Gossip - Music for men
Columbia / Sony BMG
VÖ: 19.06.2009
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Quadratisch, praktisch, gut
Man hat sich daran gewöhnt: Vor Medien-Darling Beth Ditto gibt es kein Entrinnen. Beth Ditto bei Modenschauen in Paris. Beth Ditto auf der Startseite der "Bild"-Homepage. Beth Ditto neben Karl Lagerfeld. Wollte man der kleinen, dicken Sängerin - rein bildlich gesprochen natürlich - an die Wäsche, könnte man ihr also vorwerfen, dass sie sich in letzter Zeit ganz schön herumreichen lässt. Dabei hat sie das gerade angesichts des letzten, gewaltigen Gossip-Albums "Standing in the way of control" im Grunde gar nicht nötig. Könnte sofort damit aufhören, wenn man ihr blöd kommt, und die Welt würde trotzdem applaudieren. Nur war von Musik bei dem ganzen Rummel abgesehen von ein paar nebensächlichen Verweisen auf "Girl-Punk" oder "Queer-Core" gar nicht mehr die Rede.
Und als ein neues Album angekündigt wurde, musste man insgeheim fast befürchten, dass es von Perez Hilton produziert werden würde. Glück gehabt: Die Wahl fiel dann doch auf Rick Rubin. Und unter seiner Regie haben Gossip erst einmal kräftig ihr Studio entrümpelt. Den klapprigen, schon ewig in der Ecke stehenden Rock'n'Roll rausgeschmissen, den Dreck von den Saiten gepustet und sich statt dessen einen runderneuerten, dynamischen Gesamtsound zugelegt. Mit trocken knarzenden Bässen, von der Seite dazwischengrätschender Elektronik und Gitarren, die nicht mehr überfallartig über einen hereinbrechen, sondern exakte Punktlandungen hinlegen. Quadratisch, praktisch, gut - und an den richtigen Stellen mit einer Extraportion Soul und geistreichen Hofknicksen in Richtung der musikalischen Altvorderen unterfüttert.
"Men in love" etwa zitiert pfiffig Aretha Franklins "Chain of fools", und "Love long distance" zerrt Marvin Gaye und Gladys Knight mit den Worten "I heard it through the bassline" ins Schwarzlicht der Indie-Disco. Wie auch alle anderen Songs enthusiastisch betanzt werden wollen. Die bewusst laut gedrehte Rohheit des Vorgängers mag der eine oder andere vermissen - und doch ist diese Verdichtung eine Soundkorrektur, die man Gossip auf ihrer bereits vierten Platte einfach zugestehen sollte. Erst recht, wenn dabei Songs herauskommen wie der drahtige "Yr mangled heart"-Nachfolger "Dimestore diamond" oder das scharf rotierende Groove-Monster "For keeps". Und die Leadsingle "Heavy cross", deren fideles Fingerpicking und zum Mini-Drama neigende Melodie am ehesten an "Standing in the way of control" erinnern.
Das alles ist natürlich bis zu einem gewissen Grad eine schlaue Kosten-Nutzen-Rechnung zwischen Altbewährtem und Experimentellem. Aber Gossip wissen eben genau, wie weit sie gehen können, um ihr Publikum nicht zu verprellen. Und treiben nebenbei weiterhin ihr Spiel mit den Geschlechterrollen. Im Albumtitel, der natürlich mit Absicht und Bedacht gewählt wurde. Im langgezogenen Refrain von "Men in love", dem wenig später ein über beide Pausbacken grinsendes "with each other" folgt. Und gut lachen hat die Band allemal angesichts der zwölf mehr oder weniger lupenreinen Hits, die sie mit diesem Album in die Landschaft pflanzt. Cool, unprätentiös, zweckmäßig abgespeckt. Man könnte auch sagen: "Music for men" ist das Gegenteil von Beth Ditto.
Highlights
- Dimestore diamond
- Heavy cross
- Men in love
- For keeps
Tracklist
- Dimestore diamond
- Heavy cross
- 8th wonder
- Love long distance
- Pop goes the world
- Vertical rhythm
- Men in love
- For keeps
- 2012
- Love and let love
- Four letter word
- Spare me from the mold
Gesamtspielzeit: 44:49 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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nur 3,49 € |
2011-04-23 20:47:06 Uhr
http://www.amazon.de/Music-For-Men/dp/B002C0Z6MS/ref=amb_link_159832927_1?pf_rd_m=A3JWKAKR8XB7XF&pf_rd_s=right-1&pf_rd_r=19C57N12X8K4FDRTWRDH&pf_rd_t=101&pf_rd_p=239679767&pf_rd_i=301128 |
I will survive |
2010-10-05 20:06:23 Uhr
http://www.youtube.com/watch?v=_qLsODmfk6wDie Stimme ist sowas von Gloria Gaynor! |
der |
2010-10-05 20:03:23 Uhr
knaller_song "heavy cross" bei ina müller performt! |
Ohne Worte |
2010-03-28 18:14:05 Uhr
Wunderbares Album. |
TRBNGR |
2009-12-20 12:11:51 Uhr
Außer Eric hat's bisher keiner erwähnt: 8th Wonder!!!! Wahnsinn! Zum Durchdrehen!!! Song des Jahres und erst vor 2 Tagen entdeckt (wie das ganze Album) ... |
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Referenzen
The Kills; Santigold; The Ting Tings; Yeah Yeah Yeahs; Le Tigre; Peaches; CSS; New Young Pony Club; Prinzhorn Dance School; Quitzow; Lesbians On Ecstasy; Robots In Disguise; The Long Blondes; Drinkme; Elastica; Metric; Noisettes; The B-52s; The Sounds; Controller.Controller; Epoxies; Motormark; Kaito; Gin Palace; You Say Party! We Say Die!; Be Your Own Pet; Operator Please; Blood Red Shoes; Boss Hog; Radio 4; The Rapture; Fan Death; Hercules And Love Affair; Brassy; Pussy Galore; Bikini Kill; Erase Errata; Sleater-Kinney; Huggy Bear; We Start Fires; Plasmatics; The Duke Spirit; Sons And Daughters; Blonde Redhead; The Organ; Sandy Dillon; Aretha Franklin; Etta James; Marvin Gaye
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