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Clem Snide - The ghost of fashion

Clem Snide- The ghost of fashion

Cooking Vinyl / Indigo
VÖ: 17.09.2001

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Holpriger Wolkenritt

Clem Snide sind zurück. Nicht, daß sie lange Pause gemacht hätten, kam "Your favorite music" doch erst vor knapp einem halben Jahr raus. "The ghost of fashion" nun könnte glatt als die Zwillingsschwester des Vorgängers durchgehen. Die Band um Sänger und Songschreiber Eef Barzelay setzt weiterhin auf ein Gemisch aus akkustischem Folk-Rock und schrägen Country-Klängen. Kaum zu glauben, daß Clem Snide bei ihrer Gründung vor 10 Jahren ein Punk-Rock-Trio waren. Kracher fehlen jedenfalls ein bißchen, doch dafür wirkt der Einsatz der Instrumente diesmal ausgefeilter - ein paar Streicher hier, ein Cello da. Die Songs heben sich besser voneinander ab, Kontraste werden gesetzt und konsequent durchgehalten.

Und was hält man nun mit "The ghost of Fashion" in der Hand? Eine Hommage an verflossene Lieben und Freunde, mit denen man längst gebrochen hat. Ironisches Augenzwinkern, zugleich jedoch von einer Ernsthaftigkeit durchdrungen, die auch in den Konflikten des alltäglichen Lebens zu finden ist. Auf einer weichen, einladenden Wolke aus zelebrierter Traurigkeit schwebt der Hörer davon und kann von seinem Logenplatz alles sehr gut überblicken: weite ländliche Gegenden, in Sonnenschein getaucht, ein Teenager-Pärchen, Kissenschlachten, ein bruzzelndes Steak, Elvis, Jesus, den Teufel und asiatische Weisheiten.

"Let's explode", fordert Barzelay die Wolke auf und lädt all seine Sorgen auf ihr ab. "I don't wanna know me better". Man kann sich denken warum, schließlich liebt dieser Mann das Unbekannte. "Evil vs good" setzt das kriegerische Spiel zwischen Harmonie und Dissonanz größtenteils instrumental um, bloß einen einzigen Satz hat der Sänger beizusteuern. Fröhlich und strahlend ertönt ein Lobgesang ans Lebendigsein: "When it's my moment in the sun / Oh how beautiful I'll be / But in a normal sort of way / Like I am you and you are me". Das Mitwippen setzt automatisch ein. Plattenknistern, durchsetzt mit sphärisch weichen Orgelklängen und Barzelays Klagen an eine perfekte Frau, die von ihm auf ein, seinen erotisch ambitionierten Ansprüchen gerecht werdendes, Idealbild stilisiert wird: "So put down that book / It's too seroius / I'll undress you as I make a joke / But please try not to laugh / As I swim in your flesh / Just hold your breath 'til I'm finished." Sex liegt in der Luft, ein kurzes Vergnügen - kaum etwas länger als 2,20 Minuten. Schade!

Kleine Verschnaufpause. Und dann heißt es, "The junky jews" sing the blues. Gut, daß sie dabei prominente Unterstützung haben: "Jesus picked up his guitar and sang about a shooting star". Was? Kann das wirklich schon der letzte Song sein? Eine weitere Hymne, die fast schon pathetisch wirkt, mit schrägem, bombastischen Orchester im Hintergrund. Die Wolke hat sich ausgeweint und läßt nun Liebe auf die Menschen herniederrieseln. Die Welt ist schön für die Glücklichen: "No one's more happy than you", das kann auch der Satellit bestätigen, der durch den funkelnden Nachthimmel schwimmt. Und so ist ja doch nochmal alles gut geworden. Das vielfach gebrochene Herz, ist mittlerweile wieder notdürftig gekittet, und Buddha lächelt geheimnisvoll, während Barzelay uns ein dickes fettes Grinsen schenkt.

(Christina Hemmen)

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Highlights

  • Moment in the sun
  • The curse of great beauty
  • The junky jews
  • No one's more happy than you

Tracklist

  1. Let's explode
  2. Long lost twin
  3. Ice cube
  4. Chinese baby
  5. Don't be afraid of your anger
  6. Evil vs good
  7. Moment in the sun
  8. The curse of great beauty
  9. Joan Jett of Arc
  10. The junky jews
  11. Ancient chinese secret blues
  12. The ballad of unzer Charlie
  13. No one's more happy than you

Gesamtspielzeit: 47:58 min.

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