Peyoti For President - Rising tide of conformity

Sordid Soup / Rough Trade
VÖ: 27.03.2009
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

In der Welt zu Hause
Es ist mal wieder Zeit, mit Vorurteilen aufzuräumen. In der heutigen Episode: Politisch-kritisch engagierte Texte sind nicht allein frustrierten Punk-Kids und wütenden Rap-Metal-Combos vorbehalten. Das aktuelle Gegenbeispiel heißt Peyoti For President und klingt in etwa so, als hätte man Manu Chao mit Rage Against The Machine in einen engen Raum eingeschlossen und abgewartet, was dabei herauskommt. Die linksradikale Attitüde von Zack de la Rocha und Konsorten trifft auf entspannte Worldbeat-Klänge, die von arabischen, lateinamerikanischen und afrikanischen Einflüssen durchzogen sind. Und ja, ein bisschen Reggae ist auch dabei.
Was auf dem Papier unmöglich klingt, funktioniert in der Praxis ganz gut. Ungewöhnlichkeit ist bei dieser Band schließlich Programm: Pietro DiMascio, auch bekannt als Peyoti, wurde als Findelkind im Alter von einem Jahr von einer britischen Familie adoptiert. Bis heute weiß der junge Mann nicht mit Sicherheit, woher er eigentlich stammt. Und so ist es kein Wunder, dass Peyoti zu einem Weltbürger wurde, der überall zu Hause ist, und der darüber hinaus einen kritischen Blick auf unsere westliche Welt gewonnen hat. Mit sage und schreibe 20 anderen Musikern aus aller Herren Länder spielte der Kosmopolit sein Debütalbum "Rising tide of conformity" ein, auf dem er alles anprangert, was einen Heranwachsenden in einer von verlogenen Politikern geleiteten Konsumgesellschaft aufregen kann. Das erinnert in seiner Thematik nicht nur zufällig an Bob Dylan. Schließlich stammt sogar der Albumtitel selbst von einem Protestplakat, das der Altmeister gemeinsam mit Joan Baez im Jahre 1964 hochhielt.
Das Ergebnis ist ein rundum tanzbares, von allerlei Percussioninstrumenten und Akustikgitarren getragenes Protestalbum. Stets ermahnt Peyoti unsere politischen Führer, dass nicht sie es sind, die über uns bestimmen können, sondern dass es genau andersherum ist. Dazwischen werden kurze Zitate der angesprochenen Staatsmänner eingespielt, um deren Heuchlerei zu illustrieren. Auch das Booklet klingt wie die perfekte Anleitung zur Aufklärung politisch unbedarfter Staatsbürger, die brav alles schlucken, was ihnen von Staat und Medien vorgesetzt wird. Lieder wie die Samba-Single "We the people" mit der "Mas que nada"-Gedächtnismelodie könnten die Jugend von heute zum Tanzen und zum Nachdenken animieren. Auf Albumlänge verliert sich die Wirkung von Peyotis Slogans allerdings nach und nach, da das entscheidende Element fehlt: die Abwechslung. Variationen in Thematik und Sound sind so spärlich gesät wie kritische Selbstreflexion in den Aussagen von George W. Bush. Schade eigentlich, denn in musikalisch derart kanalisierten Zeiten wie den unsrigen ein unkonventionelles Album wie "Rising tide of conformity" zu veröffentlichen, verlangt Mut und verdient höchsten Respekt.
Highlights
- Bad politician
- We the people
Tracklist
- Take a leap
- Bad politician
- We the people
- Wake up rise up
- No me siento malo
- Campaign spokesman
- Credit to the nation
- Drifting
- A peoples lament
- Rhapsody of a 1000 lies
- Yo no quiero trabajar
- Survival of the fittest
- Peyoti Peyoti
Gesamtspielzeit: 42:14 min.
Referenzen
Manu Chao; The Cat Empire; Bob Marley; The Wailers; Ska-P; Joe Strummer & The Mescaleros; Bob Dylan; Ojos De Brujo; La Vela Puerca; Supay; Winanda Del Sur; Tambor Urbano; Rage Against The Machine; The Clash