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The Bishops - For now

The Bishops- For now

Weekender / Indigo
VÖ: 27.02.2009

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Never miss a beat

Wer zu spät kommt, den bestraft bekanntlich das Leben. Oder auch der Tod. Wie zum Beispiel den geistlichen Geheimdienstmann aus einem Monty-Python-Sketch, dessen Auftrag es eigentlich ist, kirchliche Würdenträger vor Mordanschlägen zu retten, der aber immer erst dann am Ort des Geschehens eintrifft, wenn schon nichts mehr zu retten ist. Name des Betreffenden: "The Bishop". Und genauso spät dran waren The Bishops aus London vor knapp zwei Jahren mit ihrem Debüt, das einen augenblicklich in die Zeit zurückversetzte, als Beatmusik noch ein Skandal und sogar Typen in Anzügen der Alptraum aller Schwiegermütter waren - sofern sie eine Gitarre richtig herum halten konnten.

Und genau so geht es nun auf "For now" weiter, einem mal wieder hoffnungslos gestrigen Album. Da rumpeln simple Rhythmusfiguren aus Bass und Schlagzeug fröhlich vor sich hin, erobert die Gitarre mit trocken akzentuierten Schlägen und Twang-Sounds die Sechziger zurück, und setzt es massig Satzgesang und "Ba-ba-ba"-Chöre. Dass die Songs ihren Retro-Charme selten länger als drei Minuten versprühen, zeugt dabei von einem gesunden Wissen des Trios um die eigenen Stärken und Schwächen. Denn so kurzweilig und treffsicher die meisten Stücke auch sind: Man wird das Gefühl einfach nicht los, sie schon öfter gehört zu haben. Zum ersten Mal vor 40 Jahren, zum letzten Mal vor fünf bis zehn Minuten. Seinen Spaß kann man mit "For now" trotzdem haben - egal ob mit langem oder kurzem Gedächtnis.

Etwa im luftigen Opener "City lights", der klingt, als hätte man The Coral die Pilze weggenommen: sorglose Harmonien, ein Refrain zum augenblicklichen Mitsingen, keine Spur von losen Enden oder psychedelischem Firlefanz. "Hold on" heizt mit Dampforgel, Hall auf der Stimme und zur Mitte hin zersplitternden Gitarren ein, "Nothing I can do or say" rührt gleich darauf mit Pianotropfen und vergeblichen Liebesschwüren zu Tränen. Nur das nach Lagerfeuer miefende Traditional-Klagelied "He was a friend of mine" ist einfach schon durch zu viele Hände der Rockgeschichte gegangen, als dass hier außer überdosiertem Pathos noch irgendetwas hinzuzufügen wäre.

Einer der wenigen echten Schwachpunkte eines Albums, das auch mal unversehens das Tempo anzieht: Das recht unsanfte Gepolter des Titelstücks oder das basslastig schleifende "Slow river" sind im Kontext von "For now" schon beinahe Rock'n'Roll. Das mag am Einfluss von Produzent Brian O'Shaughnessy liegen, der mit Primal Scream oder My Bloody Valentine auch schon ganz andere Kandidaten verarztet hat - oder eben daran, dass die kleinen Racker auch mal auf kleine Rocker machen wollten, bevor sie sich wieder in ihre tadellos gebügelten Anzüge werfen. Mit unterhaltsamem Ergebnis, wenn man kurz bereit ist, zu vergessen, dass populäre Musik im letzten halben Jahrhundert doch einige Fortschritte mehr gemacht hat, als man an diesem Album ablesen kann. Nicht mal 40 Minuten lang sollte das kein Problem sein.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Hold on
  • Nothing I can do or say
  • For now
  • Slow river

Tracklist

  1. City lights
  2. Wandering by
  3. Hold on
  4. Nothing I can do or say
  5. Pass away
  6. For now
  7. Laughter in the dark
  8. If you leave today
  9. Slow river
  10. He was a friend of mine
  11. Rain dance
  12. Train won't stop
  13. Free to do what you want
  14. Carry on

Gesamtspielzeit: 37:16 min.

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