Peaches - I feel cream

XL / Beggars Banquet / Indigo
VÖ: 02.05.2009
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Stellungswechsel
Ein atemloser Quickie auf der Clubtoilette, danach noch ein-, zweimal leidenschaftsloser Sex auf dem Supermarktparkplatz. Das ist in etwa die Zusammenfassung der bisherigen Karriere von Peaches. Mit "The teaches of Peaches" erschien Merrill Nisker 2000 auf der Bildfläche und posaunte unverblümt die Bedürfnisse ihrer Vagina in die Welt hinaus. Damals gelangen ihr mit "Fuck the pain away" und "Lovertits" gleich zwei Hits, deren stumpfe Beats im Kölner Gebäude 9 beinahe die Scheiben aus dem Fenster geblasen hätten und rasch zu Klassikern des Electroclash avancierten. Die beiden Nachfolgealben dozierten zwar weiter fleißig und explizit über weibliche Sexualität, trieben es aber in der immergleichen Stellung. Und mit den ausbleibenden Höhepunkten rückte langsam aber sicher der Tag näher, an dem man emotionslos "Ich mag Dich einfach nicht mehr so" konstatieren konnte. Wobei das dann eben vorausgesetzt hätte, dass einmal "echte" Gefühle im Spiel gewesen wären. Die feiern aber erst auf dem neuen Album Premiere. Und das ist nicht die einzige Überraschung, die "I feel cream" bereithält.
"Why don't you talk to me?", schreit Peaches in "Talk to me" ihren Lover an, der keinen Bock auf die Diskussion von Beziehungsproblemen hat. Und, es kommt wie es kommen muss: In der Ballade (!) "Lose you" fürchtet sie sich bereits vor der Trennung. Beide Songs glänzen, auch das ein Novum, durch eingängige Melodien und scheuen sich nicht, Pop zu sein. Zudem nutzt Peaches, die ewige Electroclash-Sprechsängerin, diesmal ausgiebig ihre Singstimme. Die klingt wie in "Talk to me" bisweilen aggressiv, meist aber gibt Peaches mit ihr die zauberhafte Elfe. Zahm und altersmilde ist die Kanadierin deswegen noch lange nicht geworden. Dafür sorgen neben dem langjährigen Weggefährten Gonzales vor allem Soulwax, Simian Mobile Disco und Digitalism, die zusammen mit dem Kontrollfreak Nisker, die aber letztlich auch auf "I feel cream" stets die Zügel in der Hand hält, die besten Beats produzieren, die je auf einem Peaches-Album zu hören waren.
Und siehe da: Kaum lässt Peaches Neues zu, wird auch der Sex plötzlich wieder besser. "Billionaire", von Nisker selbst als verschleppter Electro-HipHop produziert, packt direkt bei den Eiern und schmeißt einen auf die Matratze. Das leicht trancige, an Miss Kittin erinnernde "I feel cream" hingegen intoniert Peaches wieder mit Engelsstimme. Mit "Trick or treat" enden dann die Popmomente, die die erste Albumhälfte bestimmen. "Show stopper" und das sägende, von Digitalism produzierte "Mommy complex" drängen stattdessen mit härteren Beats auf die Tanzfläche. Die letzten drei Songs über lässt es "I feel cream" ruhiger angehen, erreicht aber nur noch momentweise das Niveau der ersten Hälfte. Dennoch ist "I feel cream" dank seines neuartigen Abwechslungsreichtums mit Leichtigkeit das beste Album seit dem Debüt. Hier wird nicht mehr direkt ohne Vorspiel mechanisch in die Frucht gebissen, sondern hier wird auch mal mit Melodien umgarnt und müssen emotionale Krisen bewältigt werden - und das nicht, weil die Batterien vom Vibrator alle sind.
Highlights
- Talk to me
- Billionaire
- I feel cream
- Mommy complex
Tracklist
- Serpentine (I don't give a ... pt. 2)
- Talk to me
- Lose you
- More
- Billionaire
- I feel cream
- Trick or treat
- Show stopper
- Mommy complex
- Mud
- Relax
- Take on you
Gesamtspielzeit: 41:02 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Mixtape |
2009-05-14 23:13:19 Uhr
Ja, sehr gute Rezension einer sehr guten Platte! |
logan |
2009-05-14 22:10:08 Uhr
Schöne Rezension hier auf diesen Seiten! |
BrockLanders |
2009-04-27 15:23:17 Uhr
Höre gerade zum ersten Mal rein und es klingt vorzüglich. Ein großer Schritt nach vorne. Geile Beats, geile Stimmung. |
Tufkalüdge |
2009-04-26 15:19:33 Uhr
Serpentine hat (vor allem durch die Bassdrum) so einen leichten Dancehall-/Reggaeton-Touch, der ihr aber recht gut steht. |
logan |
2009-04-26 14:55:36 Uhr
Schön geschrieben. |
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Referenzen
Avenue D; Mu; Tiga; Fischerspooner; Uffie; Le Tigre; Lesbians On Ecstasy; Electrocute; Vive La Fête; Chicks On Speed; Miss Kittin & The Hacker; ADULT.; Princess Superstar; Simian Mobile Disco; Digitalism; Gonzales; Sid LeRock; Vanity 6; Appolonia 6; Waldorf; Dopplereffekt; I-f; Legowelt; Black Strobe; Felix Da Housecat; Golden Boy; Vitalic; Ladytron; Syclops; Larry Tee
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