Dan Auerbach - Keep it hid

Nonesuch / Cooperative / V2 / Universal
VÖ: 20.02.2009
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Kneipenabend
Mal ehrlich: Wenn einer, dessen Hauptband aus nur zwei nicht gerade unkauzigen Mitgliedern besteht, ein Soloalbum fabriziert, rechnet man eigentlich fest mit einer Wohnzimmerplatte. Im stillen Kämmerlein produziert, am besten allein zu hören. So gesehen ist das Debütalbum des Black-Keys-Gitarristen ein gesellschaftliches Großereignis: Dan Auerbach nimmt uns mit in seine Lieblingskneipe. Zugegeben, das Interieur hat etwas anheimelnd Wohnzimmerhaftes. Abgewetzte Couchgarnituren, die optisch schon lange über ihre besten Tage hinaus, dafür aber gut eingesessen sind, stehen um fleckige Naturholztische herum. Die Getränkekarte ist auf das Wesentliche reduziert, essen sollte man lieber anderswo. Dan Auerbach füttert die Jukebox mit ein paar Münzen und wählt einige Titel aus. "Trouble weighs a ton" erschallt und lässt zwei Gäste am Tresen aufhorchen. Die Cohen-Brüder suchen noch einen melancholischen Bluegrass-Song für ihren nächsten Soundtrack.
Auerbach pendelt auf "Keep it hid" gelassen zwischen Country, Blues und Folk hin und her. Wo ihn bei den Black Keys immer wieder ein drängendes Schlagzeug nach vorne treibt, nimmt er sich auf seinem Soloalbum Zeit für Seitenblicke und Umwege. Der Groove ist bewusst schleppend und rumpelig, trotzdem aber fast immer tanzbar. Routiniert zieht er alle Register des klassischen amerikanischen Songwritings, schreckt dabei auch vor herzzerreißenden Balladen oder einer passenden Portion Schmalz nicht zurück. Die kleinen Perlen scheinen ihm dabei wie von selbst vor die Füße zu fallen.
Nach dem Opener kommt mehr Leben in den Laden. Hinten in der Ecke, neben dem Eingang zum Raucherraum, gibt es eine kleine Tanzfläche. Drei matte Scheinwerfer tauchen den Bewegungsraum in warmes Licht, eine Diskokugel, an der schon etliche Spiegelfacetten blind geworden sind, wirft monoton ein unstetes Muster aus Lichtflecken auf den Boden. Zu den Klängen von "I want some more" tanzt ein leicht angetrunkener Tom Waits eine torkelige Rumba. Seine Bewegungen verändern sich kaum, wenn das Gitarrenreverb von "Heartbroken, in disrepair" mit dem Offbeat flirtet. Josh Homme erfreut sich derweil an langen Gitarrensoli, die mit kaum mehr als vier Tönen auskommen.
Überhaupt bevölkern ein paar sehr illustre Gäste das Lokal. Während an einem Tisch Mark Everett, Beck Hansen und Elvis Costello hitzig diskutieren, was einen guten Song denn nun eigentlich ausmacht, grinsen sich nebenan Mark Lanegan und Sandy Dillon schweigend an, weil sie es längst wissen. Auf der Tanzfläche wird es derweil kuschliger, zu "Whispered words (Pretty lies)" und "Real desire" huldigen einige Paare in Karohemden und Cowboystiefeln der vergessenen Kunst des Stehblues. Anschließend bekommen alle, die den Abend allein verbringen mussten, mit "When the night comes" eine ordentlich Portion Seelenbalsam. Langsam und ruhig lässt Auerbach den Abend ausklingen, zum letzten Bier gibt es "Goin' home" zu hören. Den Laden merken wir uns. Da kann man öfter hingehen.
Highlights
- I want some more
- Heartbroken, in disrepair
- When the night comes
- My last mistake
Tracklist
- Trouble weighs a ton
- I want some more
- Heartbroken, in disrepair
- Because I should
- Whispered words (Pretty lies)
- Real desire
- When the night comes
- Mean monsoon
- Prowl
- Keep it hid
- My last mistake
- When I left the room
- Street walkin'
- Goin' home
Gesamtspielzeit: 50:39 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Walenta |
2009-03-08 17:52:30 Uhr
"bestes teil seit rubber factory"unterschreibe ich sofort, hammeralbum! |
jeckyll |
2009-02-24 19:03:09 Uhr
besser als das letzte black keys album ist das sicher nicht, aber durchaus verdammt gut. i want some more, whispered words und when the night comes, allein dafür lohnt sich schon die Platte. |
thesos |
2009-02-24 14:23:47 Uhr
das hört sich an wie Van Morrison für Arme ... |
Walenta |
2009-02-21 20:37:20 Uhr
Montag solls endlich in der post sein, nach euren posts osz die vorfreude ja nochmal um ne ganze ecke gestiegen! |
der greifer |
2009-02-21 20:34:32 Uhr
jep, bestes teil seit rubber factory. der opener ist wahnsinn, die alten meister hättens auch nicht besser hingekriegt. rest natürlich auch cool, eher b.k. mäßig... |
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Referenzen
The Black Keys; Heartless Bastards; Archie Bronson Outfit; The Dirtbombs; Junior Kimbrough; Soledad Brothers; Howlin' Rain; T-Bone Burnett; Two Gallants; The Jon Spencer Blues Explosion; The White Stripes; The Von Bondies; 22-20s; Thee Shams; The Come Ons; Howlin' Wolf; Muddy Waters; R.L. Burnside; Screamin' Jay Hawkins; Robert Johnson; Mssissippi Fred McDowell; B.B. King; Elmore James; Doo Rag; The Delta 72; Tom Waits; Jessica Lea Mayfield; Seasick Steve; Ryan Adams; The Greenhornes; Vietnam; Woody Guthrie; Bob Dylan; Tom Petty; Johnny Cash
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