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Animal Collective - Merriweather Post Pavilion

Animal Collective- Merriweather Post Pavilion

Domino / Indigo
VÖ: 09.01.2009

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Einfach genial

Animal-Collective-Fans rechnen längst in Hundejahren - denn mindestens einmal jährlich beglückt sie diese Band mit dem neuesten aus Freaky-Hausen. Mit Hochglanz-Stress und Melodien-Getümmel. Und mit Ideen, die so schnell zu Musik gebracht werden, dass Perfektion eine Sache von Sekundenbruchteilen und Spleens die Gebrüder Einklang sind. So war mit dem Noise-Freak-Folk der Anfangstage spätestens auf "Strawberry jam" definitiv Schluss. Und auch "Merriweather Post Pavilion", das mittlerweile neunte Album der vorübergehend zum Trio geschrumpften Animal Collective, zeichnet sich durch eine Flächigkeit aus, die - schon wieder mal - neu ist im Universum der Band.

Großen Anteil daran haben die Gesangslinien, die fast durchgängig mit einem choral-klerikalen Hall untersetzt werden. In der Folge schieben sie sich zwischen die Arrangements, mischen sich ganz tief unter und funktionieren so als eine einzige musikalische Einheit. Ein nahezu billiger Effekt, eine naheliegende Idee, könnte man deshalb all denen zurufen, die Animal Collective schon längst zu wahnsinnigen Genies erklärt haben, deren Schaffen gottgleich unentschlüsselbar bleibt. Nein, so ist das nicht. Doch "Merriweather Post Pavilion" zeigt seine Kreativität auf ganz anderem Feld. Nämlich in der Art und Weise, wie Animal Collective diese bewusst erschaffene Fläche beackern und umgraben, bis aus jedem vorsätzlich unverändert vor sich hin tickerndem Halligalli ein waschechter Popsong geworden ist. Ungestümer Instrumentenwahn ist dafür nicht von Nöten. Lieber wird, wie bei "My girls", "No more runnin" oder "Taste", der altbekannte Kanongesang nun erstmals quasi perkussiv in die Songs verstrickt. So erreicht man Verdichtung und Prägnanz, ohne dass sich am Klangkonzept irgendetwas ändern würde. Selbst die wahrlich überragend verhuschelten Refrains von "Summertime clothes" und "Guys eyes" sind letztlich eher rhythmische Beschleunigungen im Gewand hochauflösender Schmeißfliegenschwärme - obwohl mehr Beach Boys nur selten einmal war. Aber auch die gefielen sich einst ja vor allem in der Rolle großer rhythmischer Konterspieler.

Als Gegenentwürfe zeigen sich Songs wie "In the flowers", "Brother sport" und "Lion in a coma", die spätestens ab der Mitte mit verkrachten Beats und einem ganzen Urwald an Soundtriggern, schlierenden Harmonieschichten und im klanglichen Abseits auflaufendem Klavier- oder Flötenspiel gegen sich selbst prallen. Selbst ein Didgeridoo bleibt dabei zwar immer noch eine wirklich beknackte Idee, pumpt aber wirklich sehr schön, zwischendurch. Dann die Beatles-Gesänge von "Also frightened", die erst in den letzten Minuten die Herrschaft komplett an sich reißen, indem sie - und genau darum geht es - einfach beharrlich weitermachen. Hier ist entscheidend, wer die zweite Luft beweist, wer letztlich den längeren Atem hat. Trotz des vergleichweise runtergebrochenen Trackformats zeigen sich die Songs als ein einziger Marathon, als Konditionstraining und Ausdauerwettkampf zugleich.

Die Länge hat "Merriweather Post Pavilion" jedenfalls komplett in die Songstrukturen selbst verbannt. Dosierung ist dann das Mittel, Überschwang aber das Ziel. Mit einer einfachen Idee haben es sich Animal Collective so schwer gemacht, wie nur irgend möglich. Sie bleiben große Trickser und Arrangeure, ja, sie stellen den Grundbau ihres "Wahnsinns" zum ersten Mal gar offensiv nach außen. Jeder kann nachvollziehen, nicht nur was, sondern wie es hier passiert. Das Album pendelt so zwischen Flächigkeit und Plastizität, indem Animal Collective quasi eine Haltung hörbar machen. Und sie sehr einschmeichelnd klingen lassen. Genial einfach - und andersherum.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights

  • My girls
  • Summertime clothes
  • Guys eyes
  • Brother sport

Tracklist

  1. In the flowers
  2. My girls
  3. Also frightened
  4. Summertime clothes
  5. Daily routine
  6. Bluish
  7. Guys eyes
  8. Taste
  9. Lion in a coma
  10. No more runnin
  11. Brother sport

Gesamtspielzeit: 54:41 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Analog Kid

Postings: 2155

Registriert seit 27.06.2013

2021-01-31 22:04:13 Uhr
Ja, toll, muss ich auch mal wieder hören. Ich stand mit meiner Liebe für den Nachfolger "Centipede Hz" ja immer etwas alleine da, aber für mich auch nochmal mindestens auf dem Niveau von MPP.

Vor einer gefühlten Ewigkeit zuletzt gehört...

kingsuede

Postings: 4072

Registriert seit 15.05.2013

2021-01-31 21:57:53 Uhr
Vielleicht nicht mehr ganz so geil wie vor zwölf Jahren, aber immer noch ein großes Album. Animal Collective auf ihrem Peak, danach ging es leider ziemlich steil bergab.

Wo ich das Album mal wieder aufgelegt habe, will ich Sommer, Tanz und das Ende von Corona.

Affengitarre

User und News-Scout

Postings: 10783

Registriert seit 23.07.2014

2019-01-11 18:58:51 Uhr


Eine alternative Version vom Albumtrack, vielleicht interessiert das ja den einen oder anderen Fan. :)

MopedTobias (Marvin)

Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion

Postings: 19947

Registriert seit 10.09.2013

2014-04-25 15:45:04 Uhr
7,5/10 für mich. Hab dieselben Highlights wie DC, mit dem Rest kann ich nur bedingt was anfangen.

Demon Cleaner

User und Moderator

Postings: 5646

Registriert seit 15.05.2013

2014-04-25 14:13:23 Uhr
Allerdings. Bei "Summertime Clothes" fühl ich mich immer direkt wie im Freibad. "My Girls" und "Brother Sport" sind auch ganz große Songs. Für mich 9/10.
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