The Enemy - Music for the people
Warner
VÖ: 24.04.2009
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Angepisst
Die Lieblingsfeinde wetzen die Gartenkralle. Nun noch progressiver und bissiger. Zwar hielt das erste Werk von The Enemy, "We'll live and die in these towns", in der The-Landschaft mit und hatte einige Hits parat, wurde in Deutschland aber kaum honoriert. Vermutlich, weil es sich bei The Enemy um eine sehr unscheinbare und skandalfreie Band handelt, die abseits der Musik lediglich mit einem Überschwang Euphorie in die Schlagzeilen rutschte. Als die Plattenfirma dem Trio aus Coventry mitteilte, Platz eins geholt zu haben, hätten sie sich gefühlt, als habe man Simon Cowell (dem englischen Dieter Bohlen) in den Brunnen seines Gartens gepinkelt. Die britische Schallwelle soll jetzt auch nach Deutschland. Überhaupt in die ganze Welt. An der Lautstärke scheitert das Vorhaben jedenfalls nicht.
So allumfassend und ausschweifend es der Titel besagt, so sehr gibt sich "Music for the people" Mühe, genau das zu repräsentieren. Wenn Tom Clarke im Rock-Panzer "No time for tears" von "the morning after the revolution" singt oder seine Heimat als "51st state / Where democracy is failed" tituliert. Es sind die ersten Klänge nach dem großspurigen Opener "The elephant song", der sich ein opulentes Intro erlaubt und The Stone Roses, The Verve oder Led Zeppelin ins Gedächtnis ruft. Schon ist man angekommen in der Musik für Menschen, die in der "depression recession" ("Nation of checkout girls") stecken und niedergeschmettert sind: "Hello, we're the generation / Who do what we're told / By the corporations hello." Oder wie es in "Don't break the red tape" heißt: "Welcome to England where there is no fun / Where there is no choice for any of us / [...] / New Labour's a joke just another Thatcherite."
Die zackigen Stücke der Band, die schon drei Monate nach ihrer Gründung das Debütalbum aufgenommen hatte, wurden eingedampft und blitzen lediglich noch in Songs wie dem clashigen "Don't break the red tape" durch. Darüber rockt und rumpelt es gewaltig. Das Piano klimpert markant in der möglichen Single "Sing when you're in love" und verleiht dem durchschnittlichen "Be somebody" ein nicht für möglich gehaltenes Ohrwurmpotenzial.
"Last goodbye" grüßt unverblümt Blurs "The Universal", täuscht aber nicht darüber hinweg, dass The Enemy durchaus ambitionierter an das Zweitwerk rangegangen sind. Mit durchweg analoger Aufnahmetechnik und dem Willen, ein - Zitat - "fett klingendes" Album zu machen. Es würde manchmal auch die Halbfett-Variante genügen. Etwa wenn "Silver spoon" mit Trommelwirbeln und Endlossschleifen eine künstliche Länge erzeugt, The White Stripes über die Schulter gucken und am Ende die Gitarre vor den Boxen stehen lassen. Oder wenn die offenbar wortspielaffine Kombo Dirty Pretty Strings "Keep losing" mit Streichern an die Hand nimmt, als müsse man in Zweierreihe in die Schulklasse gehen. Und das, wo sie soeben im Opener und dem boostenden "No time for tears" ausdrucksstark mitmischten.
Der unbetitelte Hidden-Track vergeht sich letztlich an der Melodie von "Let it be" und macht wohl am besten deutlich, dass The Enemy gewillt sind, einen Marathon mit verkürztem Aufwärmtraining hinzulegen. Da bleibt man schnell erschöpft auf der Strecke. "Music for the people" reicht nicht für eine neuerliche Urin-Fontäne, man muss sich vorerst mit einer soliden Bronzeschüssel zufrieden geben.
Highlights
- No time for tears
- Sing when you're in love
Tracklist
- Elephant song
- No time for tears
- 51st state
- Sing when you're in love
- Last goodbye
- Nation of checkout girls
- Be somebody
- Don't break the red tape
- Keep losing
- Silver spoon
Gesamtspielzeit: 46:57 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Gordon Fraser |
2009-04-25 23:56:22 Uhr
Das erste Album war großartig. Dies hier ist allerdings eine herbe Enttäuschung. Man versucht sich an der großen Geste, bleibt aber bei abgeschmacktem Stadionrock hängen. Eine Enttäuschung, wie gesagt, vom Cover über den Titel bis (v.a.) zu den Songs... schade. |
myvision |
2009-04-17 11:58:18 Uhr
Das erste Album fand ich eigentlich schwer in Ordnung. Video zur ersten Single 'No Time for Fears' gibt's hier. |
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Referenzen
The Pigeon Detectives; Kasabian; Stereophonics; The Rifles; The Verve; Oasis; The Stone Roses; The Charlatans; Boy Kill Boy; Little Man Tate; Jimmy Page; Pat Travers; The Wombats; The Twang; The Clash; Buzzcocks; The View; The Velvet Underground; Stiff Little Fingers; Primal Scream; Ian Brown; Blur; Manic Street Preachers; Kaiser Chiefs; Arctic Monkeys; Black Grape
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