The Fray - The Fray
Epic / Sony BMG
VÖ: 27.03.2009
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
In time
Zeitgeist ist alles. Egal, wie brillant dieses oder jene Stück eines Musikers auch sein mag: Wenn er sich gängigen Strömungen verweigert, wird er im Mainstream-Publikum nicht schwimmen, sondern untergehen. Selbst ambitionierte Connaisseure, die bei 20-Minütern im 11/8-Takt nur müde lächeln, geraten irgendwann (möglicherweise etwa bei betont undergroundigem Acid-Future-Jazzcore mit Metal-Growls) ein wenig ins Schlingern, wenn es zu abseitig wird. Und vielleicht erweist sich in 50 Jahren, wie richtig Plattentests.de mit all den 9/10- und 10/10-Alben lag, die beim Gros des Publikums durchfielen, weil die Protagonisten ihrer Zeit voraus waren. Das Problem haben The Fray zweifelsfrei nicht. Schwer zu sagen, was zuerst da war: Das stromlinienförmige Formatradio oder sanft-opulenter Piano-Pop wie von The Fray, der zwischen 3-Minuten-Hymne und pointenfreiem Hintergrundgedudel so perfekt die Industrie für die Masse bedient.
Falls der eigene Indie-Absolutheitsanspruch den Gedanken zulässt, dass ansprechende Musik der Masse gefallen darf (bzw. umgekehrt, dass offensichtliche Alles-Adressierer auch einen guten Titel schreiben können), sind The Fray schlicht die Band dafür. Natürlich ließe sich den drei Burschen aus Amerika hervorragend in ihren Einheitsbrei spucken: Weil mancher Song bis auf Papierstärke glatt gebügelt wurde, weil das Trio sich ein bisschen zu aufdringlich-beiläufig zum Christentum bekennt oder weil man das Gefühl haben könnte, hier hätten sich Coldplay mit Weichspüler besoffen. Nur würde man dann verpassen, dass sich auf dem Album mit "You found me", "Say when" und "Enough for now" mindestens drei wunderbar runde Pop-Perlen verbergen, die demnächst wieder völlig zurecht das Staffelfinale irgendeiner dieser amerikanischen Serien versüßen werden. Man kann es als Kritik äußern, aber als Lob bietet es sich eher an: Diese Band passt einfach überall.
Wie nur wenige andere Bands in ihrer Gewichtsklasse haben The Fray die Geschwindigkeit und den Ton ihrer Zeit gefunden, an den sie sich konsequent halten. Dass die kurzweilige Schönheit von "The Fray" schon in kürzester Zeit verflogen sein wird, macht da auch nichts. Wer sich von den überlebensgroßen Gesten der Coldplays und U2s dieser Erde überfordert oder zumindest nicht angesprochen fühlt, kommt bei diesem Pop auf Augenhöhe vermutlich eher auf seine Kosten. Weil diese Burschen nicht mehr als die sparsamen drei Minuten dreißig Aufmerksamkeit von Dir wollen, die Du täglich im Radio an ganz andere Gestalten verschwendest. Das ist im Grunde verdammt wenig verlangt. The Fray machen nichts besonders Beeindruckendes, nichts besonders Neues und nichts besonders Kreatives. Aber das besser als die meisten anderen.
Highlights
- You found me
- Say when
- Enough for now
Tracklist
- Syndicate
- Absolute
- You found me
- Say when
- Never say never
- Where the story ends
- Enough for now
- Ungodly hour
- We build then we break
- Happiness
Gesamtspielzeit: 42:56 min.
Referenzen
Keane; Coldplay; 3 Doors Down; The Calling; Gavin DeGraw; Matchbox Twenty; Counting Crows; Dave Matthews Band; Five For Fighting; Delirious?; Switchfoot; Train; Lifehouse; The Goo Goo Dolls; Kenny Wayne Shepherd; Semisonic; Graham Colton Band; Vertical Horizon; U2; Thirteen Senses; Shawn Mullins; Third Eye Blind; Matthew Good Band; Fastball; Barenaked Ladies; Ben Folds
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