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Eleni Mandell - Artificial fire

Eleni Mandell- Artificial fire

Make My Day / Al!ve
VÖ: 13.02.2009

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Hattrick der Herzen

Es ist in diesem Fall wahrlich keine Ehre, zum dritten Mal hintereinander die gleiche Bewertung an eine Künstlerin zu vergeben, die eigentlich doch zu viel mehr fähig zu sein scheint. Der Rezensent will an dieser Stelle nicht mathematische Bewertungsgrundsätze in den Fokus nehmen, denn schlussendlich kommt doch alles von Herzen. Aber genau dort fehlt der zustechende Stachel, der es im Emotionsüberschuss bluten lässt. So sind es eigentlich nur wenige, aber leidlich entscheidende Meter, um auf diesem Portal wirklich zu Ehren zu kommen und sozusagen in die heiligen Hallen geladen zu werden. Erschreckend angesichts der Tatsache, dass uns Eleni Mandell mit ihrem neuen und insgesamt siebten Album "Artificial fire" so viel unglaublich Gutes widerfahren lässt, was dann in manchen Momenten doch des Guten zu viel ist. Um dem Überschuss auf die Schliche zu kommen, rollen wir das Feld von hinten auf und stürzen uns auf "Cracked", den Schlusstrack dieser 56-minütigen feingeistigen Melange aus atmosphärischem Songwriting, knackigem Rockabilly, freundlichen und zugänglichen Jazz-Versatzstücken und Ansätzen von Soul und Country.

Losgelöst von allen Strukturen, die man sich für einen Albumaufbau wünscht, ist "Cracked" sicherlich nicht übel. Mandell und ihre Stimme röhren mehr, als dass man es als Gesang bezeichnen könnte. Damit passt sie sich auf eher untypische, aber durchaus geschmackvolle Weise an den hintergründigen Sound an - einen knarzenden und mit flirrender Gitarre brillierenden Rock'n'Roll mit post-punkigem Einschlag ostamerikanischer Machart. Nun aber ist Bastelarbeit gefragt, denn nur mit einem (eigentlich unmöglichen) Großmaß an Abstraktionsvermögen ist es zu bewerkstelligen, diesen ebenso ruckeligen wie rotzigen Abschluss gegen das antreten zu lassen, was im Vorhinein so subtil zusammengesetzt wurde. Wahre Heldentaten türmen sich da auf, gegen die "Cracked" wie ein winselnder, völlig deplatzierter Fremdkörper wirkt. Man grabe sich ein in "God is love", in dessen hypnotisches und doch ganz behutsam southern-rockendes Religionsverständnis, und folge einer Schnittmenge, in der Cat Power und frühe Portishead um die Vormachtstellung kämpfen.

"Right side" vereint süßlichen 50s-Pop mit femininem Country der gleichen Dekade. Bläser tupfen Zeitgenössigkeit in die Notenstränge. Die Gitarre ist ganz beim Jazz, nicht losgelöst, sondern gebunden an Melodienseligkeit. Zusammengehalten wird diese perfekt arrangierte Mischung durch Mandell selbst, deren sanfte Stimme die Nackenhaare aufstellen lässt. Dabei ist es kein billiger Anklang von Erotik, den manch männlicher Hörer so gerne durch die Zeilen schimmern sieht, der verzaubert, sondern mehr die Vereinigung von anspruchsvoller Eigenständigkeit und harmonischer Gefälligkeit. Noch feiner, in völligem Einklang mit der Musik, hört man Mandells Stimme im wohl schönsten Track dieses wundervollen Albums: "Tiny waist" erweist sich nach stillem rhythmischen Beginn als Hymne im minimalistischen Stil, die nicht völlig über Kopf geht, sondern introspektiv im stillen Kämmerlein verweilt.

"Artificial fire" geizt nicht mit großartigen Momenten, die in ihrer feinen Faserung völlig fassungslos machen. Nervöse Songs wie "Cracked", der unnötig in die Breite rockende Abschluss des eigentlich grandiosen "It wasn't the time (It was the color)" und die Aufdringlichkeit des Titelsongs entpuppen sich nachhaltig als verzichtenswerte Gegenpole. Und dabei zeigt Mandell mit dem fantastischen, an Chrissie Hynde erinnernden "Little foot" und dem verstörenden "I love planet Earth", dass Andersartigkeit durchaus vereinbar ist mit einem versöhnlichen Grundton. Es bleibt, neben vielen verneigenswerten Momenten, bei der Hoffnung, dass Eleni Mandell für das nächste Mal konzentrierter zu Werke geht. Ein viertes Mal machen wir eine 7/10 jedenfalls nicht mehr mit.

(Markus Wollmann)

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Highlights

  • God is love
  • Tiny waist
  • Little foot
  • In the doorway

Tracklist

  1. Artificial fire
  2. God is love
  3. Right side
  4. Personal
  5. Tiny waist
  6. It wasn't the time (It was the color)
  7. Bigger burn
  8. Little foot
  9. Don't let it happen
  10. In the doorway
  11. Needle and thread
  12. Front door
  13. I love planet Earth
  14. Two faces
  15. Cracked

Gesamtspielzeit: 56:12 min.

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