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Beirut - March of the Zapotec / Realpeople: Holland

Beirut- March of the Zapotec / Realpeople: Holland

Pompeii / Indigo
VÖ: 13.02.2009

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Der Kurztrip

Vor einer Platte steht bei Beirut noch immer die Reise. Nach Besuchen in Osteuropa und Frankreich, die die Alben "Gulag Orkestar" und "The flying club cup", diverse EPs und einen neuen, ebenso hellen wie eigenartigen Fleck auf der Indiepop-Weltkarte nach sich zogen, setzt sich Zach Condon nun allerdings bescheidenere Ziele: Sein letzter Trip führte ihn samt zugehörigem Mini-Orchester von New Mexico ins normale Mexiko, und beinahe folgerichtig ist dabei dann auch keine ganze neue Platte herausgesprungen. Weil es aber doch für zwei halbe gereicht hat, erscheint "March of the Zapotec / Realpeople: Holland" quasi als Doppel-Split-EP von Condon mit sich selbst - es ist eine Platte, die in seinen frühen Kinderzimmer-Experimenten herumschnüffelt und daraus eine Brücke baut, die für Beirut sogar in die Zukunft führen könnte.

Abgehalftert, ausgebrannt und mit einer weiteren abgesagten Europatournee im Trophäenschrank setzten sich Beirut letztes Jahr nach Teotitlan del Valle ab und trieben dort eine hauptberufliche, kirchlich subventionierte, 17-köpfige Beerdigungsband auf, um gemeinsam Musik zu machen. Die Songs der "March of the Zapotec"-EP werden deshalb mehr noch als je zuvor bei Beirut von den Bläsern bestimmt: Hier genießen sie alle Freiheiten, reißen schon mal zwei Trauermärsche im gleichen Song ab und verkneifen sich höchstens noch solche Mariachi-Schießereien, wie sie einst von Ltd. Drebin, Cpt. Hocken und Det. Nordberg angezettelt wurden. Der Anlass ist eben ernst, weiterhin, der Widerstand in Condons Stimme längst gebrochen. Selbst die Kraft seines Orchesters scheint auf "March of the Zapotec" empfindlich angeschlagen, jede Fanfare irgendjemandem wehzutun.

Wie urlaubsreif Beirut wirklich waren, wird schon nach dem schnell abgewürgten Militärparaden-Intro "El zocalo" offensichtlich: Das zweigleisige "La Llorona" halten nur noch ein kurzes Aufatmen der Leadtrompete und die Niedergeschlagenheit seiner einzelnen Teile zusammen. "My wife" stellt das Solo gleich an den Anfang, will dessen quirlige Energie allerdings nicht aufgreifen und verfällt stattdessen in Beiruts alten Walzertrott mit Condons unsauber schreddernder Ukulele, zu dem man sich noch immer am besten betrunkene "Grim fandango"-Charaktere beim Bierbank-Schunkeln vorstellt. Es braucht schon die 100 Instrumental-Sekunden von "On a bayonet", die Schwere einer ganzen Welt und das rasant beschleunigte "The shrew", um "March of the Zapotec" schließlich die Trübsal aus den Pfeifen zu blasen.

Derart freigemacht erweckt Condon sein elektronisches Kinderzimmer-Alter-Ego Realpeople zu neuem Leben: Die Songs auf der "Holland"-EP hat er weitgehend allein aufgenommen und mit streckenweise schmerzhaft volksfestlichen Beats befeuert. Tatsächlich stammt aber nur eines der Stücke aus jener Zeit, als Beirut noch eine wilde Idee in Condons Reiserucksack war - der gelockerte Umgangston erinnert eher an den "Gulag Orkestar"-Song "Scenic world", und ein Lied wie "My night with the prostitute from Marseille" schreibt natürlich auch keiner so abgeklärt und aufschlussreich, dem gerade erst das Grüne hinter den Ohren weggewaschen wurde. Der raue Feinschliff und die baufällige Fertigkeit von Beiruts Orchester-Stücken erscheinen hier noch nicht so vollständig ausbalanciert. Wenn durch "The concubine" aber ein erbarmungsloses Fisher-Price-Klavier klingelt und alten Platzhirschen wie Akkordeon und Trompete auf die Füße fällt, ist wenigstens sicher, dass Condon und sein Kauderwelsch noch lange nicht am Ende sind.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights

  • La Llorona
  • The akara
  • The shrew
  • My night with the prostitute from Marseille

Tracklist

  1. El zocalo
  2. La Llorona
  3. My wife
  4. The akara
  5. On a bayonet
  6. The shrew
  7. My night with the prostitute from Marseille
  8. My wife, lost in the world
  9. Venice
  10. The concubine
  11. No dice

Gesamtspielzeit: 36:42 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
ich auch.
2009-03-24 13:19:19 Uhr
ich auch
Soup Dragon
2009-02-23 11:27:22 Uhr
ich mag's, auch die zweite Seite.
Deaf
2009-02-23 10:09:00 Uhr
CD 1: 7.5/10
CD 2: 4.5/10

Die Pitchfork-Bewertung ist nicht nachvollziebar.
smörre
2009-02-23 09:28:32 Uhr
Ich find: Nein. Bis auf zwei, drei ganz gute Songs ist ziemlich viel Wiederholung drauf. Und die neue Marschrichtung auf Seite 2 finde ich fast unausgegoren. Ich finds eigentlich deutlich schlechter als die Alben. 5/10 von mir.
gecko
2009-02-23 09:19:50 Uhr
pitchfork gibt 8.1 und somit mehr als für die beiden vorgänger-alben. kann man das ernst nehmen?
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