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Sophia - There are no goodbyes

Sophia- There are no goodbyes

City Slang / Universal
VÖ: 24.04.2009

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Ein Anfang inne

Traurigkeit kann ein ganz wunderbares Ventil für die eigene Kreativität sein. Oft verleiht sie einem trotz eines gewissen Gefühls der Lähmung ungeahnte Kräften. Als Goethe "Die Leiden des jungen Werther" schrieb, dachte er an sich selbst und seine Liebe zu einer bereits verheirateten Frau. Das Buch ging weg wie geschnitten Brot und sorgte zeitgleich für einen der ersten wirklich wichtigen Medienskandale überhaupt. Die größten Hits einer Band wie The Smiths waren, trotz der hin und wieder zelebrierten Liebe, vor allem todtraurig und von Ängsten erfüllt, die vielleicht nur kleine Kinder mit dem eingebildeten Boogie Man unter dem Bett nachvollziehen können. Und nur Gott allein weiß, was in James Cameron vorging, als er seinen Horrorstreifen über ein Schiff und den berüchtigten Eisberg drehte, in dem der Typ am Ende ertrinkt und eine alte Frau einen Millionenklunker über Bord wirft - tatsächlich der erfolgreichste Film aller Zeiten, trotz tausender Tränen auf der Leinwand und Millionen Tränen davor. So könnte "There are no goodbyes" für Sophia ein echter Glücksgriff sein, nicht trotz, sondern gerade wegen der Traurigkeit, die sich durch das gesamte Album zieht und sich schwer aufs Gemüt legt.

Das fünfte Album von Robin Proper-Sheppard und dem Sophia-Kollektiv ist keine leichte Kost. Selbstreflektierend wird hier eine beendete Beziehung auseinandergenommen und durchleuchtet. Da werden Fragen gestellt, auf die es keine Antworten gibt und Antworten gegeben, auf Fragen, die nie gestellt wurden. Trennungsschmerz kann eine hässliche Angelegenheit werden, nicht nur, wenn man die Person ist, von der sich der Partner verabschiedet hat, sondern wenn einem selbst bewusst wird, warum es so weit gekommen ist. Für einen Mann wie Proper-Sheppard, ohnehin nie für seine besonders fröhliche Musik bekannt, bedeutet das gefühlsmäßig das Ende. Der Opener "There are no goodbyes" versucht die Liebe, die schon längst weg ist, festzuhalten, und gesteht sich die eigenen Fehler ein: "You know that I don't blame you / How can I when I know the pain you hide", singt er da und bleibt gedanklich in der Vergangenheit sitzen, ohne sich zu verabschieden.

Überhaupt sind die Vorwürfe auf dem Album stumm, die in "Storm clouds" besungenen Gewitterwolken verziehen sich auf friedliche Weise, und so wird recht deutlich, dass die Trennung wohl gar nicht so überraschend kam, wie man es oft annehmen könnte. "Obvious" allerdings ist der schmerzhafte Versuch, die Beziehung wiederzubeleben, in dem man einfach über die offensichtlichen Probleme hinwegsieht. Spricht man es nicht aus - das "Auf Wiedersehen", das "Es lief nicht so gut" und selbst das "Ich liebe Dich nicht mehr", dann steht es nicht im Raum, und man kann dem alltäglichen Trott weiter nachgehen. Das dachte wohl jeder schon in seinem eigenen persönlichen Trennungsschmerz. Aber so einfach ist es nicht.

Erst recht nicht, wenn man seiner Liebe nicht nur in den Träumen, in denen man sich weiter nahe ist, in die Augen blickt, sondern auch in der Realität, in der man sich voneinander entfernt hat. "Something", das Duett zwischen Proper-Sheppard und einer Verflossenen, ist die vertonte Umarmung zweier Menschen, zwischen denen nun die Welt liegt, die sie beide vor einiger Zeit noch füreinander waren. Er schiebt sich selbst den Schwarzen Peter zu, während sie versucht, ihn zu beruhigen. Da erklingt ein ehrliches "Ich liebe Dich" - jedoch mit dem Zusatz, dass es dennoch vorbei ist. "Signs" ist da schon wieder ein paar Schritte weiter auf dem Weg zur Besserung, mit der Erkenntnis, dass die Beziehung schon lange kaputt war und man nur die Zeichen hätte richtig deuten müssen. Die Songs des Albums gehen, schon alleine mit ihren Titeln, die verschiedenen Stufen einer Trennung durch. "Dreaming", "Heartache", "Leaving", doch dann, zum Schluss, plötzlich "Portugal". Das eigentliche Highlight des Albums ist der Punkt, an dem Proper-Sheppard am Ziel seiner Reise ankommt. Nach einem langen Instrumentalteil wartet er dann mit seiner ihm eigenes erworbenen Weisheit auf: "I decided today I'm gonna be a better person / No, it's never too late to change." Und so wird es, nach all dem Schmerz und der Trauer, am Ende vielleicht nicht sofort gut. Aber immer besser.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • Storm clouds
  • Obvious
  • Signs
  • Portugal

Tracklist

  1. There are no goodbyes
  2. A last dance (To sad eyes)
  3. Storm clouds
  4. Dreaming
  5. Obvious
  6. Something
  7. Signs
  8. Heartache
  9. Leaving
  10. Portugal

Gesamtspielzeit: 43:58 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

carpi

Postings: 1467

Registriert seit 26.06.2013

2017-06-24 22:03:56 Uhr
"Portugal" ist toll, zusammen mit dem Bonus-Album ne 8, ohne eher 7. Beide zusammen 110 Minuten Herzschmerz, lang ists her...
Armin
2012-11-12 22:10:04 Uhr
Der ganze Thread wurde in eine andere "Nummer" verschoben, weil der alte von Spambots mehr gemocht wurde als wir das mögen.
Paul
2011-07-14 21:51:01 Uhr
Danke für den Tipp, Max Power! Dann weiß ich ja, womit ich den Rest des Abends verbringe: MP3 schnipseln.
Gordon Fraser
2011-02-10 19:26:11 Uhr
"A Last Dance (To Sad Eyes)" ist definitiv einer der schönsten Sophia-Songs. Generell hat Proper-Shepard kaum schlechte Uptempo-Nummern. Das sind doch meistens Album-Highlights.
Al
2010-08-09 23:13:23 Uhr
Also ich finde auch das live Album De Nachten absolut großartig. Vor allem die Versionen von So Slow, If Only und die beiden exklusiven Titel Ship In The Sand und The Sea sind der Wahnsinn.
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