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Tiga - Ciao!

Tiga- Ciao!

Different / PIAS / Rough Trade
VÖ: 02.05.2009

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Bis zum Morgengrauen

Tiga Sontag ist jemand, den man am ehesten überall antrifft. Der Kanadier hat schließlich bereits etliche Klassiker aus dem letzten Vierteljahrhundert Pop per Coverversion oder Remix auf heutige Tanzböden verfrachtet. Und als dann sein Debüt "Sexor" erschien, hätte man beinahe stoßseufzen können: "Jetzt singt er auch noch." Doch das höchst respektabel: "You gonna want me" war ein zackiger Schmachtfetzen, "Pleasure from the bass" exakt das, was der Titel versprach und auch die Neubearbeitungen von Talking Heads über Public Enemy bis hin zu Nine Inch Nails gelangen erstaunlich gut. Natürlich war Tiga dabei schlau genug, die richtigen Leute zu fragen. Scissor Sister Jake Shears etwa, dem er ein paar Vocals aus dem Kreuz leierte. Oder die Kollegen Soulwax und Jesper Dahlbäck, die gleich das halbe Album produzierten.

Und da der Mann viele Freunde hat, ist auch hier die Gästeliste lang. Neben den Genannten sind diesmal auch sein alter Weggefährte Juri Hulkkonen alias Zyntherius, Gonzales und James Murphy von LCD Soundsystem dabei und sorgen für zusätzlichen Tanz-Wumms und gepflegtes Synthi-Pop-Drama. Aber auch dafür, dass einiges auf die Jacke geht. Dabei fängt "Ciao!" erst einmal toll an: Wieselflinke Rhythmen, mehrstimmiger elektronischer Chor und jede Menge Dynamik markieren in "Beep beep beep" genau die Grenze, bis zu der man Dance-Freaks mit Pop und Pop-Hörern mit Dance kommen kann. Schlank, cool, clever. Was man vom Rest des Albums nicht immer sagen kann.

"Mind dimension" und "What you need" etwa sind ungelenk eiernde Tracks mit vom Zufallsgenerator gepitchten Stimmfetzen und hineinhechtenden Elektroschocks, zu denen man höchstens orientierunglos durch den Club stolpern und seinen Mittänzern unmotiviert in die Beine treten kann. Besser: der hedonistische Retro-Glam von "Luxury" oder die ziemlich amüsante Single "Shoes", bei der sich der Protagonist mit einer zickigen Schönheit über Frisuren, Fingernägel und Fußbekleidung in die Wolle kriegt. Doch auch diese Songs sind bisweilen mit einem Übermaß an Achtziger-Schmalz überzogen. Da hilft auch ein elektronischer Funk-Batzen wie das laszive "Sex o'clock" nur kurzfristig weiter.

Dass "Ciao!" letztlich doch noch die Kurve kriegt, liegt an Tigas Händchen dafür, Dinge zu kombinieren, die eigentlich nicht zusammenpassen. Das zurückgenommene "Turn the night on" bürstet eine bewusst simple Bobby-Orlando-Gedächtnissequenz gegen das Piano aus Joe Jacksons "Steppin' out". Im elfminütigen "Love don't dance here anymore" schweigen die Beats zunächst komplett, bevor zu melodischem Midtempo-Groove über dem leergefegten Dancefloor im Morgengrauen doch noch die Sonne aufgeht. Ein stilvoller und versöhnlicher Abgang aus einem Album, zu dem man aber stellenweise wie in gläsernen Pantoffeln statt in stylischen Tretern tanzen muss, um nicht auf die Nase zu fallen. Auch Plattenleger haben eben ein hartes Los: "It ain't easy / It's harder than it looks." Lang ist die Clubnacht, schwer ist der Beruf. Selbst wenn der DJ Tiga heißt.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Beep beep beep
  • Turn the night on
  • Love don't dance here anymore

Tracklist

  1. Beep beep beep
  2. Mind dimension
  3. Shoes
  4. What you need
  5. Luxury
  6. Sex o'clock
  7. Overtime
  8. Turn the night on
  9. Speak, memory
  10. Gentle giant
  11. Love don't dance here anymore

Gesamtspielzeit: 57:31 min.

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