Akron/Family - Set 'em wild, set 'em free

Dead Oceans / Crammed / Indigo
VÖ: 22.05.2009
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Freak folks
Man mag es ja kaum glauben, aber selbst an den chaotischsten Orten dieser Welt gibt es eine bestimmte Anordnung, an die sich jeder zu halten hat. Im Dschungel wie in der Steppe ist es der mächtige Löwe, der den Obermacker spielt. Ihm haben sich alle anderen Tiere zu unterwerfen. Die Elefanten sind aufgrund ihrer Größe quasi unantastbar, während die Gazellen sicher die ärmste Truppe sind. Ständig auf der Hut müssen sie sein, um nicht vom Chef persönlich gefressen zu werden. Das alles gehört, wie wir seit "Der König der Löwen" wissen, zum Kreislauf des Lebens. Damals gab es aber Akron/Family noch nicht. Die stellten in der Wildnis aller Wahrscheinlichkeit die kleinen lustigen Affen dar, die sich von niemandem etwas sagen lassen und machen, was immer ihnen in den Sinn kommt. Nach dem Weggang von Ryan Vanderhoof verzog sich die zum Trio geschrumpfte Affenbande mit neun weiteren Musikern ins Studio, um ihr viertes Album "Set 'em wild, set 'em free" aufzunehmen. Heraus kam eine Platte, die das Chaos zelebriert - und die eigene geordnete Welt auf den Kopf stellt.
Während Vanderhoof nun angeblich in einem buddhistischen Zentrum sitzt und sein Leben neu überdenkt, geht der Rest der Familie mit dem Hörer auf eine irre Fahrt. Der Opener "Everyone is guilty" hat das Familienprinzip schon verinnerlicht: Jeder sitzt im Boot, jeder trägt seinen Teil der Verantwortung. Und was funky anfängt, muss nicht so bleiben. Bereits der erste Song verbucht in etwa fünf Tempoveränderungen auf einer Länge von knapp sechs Minuten, die E-Gitarren werden am Ende von Streichern ersetzt, und überhaupt wirkt das alles schon mehr wie geordnete Unordnung - was der Sache gar nicht schadet. Der Titeltrack in der Mitte des Albums spielt wieder mit den Gegensätzen. Frei gelassen wird da höchstens die Ruhe vor dem Sturm, und in fast schon countryesker Balladenstimmung kehrt sich die melancholische Seite von Akron/Family von innen nach außen. "Gravelly mountains of the moon" scheint ebenfalls ein solches Stück zu sein, bis sich nach und nach mehr Instrumente und Stimmen sammeln und der Song in einem großen Feuerwerk explodiert. Erinnert dann an den Chor aus der Coda von "Hey Jude". Nicht die schlechteste Referenz.
"River" spielt, wie so viele Songs auf dem Album, mit verschiedenen Elementen, die ineinander verschmelzen. Die Drums verwirbeln sich mit der Gitarre, bis am Ende alles wieder zusammen kommt. "You and I and a flame make three" heißt es, und die Flamme auf "Set 'em wild, set 'em free" lodert nicht nur, sondern schlägt immer wieder hoch, ohne dass man sich an ihr verbrennen könnte. Heiß wird es trotzdem: "MBF" hämmert verschroben vor sich hin und hält ein paar laserähnliche Geräusche bis zum Schluss in der Hinterhand, während der einzige Textfetzen - ein langgezogener Schrei - durch Mark und Bein geht. "They will appear" spielt mit dem Vergleich zu Arcade Fire, und während der letzte gemeinsame Refrain laut und geballt hinwegstampft, nähert sich der Abschluss des Albums mit großen Schritten. "Sun will shine (Warmth of the sunship version)" könnte ein gutes Ende für eine gute Platte sein, pochend bewegt es sich voran und wiederholt immer und immer wieder die gleiche Zeile: "The sun will shine / And I won't hide". Die Akron/Family-Version des amerikanischen Neujahrsklassikern "Auld lang syne" könnte an Symbolik kaum zu übertreffen sein, wäre da nicht der tatsächliche letzte Track "Last year". Ein Gospelsong, vorgetragen von den drei verbliebenen festen Mitgliederin der Familie, die vom Piano begleitet nur zwei Zeilen wiederholen: "Last year was a hard year for such a long time / This year's gonna be ours". Das letzte Jahr ging zu Ende, das Zeitalter der Akron/Family kann beginnen.
Highlights
- Everyone is guilty
- Set 'em free pt. 1
- Gravelly mountains of the moon
- Sun will shine (Warmth of the sunship version)
Tracklist
- Everyone is guilty
- River
- Creatures
- The Alps & their orange evergreen
- Set 'em free pt. 1
- Gravelly mountains of the moon
- Many ghosts
- MBF
- They will appear
- Sun will shine (Warmth of the sunship version)
- Last year
Gesamtspielzeit: 49:46 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Pascal |
2009-05-02 23:08:05 Uhr
Wow. Habe die Vinyl-Lp am Dienstag in den USA geordert. Liegt jetzt schon im Briefkasten. So schnell gings noch nie. |
dominik |
2009-04-17 11:21:43 Uhr
nun ja vielleicht muss ich mir die beiden songs einfach noch ein paar mal öfters anhören ;) |
gn |
2009-04-17 02:40:56 Uhr
Mh, in diesem befinden sich mit Gravelly Mountains Of The Moon und Many Ghosts meine vielleicht liebsten Songs:) Das total durchgeknallte MBF kann man sicherlich kontrovers betrachten, aber selbst das gefällt mir eigentlich ganz gut... |
dominik |
2009-04-10 15:04:01 Uhr
ich bleib dabei, wäre dieser mittelpart in form vom song 6 und 8 nicht würde ich klar eine 8 vergeben, so ist es ehr eine gute 7! |
gn |
2009-02-25 23:49:18 Uhr
Naja, es ist ja nicht der erste Output der Band, zumal die alten Sachen ebenfalls sehr gut sind. Das hier ist ein Musikforum und es gibt zur Zeit natürlich auch einige Themen hier, die sich mit Alben beschäftigen, die erst in der Zukunft erscheinen. |
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Referenzen
The Angels Of Light; Yeasayer; Castanets; Grizzly Bear; Devendra Banhart; The Skygreen Leopards; Au; Animal Collective; Brightblack Morning Light; Six Organs Of Admittance; Wooden Wand & The Vanishing Voice; Songs Of Green Pheasant; Espers; Currituck Co.; Arbouretum; ; The Dodos; DM Stith; Woods; Califone; Iron & Wine; Phosphorescent; Bonnie 'Prince' Billy; Vetiver; Department Of Eagles; The Microphones; Mt. Eerie; Avey Tare & Kria Brekkan; Swan Lake; Grateful Dead; Jefferson Airplane; Sly & The Family Stone
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