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Phoenix - Wolfgang Amadeus Phoenix

Phoenix- Wolfgang Amadeus Phoenix

Loyaute / V2 / Cooperative / Universal
VÖ: 22.05.2009

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Come and rock me

Phoenix brauchen einen Leibwächter. Warum? Sie haben sich einen Albumtitel geschnappt, für den nicht nur, aber vor allem die Hives töten würden. "Wolfgang Amadeus Phoenix" - das ist dreist, das ist dick aufgetragen. Und trotzdem ist das so charmant wie die Musik von Phoenix, denen nicht einmal Gamaschen tragende Rock'n'Roll-Wikinger etwas Böses antun könnten. Anstelle von stiernackigen Muskelpaketen können die einzustellenden Personenschützer daher doch lieber anschmiegsame junge Damen sein oder wenigstens ziemlich geschmeidige Burschen. Wir wollen ja alle hinein zur Party. Die Gesichtskontrolle davor können andere übernehmen.

Drinnen arbeiten schon die Bass-Lautsprecher, und die Feier ist in vollem Gange. Der zuletzt etwas steif gewordene Groove der Franzosen hat sich nämlich den cleveren Hüftschwung wieder angeschafft, den der Vorgänger outgesourcet hatte. Schon die beiden famosen Vorabsingles "1901" und "Lisztomania", die "Wolfgang Amadeus Phoenix" in umgekehrter Reihenfolge eröffnen, gleiten geschmeidig über die Tanzfläche. Der unruhig hoppelnde Groove des Openers und das Laufsteg erprobte Brutzeln von "1901" legen einen Traumstart hin, der die Latte, an der sich "It's never been like that" abmühte, gleich wieder ein paar Zentimeterchen höher hängt.

Phoenix versuchen es gar nicht erst mit halbherzigen Verzagtheiten. Und mit Hilfe ihres alten Kumpels Philip Zdar von Cassius am Mischpult weht auch die warme Pop-Brise wieder, die schon "United" und "Alphabetical" so unwiderstehlich gemacht hatte. So gibt "Fences" eine Ahnung davon, was die Pet Shop Boys aus Justin Timberlake herauskitzeln könnten, wenn der nicht nur Beats, sondern auch Songs vorgesetzt bekäme. Im zweiteiligen "Love like a sunset" dürfen erst ein paar Schaltkreise zwitschern, bis die Verstärker pfeifen und ein ganz anderer Song mit der Sonne untergeht. Hier schütteln Phoenix das Gespür für Drama, das auch in der Disco immer schon die ganz großen Hymnen auszeichnete, einfach aus dem Ärmel und wischen es noch lockerer wieder vom Tisch. "Lasso" und "Countdown" lassen danach die Gitarren quengeln, während das feiernde Volk einfach munter weiter hüpft. Da hinten warten schließlich noch "Girlfriend" und "Armistice" und haben tüchtig Ameisen im Beinkleid. Zu derart raffiniert verquirltem Indie-Nicht-Indie-Zeug - Funk, Synthpop, Prog, Easy Listening, House, Krautrock, Disco, New Wave, New Age, New Romantic und alles, was Deine Mutter sonst so mag - wackelt der Popo ohnehin wie von selbst.

Das kokette Spiel mit der Vergangenheit startet natürlich bei Wunderkind Mozart, namedroppt Franz Liszt und führt über das erste Jahr des vergangenen Jahrhunderts keineswegs zu Barock'n'Roll, sondern zielsicher zum derzeit so beliebten Retrofuturismus. Die Versailler zitieren dafür alles, was nicht bei drei im Dekolletee der Bardame verschwunden ist, und rühren den bunten Rest zu einer luftigen Creme zusammen. Diese hat genug Luftblasen, damit sich klitzekleine Breaks und Geschmacksverfremdungen verstecken können. Phoenix' Sound erinnert sich dabei selbstbewusst an jenen Teil der Achtziger, der Bands wie den Killers nicht nur über den albernen Schnauzbart, sondern generell übers Grundverständnis geht. Damit zeigen die Franzosen, wie der Pop der zu Ende gehenden Nuller funktionieren könnte, wenn er nicht von Plugin-verliebten Nerds zusammen geschraubt, von käsigen Uniformträgern verhunzt oder von grobschlächtigen Transsexuellen gelitten würde. Diese Band ist alles. Nur nicht von gestern.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • Lisztomania
  • 1901
  • Lasso
  • Countdown

Tracklist

  1. Lisztomania
  2. 1901
  3. Fences
  4. Love is like a sunset part 1
  5. Love is like a sunset part 2
  6. Lasso
  7. Rome
  8. Countdown (Sick for the big sun)
  9. Girlfriend
  10. Armistice

Gesamtspielzeit: 36:23 min.

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User Beitrag

MopedTobias (Marvin)

Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion

Postings: 19947

Registriert seit 10.09.2013

2014-05-26 13:09:36 Uhr
Von der Bankrupt! fand ich die komplette erste Hälfte sogar besser als die WAP. In der zweiten Hälfte war dann aber einfach gar nichts mehr.

eric

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 2794

Registriert seit 14.06.2013

2014-05-26 10:09:31 Uhr
Anscheinend bin ich hier der einzige der immer wieder zu diesem Album zurückkommt, ich korrigiere, Top 3 der 2000 - 2010.

Mich lässt's auch nicht locker. 2009 schon in den Top 5 des Jahres, funktioniert aber auch heute noch prima. Egal, ob einzelne Songs auf einem Sampler oder am Stück. Umso enttäuschender fand ich den Nachfolger, von dem mir nur die Hälfte der Lieder wirklich taugt.

MopedTobias (Marvin)

Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion

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Registriert seit 10.09.2013

2014-05-26 06:27:40 Uhr
Ne, hat ein paar schöne Popsongs, aber ist insgesamt nichts Besonderes. 7/10.

koekoe

Postings: 679

Registriert seit 13.06.2013

2014-05-25 22:20:22 Uhr
Achso, 10/10 dementsprechend.

koekoe

Postings: 679

Registriert seit 13.06.2013

2014-05-25 22:18:55 Uhr
Anscheinend bin ich hier der einzige der immer wieder zu diesem Album zurückkommt, ich korrigiere, Top 3 der 2000 - 2010.
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