Pure Reason Revolution - Amor vincit omnia
Superball / SPV
VÖ: 06.03.2009
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Stühle im Feuer
Wenn man "The dark third", dem ersten Album von Pure Reason Revolution, bei aller Brillanz einen Vorwurf machen konnte, dann den, dass zwischen den Säcken mit den Melodien zum Niederknien irgendwo eine Kuschelecke mit Pink Floyd freigehalten wurde. Als erstes durften Konzertbesucher erfahren, dass das nur die viel zitierte Momentaufnahme war, wurden doch einige Songs dieser Platte bereits vor zwei Jahren live gespielt.
Alle anderen schauen zunächst höchst ratlos. Muse? The Human League gar? "Les malheurs" ist reinster Elektrorock, den Anhänger der erwähnten Floydismen völlig erschüttert zurücklassend. Doch - wie für die Briten typisch - plötzlich tauchen zwischen den bratenden Synthesizern mehrstimmige Gesangsharmonien auf. Das ist verstörend, das ist anfangs erschreckend - das ist kompromisslos kreativ.
Genug erschreckt? Wäre auch nicht so schroff geworden, wenn denn "Victorious cupid" der Opener gewesen wäre. Denn hier wird der Weg der Briten mit einem Schlag klar: ruppiger, elektronischer, selbstbewusster. Und wenn nach dem harmonisch-milden "Requiem for the lovers" plötzlich bei "Deus ex machina" losgebrettert wird, als hätte die eine Hälfte des Kreativzentrums, Bassistin und Keyboarderin Chloe Alper, ein Verhältnis mit Trent Reznor, dann bedarf es dieses einen großen Refrains, um die scheinbar im Widerspruch zum Albumtitel stehende Kälte aufzutauen.
Pure Reason Revolution mischen für ihre noch nicht einmal 30 Jahre erstaunlich unerschrocken blubbernden Achtziger-Synthie-Pop mit wüsten Elektronik-Jams, düster-schwelgenden Melodiebögen und mehrstimmigen Passagen, die fast schon improvisiert klingen. Das wird mit Sicherheit konservative Prog-Stilwächter (sic!) die Haare raufen lassen. Wenn man aber einmal ehrlich ist, ist doch das der Kern der Progression: Stilistische Grenzen einreißen, Genres und sich selbst neu definieren. Die Briten werfen die Stühle, zwischen die sie sich setzen wollen, gleich direkt ins Kaminfeuer. Und genau das macht "Amor vincit omnia" zu einer ganz großen Platte.
Highlights
- Les malheurs
- Victoriuos cupid
- Deus ex machina
- The gloaming
Tracklist
- Les malheurs
- Victorious cupid
- Keep me sane / insane
- Apogee / Requiem for the lovers
- Deus ex machina
- Bloodless
- Disconnect
- The gloaming
- AVO
Gesamtspielzeit: 45:22 min.
Referenzen
Muse; Nine Inch Nails; Depeche Mode; The Mars Volta; Mew; Amplifier; dEUS; Porcupine Tree; Pink Floyd; Shadow Gallery; Boy Hits Car; Coheed And Cambria; 35007; The Gathering; Aereogramme; OSI; Radiohead; Dredg; Onesidezero; Oceansize; Tool; Dream Theater; Kashmir; Talk Talk; The Human League; Faithless; Daft Punk; Brian Eno; Röyksopp; Goldfrapp; Apoptygma Berzerk
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