My Latest Novel - Deaths and entrances

Bella Union / Cooperative / Universal
VÖ: 22.05.2009
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Das literarische Quintett
Man kennt das ja: Jedes Ende ist auch ein Anfang. Das wissen auch My Latest Novel aus Glasgow. Ein Schelm, wer das Quintett nach seinem Debüt “Wolves“ aus denkfauler Tradition oder aufgrund geographischer Nähe mit Belle And Sebastian verglichen hätte. Oder das gar angesichts des zweiten Albums noch tut. Hier geht es nämlich nicht um katastrophale Kellnerinnen, sexuelle Vorteilsnahme weiblicher Vorgesetzter oder Hunde mit Rädern untendran. Sondern um gewichtigere Dinge: Todesfälle, Kriegswirren, das Menschsein der Menschheit an sich. Und so ist auch “Deaths and entrances“ weniger das akustische Pendant zu Unterhaltungsliteratur, sondern eher eine dicke Schwarte philosophischen Anspruchs.
Die dann auch wenig sofort Lösliches zu bieten hat. Stattdessen Worte wie unheilvolle Prophezeihungen und Musik wie ein bedrohlich baumelndes Damoklesschwert. Kann aber natürlich auch alles nur metaphorisch gemeint sein. Was wissen wir schon? Wenigstens eins: Die elf neuen Songs der Schotten graben erneut viele Löcher auf einmal. Erhabene Streichermelancholie, mit der orchestralen Variante des Gitarrenpop gepaart, von mehrstimmigen Gesangsharmonien durchzogen und brachial von unverhofften Donnerriffs überwältigt. Und wenn man nicht aufpasst, wird der Wälzer auch einmal mit Schmackes zugeklappt, noch bevor man seine Finger wegnehmen kann.
Dabei ist "Deaths and entrances“ oft gar nicht so weit entfernt von dem, was im Bereich Indie inzwischen handelsüblich ist. Der Opener "All in all in all is all" hätte zum Beispiel auch Coldplay einfallen können, wenn diese bei den Aufnahmen zu "Viva la vida" nicht im Hinterkopf gehabt hätten, dass das Ganze bitte auch für den Radioeinsatz taugen soll. "I declare a ceasefire" probt nur scheinbar den Waffenstillstand, bevor sich der Song zu unsanftem Stakkato aufschwingt. Geigen und Gitarren wetteifern miteinander, steuern auf einen lärmigen Höhepunkt zu und explodieren in Zeitlupe. Bedrückt vorgetragene Kriegsbilder ziehen sich auch durch das todtraurige "If the accident will" und beklagen menschliche Treulosigkeit in Krisenzeiten: "Just when the war began / You left my side." Und schlagen sich dann eben alleine durch - auch wenn viele Stücke nicht gerade Anlass zum Optimismus geben.
"Argument against the man" etwa sammelt jede Menge Gründe dafür, dass es mit dem Menschen nicht allzu weit her ist, und bekräftigt diese durch grob hereinbrechendes Hardrock-Getöse. Der Nachklapp "Man against the argument" beißt zwar ähnlich aggressiv um sich, kann aber in eineinhalb Minuten nicht viel gegen seinen ungleich runderen Widerpart ausrichten. Das ist auch der Moment, ab dem die unbedarften Violinen, Percussions und Baba-Chöre in vielen Songs eine gespenstische Dimension annehmen. Als würden sie in einen Hinterhalt locken, aus dem es zwar kein Entrinnen gibt, dafür aber jede Menge kluge Bücher herumliegen, und sogar ab und zu Arcade Fire vorbeischauen, um ein paar schwermütige Sinfonien zum Besten zu geben. Und schon will man gar nicht mehr weg. Wo genau der Ausgang ist, hat jedenfalls bisher noch niemanden interessiert.
Highlights
- All in all in all is all
- I declare a ceasefire
- Argument against the man
- If the accident will
Tracklist
- All in all in all is all
- Dragonhide
- Lacklustre
- I declare a ceasefire
- A dear green place
- Argument against the man
- Man against the argument
- If the accident will
- Hopelessly, endlessly
- Re-appropriation of the meme
- The greatest shakedown
Gesamtspielzeit: 49:38 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Scottland. the man |
2009-05-29 07:44:30 Uhr
Finde die CD super!Von vorn bis hinten überzeugend :) Kenne ebenfalls die erste CD nicht! |
sculti |
2009-05-29 05:00:02 Uhr
ich finds awesome!kenne aber das 1. album nicht das ende von dragonhide allein ;) |
der thräd |
2009-05-28 11:28:58 Uhr
|
Soup Dragon |
2009-05-28 11:27:10 Uhr
Den Thread gibt's soweit ich mich erinnern kann eh schon. |
Kugelscheißer |
2009-05-28 11:25:57 Uhr
Der Thrädtitel wird so oder so editiert, da ein Leerzeichen fehlt oder der Eröffner den Bandnamen nicht kannte. |
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Referenzen
Arcade Fire; Frightened Rabbit; The Decemberists; Eagle*Seagull; The Twilight Sad; The Strange Death Of Liberal England; Bodies Of Water; Foreign Born; The Dears; British Sea Power; The Helio Sequence; Wintersleep; The Veils; Low; Calla; Deerhunter; Atlas Sound; My Morning Jacket; Get Well Soon; Menomena; Broken Social Scene; The Most Serene Republic; Amusement Parks On Fire; Ape School; Midlake; The Mountain Goats; Arab Strap; Malcolm Middleton; Stars; The Electric Soft Parade; Guillemots; I Am Kloot; Aberfeldy; Geneva; Belle And Sebastian; The Delgados; Glasvegas; Seachange; Okkervil River; Oxford Collapse; Hallelujah The Hills; Mogwai; Gravenhurst; Madrugada; Coldplay; Doves; The Boxer Rebellion; Elbow; Editors; Swans; Liars
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