Alter Me - The fall
EMI / Capitol
VÖ: 30.01.2009
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Die Flucht nach vorne
Dänen lügen nicht. Auch wenn sie nur schwer zu verstehen sind. Und sie trinken angeblich noch mehr Bier als ihre schwedischen Nachbarn. Ob die merkwürdige Sprache wohl eine Folge des Alkoholkonsums ist oder umgekehrt? Deprimierend genug, um automatisch melancholische Lieder zu schreiben ist Dänemark dann aber nicht. Man denke nur an Bands wie Alphabeat, Aqua oder Outlandish. Ein vorrübergehender Umzug nach Grönland kann die Sache mit der Melancholie natürlich wieder ganz anders aussehen lassen.
Der 25-jährige Alter-Me-Chef Hans Mortensen lebte anderthalb Jahrzehnte lang mit seiner Familie auf der grünen Insel. Ungewöhnliche Erfahrungen mit Abgeschiedenheit, knackigen Temperaturen und viel Dunkelheit bestimmten bisher den größten Teil seines Lebens. Inwieweit ihn das geprägt, geschweige denn das Album beeinflusst hat, bleibt Spekulation. Wobei das Ganze schon mit einem melancholischen Guss versehen wurde. Der Titel klingt bereits negativ, und auch der Sound von "The fall" ist immer wieder durchzogen von Leidensarien der Marke Muse. Thematisch ergänzt werden die Melodien von Texten über Zweifel, Alleinsein und Liebe. Trotzdem spielen Mortensen und seine vier Jungs keine Depressionsmusik. Zumindest nicht ausschließlich und schon gar nicht im negativen Sinn. Das Album ist mit seiner poppig-melancholischen Grundstimmung so leicht zugänglich wie die Meerjungfrau am Kopenhagener Hafen.
Und trotzdem: Umgeben von wuselndem Schlangenbeschwörer-Keyboard sind die ersten Worte der Platte "Escape is my destiny and that can’t be changed." Gleich zu Beginn schon rennen Alter Me vor ihren Problemen weg. Und auch im nächsten Song singt Mortensen: "I cannot escape the law / I cannot escape my pain" und setzt sich so äußerst energiegeladen mit seinen Grenzen auseinander. Aber die Dänen haben nicht nur Ratlosigkeit parat. Manchmal geht es auch schlicht und im wahrsten Sinne ergreifend um "Love" in allen möglichen schönen und schmerzhaften Varianten. Am Schluss bleibt eine zufriedene, ausgeglichene Stimmung zurück. Zusammen mit der Band wurde gelitten, geliebt, gegrübelt und gezweifelt. Das hat so befreit, dass die positiven Zeilen über Beziehungen und das übersteigerte Selbstbewusstsein aus "Me and myself" nicht bloß sanft helfen, wieder auf die Füße zu kommen, sondern regelrecht in eine aufrechte Position katapultieren. Wenn schon Flucht, dann aber weit nach vorne.
Highlights
- Problems
- You can't
- Love
- Me and myself
Tracklist
- Problems
- You can't
- Love
- You're crazy
- Me and myself
- Pissed
- Why it hurts
- Lay down my arms
- Video tonight
- The fall
- Ghost
- Love (Acustic version)
Gesamtspielzeit: 50:37 min.
Referenzen
Vega 4; Bell X-1; Belasco; Stereophonics; Travis; South; Saybia; Athlete; Muse; Matthew; Coldplay; Snow Patrol; The Kooks; Sugarplum Fairy; Mando Diao; Shout Out Louds; Friska Viljor; The Electric Soft Parade; Johnossi; Washington; Feeder; Cassette; Maritime; Sophia; Eskobar; Goldrush; Tiger Lou; Placebo; Radiohead
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