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Boozed - One mile

Boozed- One mile

FDI / Soulfood
VÖ: 08.05.2009

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Irgendwann kriechen sie Dich

Schildkröten in der Popkultur? Da gab es die Ninja Turtles, die entspannten Schelme in "Findet Nemo", die falsche Schildkröte bei "Alice im Wunderland", das liebenswerte Haustier in "Otto der Außerfriesische". Auch Terry Pratchetts Scheibenwelt oder die geschätzten Musiker von Tortoise beziehen sich auf die gemütlichen Reptilien. Und jetzt das: Keck reckt einem ein überdimensionales Exemplar der freundlichen Panzertiere seinen marmorierten Hals vom Albumcover entgegen, während es die volle Fahrbahnbreite belegt. Dabei fallen die Gemeinsamkeiten mit den Bramscher Testosteron-Rockern von Boozed zunächst gering aus, und überhaupt: Hätte ein Schwein oder wenigstens ein Löwe hier nicht die größere Symbolkraft entwickelt? Auf den zweiten Blick offenbart sich die Seelenverwandtschaft: Band und Tier gehen unbeirrt ihren Weg, trotzen Umwelteinflüssen erfolgreich und fühlen sich in Australien ziemlich wohl. Schneller als die Ausdauer-Kriecher sind Boozed glücklicherweise aber immer noch; die zwölf Stationen ihrer "One mile" legen sie in einer zügigen halben Stunde zurück.

In der Tradition von AC/DC pflegen Boozed die Konstanz: Zackig geht es nach vorn, ein Riff, ein paar raue Zeilen, ein schrilles Kreischen und ein Solo, und von vorn. So kennt der Hörer die Band. Wo Rock'n'Roll drauf steht, ist wieder Rock'n'Roll drin. Insgesamt verschiebt das Album die Gewichte ein weiteres Mal leicht vom Aussi-Rock in Richtung Musikalität. Die puren Dampfmaschinen wie "You gotta go again" oder "Hypnotic magnetic" bleiben zwar unüberhörbar die Stärke der Band, doch auch in gemäßigteren Gefilden wildert die Band zunehmend erfolgreich: Mit "Easy" steht Sänger Markus die erste Rock-Ballade seiner Band, und "Circus" klingt nicht von ungefähr nach melancholischeren Hellacopters, da Nicke Andersson in dem Song - auf eigenen Wunsch - als Gast aufspielt. Viele Songs tragen heuer einen leichten Anflug von Südstaaten-Rock in sich, was zum Beispiel in "Don't hold back" auch gut passt, wenn die Gitarristen sich ungeniert für das Intro bei ZZ Top bedienen.

Zum erhofften Quantensprung reicht es für Boozed mit "One mile" jedoch nicht: Die Band entwickelt sich in den Details spürbar weiter, auf die Songs als ganzes überträgt sich das jedoch nur schleppend. Es knistert überall, der Funke springt jedoch nicht immer über. Für ein Stück namens "Asphalt's burning", das die Tore weit in Richtung öden Country- und Hardrock aufstößt, bleibt dann nur Unverständnis. Schließlich sind Boozed keine verstaubten Altrocker jenseits der 50. Mit der Arbeit an seinem Stil kommt das Quintett gefühlt jedoch tatsächlich nur schildkrötengleich voran. Vielleicht setzen sie in weiser Business-Kenntnis auch auf die Parallelen zum Tierreich: Die langlebigsten Schildkröten-Exemplare werden weit über hundert Jahre alt.

(Dennis Drögemüller)

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Highlights

  • You gotta go again
  • Circus
  • Hypnotic magnetic

Tracklist

  1. Save me
  2. This ain't my city
  3. You gotta go again
  4. Circus
  5. Speak by the haze
  6. Easy
  7. One mile to the moon
  8. Hypnotic magnetic
  9. Don't hold back
  10. Asphalt's burning
  11. Trouble
  12. Next door

Gesamtspielzeit: 33:32 min.

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