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The Von Bondies - Love, hate and then there's you

The Von Bondies- Love, hate and then there's you

Fierce Panda / Cargo
VÖ: 24.04.2009

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Ebbe nach der Sinnflut

Großartig hätte es werden können. So gut, dass beim bloßen Hinsehen die Nippel hart werden und der Schritt nass. In einer Art und Weise toll, dass der ganze Körper bei den ersten Takten anfängt zu zittern und die Ohren Nachschub verlangen, sobald die letzte Note gespielt wurde. Jason Stollsteimers The Von Bondies gerieten in Handlungszwang nach ihrem letzten Album "Pawn shoppe heart" aus dem Jahr 2004, jenem zweiten Album, das nach jedem neuen Hördurchgang immer besser zu werden schien. Eine Platte, wie der Musikfan sie sich wünscht, mit Ecken und Kanten und doch einem abgerundeten Ende, das mehr erhoffen ließ und die Erwartungen steigerte. Mit "Love, hate and then there's you" ist er nun da, der Nachfolger, auf den die Fans und Kritiker gleichermaßen gespannt warteten. Leider wird schnell klar: Ein zweites "Pawn shoppe heart" wird das nicht, nicht mal ansatzweise. Stollsteimer und seine drei Kumpanen haben es vergeigt. Wechselnde Mitglieder und ein unerschütterliches Ego, wie Stollsteimer es zu haben scheint, forderten ihren Tribut. The Von Bondies werfen, in Anbetracht dessen, dass das Debüt gerade acht Jahre zurückliegt, keinen besonders großen Schatten mehr. Trotzdem sehen die Sonnenzeiten obgleich des bevorstehenden Sommers düster aus.

Gar nicht lange ist es her, da galten The Von Bondies, naja, zumindest als Teil der coolsten Typen im Musikgeschäft. Songs, die direkt waren. Rock im Blut statt Wahn in den Augen. Und ein Frontmann, der hier und da sicher seine Schläge kassierte, aber dennoch seinen Part mehr als recht erfüllte. Musik für die Sinne war das, nicht immer für die klaren, aber immerhin. Sprach "Pawn shoppe heart" noch den gesamten Körper an, mit zuckenden Muskeln und durchgeschüttelten Haaren, reicht es bei "Love, hate and then there's you" stellenweise nur noch für ein unruhiges Wippen mit dem Fuß. Dabei fängt es so gut an: Der Opener "This is our perfect crime" haut vielversprechend aus den Boxen, vergessen das verwaschene "I beat up Jason"-Shirt, hier ist Stollsteimer wieder der coole Typ oben auf der Bühne, der mit Leidenschaft macht, was auch immer er will. "21st birthday" klingt ungewohnt poppig und erinnert an das ganze englische Pack, das in den letzten Jahren die Musikwelt umgrub, was gar nicht mal schlecht klingt für eine Band, die ihren Ursprung in Detroit hat. "She's dead to me", eindeutig der "Hate"-Seite des Albums zuzuordnen, ertönt direkt aus der Garage um die Ecke und rotzt mit hohem Bogen auf den Boden, nur um danach für noch mehr Unruhe zu sorgen. Da kribbelt es in den Händen und in den Beinen, die wachen Augen erblicken Dinge, die sonst unbemerkt vorübergezogen wären.

Schade nur, dass auf dem Album auch eine ganze Reihe anderer Sinne berührt werden, die meisten auf peinliche Art. So offenbart ausgerechnet das rein vom Titel agressivste "Shut your mouth" auf geradezu erschlagende Weise, dass Stollsteimer gar nicht der große, selbstbewusste Held ist, für den er sich nicht nur ausgibt, sondern offensichtlich auch hält. "Can you say a good word about us", fleht er da die Kritiker immer und immer wieder an, da hilft auch das Gebrüll nicht - es bleibt ein Schrei nach Aufmerksamkeit, bei dem man lieber weghört. "Blame game" erinnert, abgesehen von dem weiblichen Unterton im Refrain, erschreckend an die Kaiser Chiefs, und "Accidents will happen" hätte ohne Probleme auf das letzte Album von Avril Lavigne gepasst. Man hätte tatsächlich mehr erwartet von The Von Bondies, und das, obwohl sie in der Tat nie als die Überband schlechthin galten. Trotzdem eilte ihnen ein gewisser Ruf voraus, den sie selbst nun - wenn auch nicht irreparabel - etwas verschmutzt haben. Sicher, bei einem derart ein- und zuschlagendem Gemüt wie Stollsteimer es hat, bekommt die Zeile aus "Chancer" eine ganz neue Bedeutung: "You don't look so cool / But you look alive". Manchmal sind die äußeren Sinneswahrnehmungen auch nicht alles. Jetzt scheint das nackte Überleben das Wichtigste zu sein für Jason Stollsteimer und seine Von Bondies.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • This is our perfect crime
  • Pale bride
  • 21st birthday
  • I don't wanna

Tracklist

  1. This is our perfect crime
  2. Shut your mouth
  3. Pale bride
  4. Only to haunt you
  5. 21st birthday
  6. She's dead to me
  7. Chancer
  8. Blame game
  9. I don't wanna
  10. Accidents will happen
  11. Earthquake
  12. Moder saints

Gesamtspielzeit: 35:39 min.

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