fast allen Songs die Akustikgitarre im Mittelpunkt steht, beherrscht doch eigentlich Crosbys Stimme das Geschehen. Egal ob er süßlichen Schmerz verbreitet wie im lagerfeuerigen "Here's to all the people I have lost", ob er croont wie bei "Until I die" oder ob er mit dem Untergang flirtet wie in "I'm afraid of you". Immer trägt Crosby den Song mit mächtigen Gefühlen. Dies war schon immer seine Stärke. Dass ihn die dunkle Seite des Lebens weiterhin fasziniert, beweisen Lieder wie "You destroy me". Neuerdings öffnet Crosby aber auch seine Seele für Zärtlichkeit. "She found out" oder "You are the one" zerbrächen, hielte Crosbys Stimme sie nicht fest. Die große Geste gehört eben auch bei kleineren Ausstattungen mit dazu. Auch wenn der deutlich rustikalere Ansatz von "Me and you" nicht die Größe von damals erreicht, ist Jon Crosbys Kunst immer noch eine wahre Freude. Das Drama darf weiter gehen.
Highlights
- You should have known I'd leave
- I'm afraid of you
- You're the same
- She found out
Tracklist
- You should have known I would leave
- I thought by now
- Here's to all the people I have lost
- Until I die
- I'm afraid of you
- You're the same
- Everything has changed
- You destroy me
- You are the one
- Hotel song
- It's not you (it's me)
- She found out
Gesamtspielzeit: 43:33 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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2009-07-05 16:44:04 Uhr
macht der typ immer noch so schreckliche industrial irgendwas mucke? die alten sachen sind ja nicht zum aushalten! |
Obrac |
2009-07-05 12:05:13 Uhr
PS: Es gibt kaum ne Band welche bessere Texte schreibt wie VAST - aber wie gesagt, nicht jeder hat Zugang zur Poesie!!!Nee, nee, hast schon Recht!!! |
John |
2009-07-05 11:51:59 Uhr
Hol Dir die Nude - (auf der Doppel-CD incl. Turquoise sind sehr viele Nude-Tracks drauf!) und hör Dir mal "Winter in my heart" an!!!PS: Es gibt kaum ne Band welche bessere Texte schreibt wie VAST - aber wie gesagt, nicht jeder hat Zugang zur Poesie!!! |
Obrac |
2009-07-05 11:51:01 Uhr
Gefällt mir, der Song. Erinnert an Antimatter. Die "April" werde ich mir mal zulegen oder zumindest mal im Plattenladen reinhören. |
tom cody |
2009-07-05 10:38:58 Uhr
Ok,wenn es Deine erste VAST ist,solltest Du als Vergleich mal zum Debut greifen ;)Ob jetzt "April" besser ist, maße ich mir nicht an,das sollte jeder selbst für sich herausfinden,nur fällt mir auf,dass das, was Oliver in seiner Rezi zu "Me..." schreibt,eigentlich genau auf die "April" zutrifft. Ach ja,habe die "Turquoise" und "April" nirgends geladen,die gibt es bei Amazon auch zu käufeln. Auf der erstgenannten (und nur dort) gibts einen, meiner Meinung nach, der besten VAST-Tracks http://www.youtube.com/watch?v=52epF6ORBT0 |
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Referenzen
Jon Crosby; Jon Crosby & The Resonator Band; Archive; Marbleheroes; Firewater; U2; Saltillo; The Tea Party; Paul James Berry; Mark Eitzel; American Music Club; Nine Horses; Anywhen; Clann Zú; Soulsavers; The Mission; The Cure; The Church; Nick Cave & The Bad Seeds; Tom Waits; Murder By Death; Gallon Drunk; Woven Hand; Sixteen Horsepower; The Veils; The Black Heart Procession; Calexico; Iron & Wine; Bonnie 'Prince' Billy; Wilco; Califone; Sun Kil Moon; Daniel Lanois; T-Bone Burnett; Chris Isaak; David Bowie; Peter Gabriel; Elbow; The Beta Band; Gravenhurst; Gavin Friday; Pink Floyd; Radiohead; Aereogramme; Mogwai; Savoy Grand; South San Gabriel; Heinrich Beats The Drum; The Cooper Temple Clause; Nine Inch Nails